Süddeutsche Zeitung

Neue Nutzung:Kulturcafé im Forsthaus

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Asylsozialberaterin Sadija Klepo plant für die Zeit, wenn Flüchtlinge ausgezogen sind

Von Otto Fritscher, Starnberg

Es war ein kleines Hotel mit einem gemütlichen Restaurant und einer Diskothek namens "Waldkeller", in der in den wilden Siebzigern die Starnberger Jugend sich austobte. Dann wurde es still um das "Forsthaus Mühltal", aktuell dient es als Unterkunft für 55 Asylbewerber. Doch vermutlich werden diese Ende des Jahres ausziehen, weil das Landratsamt das Forsthaus als Asylbewerberunterkunft aufgeben wird, sagt Sadija Klepo. Die Asylsozialberaterin, die auch den Verein "Hilfe von Mensch zu Mensch" gegründet hat, kümmert sich mit Katja Herzum um die jungen Männer aus Afghanistan, Nigeria, Somalia und Eritrea. Es seien "engagiert junge Männer, die etwas tun wollen", sagt Klepo, die selbst 1991 als politische Dissidentin mit ihren drei kleinen Kindern aus dem damaligen Jugoslawien geflohen ist.

Klepo schwebt vor, aus dem Forsthaus, in dem eine funktionale Küche eingerichtet worden ist, eine Art Begegnungsstätte zu machen, in der vor allem Künstlern und Kulturschaffenden Raum gegeben werden könnte. Erste Gespräche mit der Starnberger Kulturveranstalterin Elisabeth Carr hat Klepo bereits geführt. "Dieser Ort hier im Mühltal hat Anziehungskraft, etwas Magisches, möchte ich sagen", hat Klepo gespürt. Ein idealer Standort eben auch für eine Art Kulturcafé, in das sich auch die Flüchtlinge einbringen könnten, etwa indem sie für Speis' und Trank sorgen. Auch mit der Arbeitsagentur und dem Jobcenter hat die Asylsozialberaterin schon Kontakt aufgenommen, es gehe um Fortbildungen aus Ausbildungen in gastronomischen Berufen, "denn die werden bei uns ja sehr gesucht".

Mit dem Konzept eines Kulturcafés sind nach Angaben von Sadija Klepo auch die privaten Eigentümer der Immobilie einverstanden. Mit dem Landkreis hat sie noch nicht über ihre Pläne gesprochen. "Das machen wir im Frühjahr", kündigt Klepo an. Fest steht indes schon der Termin für eine Veranstaltung, die Klepo bislang in München organisiert hat: die Balkan-Tage, die nächstes Jahr zum zehnten Mal stattfinden. Ziel war es, die einst verfeindeten Volksgruppen wieder an einen Tisch zu bringen, und das sei gelungen, sagt die Organisatorin. Am Balkan-Tag im Mühltal mit dem Motto "Lange Schatten der Kriege" sollen Autoren aus dem ehemaligen Jugoslawien, aber auch aus dem Fünfseenland teilnehmen. Dazu wird es "interkulturelles Essen geben, denn auch das verbindet."

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Quelle:
SZ vom 24.09.2016
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