Starnberg:Das Kreuz mit der Kreuzung

Starnberg: An der künstlich verengten Kreuzung mit überbreiten Gehwegen an der Kaiser-Wilhelm-, Josef-Jägerhuber- und Leutstettener Straße bleibt es bei einem Provisorium.

An der künstlich verengten Kreuzung mit überbreiten Gehwegen an der Kaiser-Wilhelm-, Josef-Jägerhuber- und Leutstettener Straße bleibt es bei einem Provisorium.

(Foto: Arlet Ulfers)

Seit Jahren strebt die Stadt eine Verbesserung der innerstädtischen Verkehrsführung an, doch für den Umbau eines viel befahrenen Knotenpunkts fehlt es an Geld und Personal.

Von Peter Haacke, Starnberg

Es war nie geplant, dass das Provisorium jahrelang bestehen bleibt. Doch manchmal ist es besser als eine Lösung, die nie kommt - vor allem dann, wenn es an Zeit, Geld oder Personal fehlt. Im Hinblick auf den Umbau der Kreuzung von Leutstettener Straße, Josef-Jägerhuber-Straße, Perchastraße und Kaiser-Wilhelm-Straße in Starnberg - ein Klassiker der Stadtpolitik - kommen alle drei Aspekte zusammen: Die Kassen sind leer, der Verwaltung fehlt es an personellen Kapazitäten, der im Sommer 2021 beschlossene "finale" Umbau wird auch 2023 nicht stattfinden. Stattdessen bleibt es bei der billigsten Lösung: Das vor sich hin bröselnde Provisorium aus Bitumen, das seit 2018 die Fahrbahn verschmälert, wird nach diesem Winter ein weiteres Mal erneuert und bestätigt: Nichts hält länger als ein Provisorium.

Der Starnberger Bauausschuss befasste sich kürzlich erneut mit diesem Knotenpunkt, der tagtäglich bis zu 6000 Fahrzeuge bewältigt. Die unübersichtliche Kreuzung gilt aus zwei Gründen als neuralgischer Schwachpunkt bei der Verkehrsführung in der Innenstadt: Radfahrer und Fußgänger - insbesondere Senioren, Kinder und in ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen - tun sich schwer beim Überqueren der Straßen. Und Fahrer größerer Fahrzeuge müssen oft stoppen oder sogar rangieren. Bus- und Lkw-Fahrer im Begegnungsverkehr kommen im Bereich der Verschwenkung nicht aneinander vorbei.

Starnberg: Kommt ein Bus um die Ecke, muss der Gegenverkehr warten.

Kommt ein Bus um die Ecke, muss der Gegenverkehr warten.

(Foto: Arlet Ulfers)

Die Rathausverwaltung - konkret die Abteilung für Straßen- und Landschaftsbau - sieht sich angesichts einer schier endlosen Liste an Vorhaben und chronischen Personalmangels gezwungen, weniger wichtige Projekte zu schieben. Zur Abstimmung im Ausschuss kamen nun zwei Alternativen: Das Provisorium bleibt bestehen und wird instand gesetzt. Oder aber das Provisorium wird komplett entfernt und kommt erst dann wieder auf die Tagesordnung, "wenn das Sachgebiet die Kapazitäten hat", heißt es in der Beschlussvorlage. Das ist auch eine Kostenfrage: Die Beseitigung der Bitumenreste mit Ausbesserung des Straßenbelags kostet rund 5000 Euro, der Preis für eine Erneuerung des Provisoriums betrug 2021 rund 12 000 Euro.

Starnberg: Der improvisierte Gehweg ist überbreit und soll an einem Haus einen Feuchtigkeitsschaden verursacht haben: Ein Gutachten soll Klärung bringen.

Der improvisierte Gehweg ist überbreit und soll an einem Haus einen Feuchtigkeitsschaden verursacht haben: Ein Gutachten soll Klärung bringen.

(Foto: Arlet Ulfers)

Das Thema ist eine Erblast aus der Amtszeit von Bürgermeisterin Eva John. Zwar hatte der Stadtrat das Projekt schon 2012 auf die Agenda gesetzt, doch der Umbau der unübersichtlichen Kreuzung blieb unerledigt. Im Jahr 2018 präsentierte die Verwaltung dann erste Ideen: Abgesehen von der ohnehin geltenden Tempo-30-Zone sollte die Fahrbahn zugunsten der Gehwege auf 5,50 Meter Breite verringert werden. Dadurch sollten kürzere Wege für Fußgänger, aber auch "eine qualitativ gesteigerte Aufenthaltsqualität" erreicht werden, erklärte die damals zuständige Bauamtsmitarbeiterin.

Geplant waren verbreiterte und abgesenkte Gehwege, eine verschmälerte Fahrbahn und verringerte Kurvenradien. Zudem sollte eine Holzplattform den Ausblick auf den Georgenbach verschönern, auch beleuchtete Zebrastreifen standen zur Debatte. Dies alles hätte freilich seinen Preis gehabt: Der Umbau sollte laut grober Schätzung 667 000 Euro kosten.

Starnberg: Ein Plan, der aus Kostengründen nie realisiert wurde: Der Umbau der innerstädtischen Kreuzung mit den Zufahrten aus Leutstettener Straße, Josef-Jägerhuber-Straße und Kaiser-Wilhelm-Straße (im Uhrzeigersinn).

Ein Plan, der aus Kostengründen nie realisiert wurde: Der Umbau der innerstädtischen Kreuzung mit den Zufahrten aus Leutstettener Straße, Josef-Jägerhuber-Straße und Kaiser-Wilhelm-Straße (im Uhrzeigersinn).

(Foto: Georgine Treybal)

Der Stadtrat blieb skeptisch angesichts der enormen Kosten und beschloss auf Antrag der CSU den Bau des Provisoriums - ein Zustand, der nun seit mehr als vier Jahren anhält und laut Michael Mignoli (BLS) optisch zwar nicht gelungen ist, seinen Zweck aber erfüllt: die Entschleunigung des Verkehrs und mehr Sicherheit für schwächere Verkehrsteilnehmer. Ein Problem aber bleibt vorerst: Ein betroffener Anwohner hat Feuchtigkeitsschäden an seinem Haus festgestellt, die durch das Provisorium entstanden sein sollen. Ein Gutachten soll nun Klärung bringen.

Die Verkehrslage an der Kreuzung dürfte sich ohnehin im Frühjahr drastisch ändern: Dann wird die Verbindung zwischen B2 und innerstädtischer Leutstettener Straße gesperrt, um in einem Test eine veränderte Verkehrsführung während der Bauphase des B2-Tunnels zu simulieren.

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