Starnberg:Dicke Luft

Starnberg: Das Dach des Landratsamts Starnberg wird derzeit saniert. Bis Ende Juni bleibt das Gerüst.

Das Dach des Landratsamts Starnberg wird derzeit saniert. Bis Ende Juni bleibt das Gerüst.

(Foto: Arlet Ulfers)

Für 1,9 Millionen Euro erhält das Landratsamt eine neue Lüftungsanlage - manch einem ist das zu viel Geld.

Von Wolfgang Prochaska, Starnberg

Albert Luppart zeigte sich erbost. Was Kreiskämmerer Stefan Pilgram in der Sitzung des Kreistages am Montag beim Thema "Sanierung der Kälte- und Lüftungsanlagen im Landratsamt" mitteilte, ließ ihn ungewöhnlich emotional werden. Pilgram hatte gerade die neuen Kosten für die Lüftung vorgestellt - und diese waren um 70 Prozent gestiegen. Also von 1,1 auf 1,9 Millionen Euro. "Es ist schon allmählich Methode, dass immer was draufgesattelt wird und wir nachtarocken", schimpfte Luppart. Er wollte dahinter nicht nur Methode erkennen, sondern gar einen "roten Faden". Warum, so fragte er, könne die Verwaltung nicht von vornherein sagen, dass es teurer wird? "Diesen Vorwurf mache ich."

Die ungewöhnliche Kritik kam nicht von ungefähr und sie zeigt die Stimmung im Gremium, wenn es um Kosten geht. Die Ursache liegt 18 Monate zurück: Damals brüskierte Pilgram die Kreisräte regelrecht mit der Information, dass die Erweiterung des Landratsamts statt der geschätzten 6,5 auf nun 14,8 Millionen käme. Obwohl Pilgram damals erst neu im Amt war und er die Zahlen von seiner Vorgängerin Eva John übernommen hatte, waren die Kreisräte sauer. Seitdem ist ihre Empfindlichkeit eher noch gewachsen, denn Luppart war nicht der einzige, der die Kostensteigerung kritisierte. Auch Matthias Vilsmayer und Andreas Lechermann stießen ins gleiche Horn. Landrat Karl Roth verteidigte seinen Kämmerer: "Wir haben gesagt, wenn wir mehr und qualitativ besser bauen, dann wird es teurer." Das entsprach tatsächlich den Beschlüssen aus den Ausschüssen.

Wie Pilgram ausführte und wie der Kreistag dann auch zustimmte, erhält das 30 Jahre alte Gebäude nicht nur eine bessere Lüftung und Klimaanlage mit weniger Stromverbrauch, es werden auch mehr Räume miteinbezogen. Die neue Lüftung wird zugfrei sein, effizienter, und die betroffenen Räume wie Sitzungssaal, kleiner Sitzungssaal, Schulungsraum, Küche, Kantine und Toiletten, Neben- und Kopierräume werden an die Grundwasserkühlung angeschlossen. Die Energieeinsparung beträgt laut Behörde 146 160 Kilowattstunden im Jahr, was 7310 Euro weniger Kosten ausmacht. Pilgram verwies zwar darauf, dass Amortisation relativ lange dauere, vertrat aber die Ansicht, dass eine wesentliche Verbesserung des Raumklimas mit dieser Investition eintrete, zumal die Grundwasserkühlung der Räume nur ein Sechzehntel der elektrischen Leistung benötige als die alten Klimaanlagen.

Lechermann, der von Beruf Installateur ist und sich daher in der Materie auskennt, setzte sich für die große Lösung ein. "Auf Schrott ein bisschen was Neues schrauben, macht nur Probleme." Die teure Variante, bei der alles erneuert wird, sei für ihn die einzig schlüssige Lösung. So sahen es auch die anderen Kreisräte, die zwar zähneknirschend, aber geschlossen der teuren Lösung zustimmten - auch Albert Luppart. Wenn alles gut geht, kann Ende des nächsten Jahres ausgetauscht werden.

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