Süddeutsche Zeitung

Landkreis Starnberg:Corona-Alarm im Kraillinger Altenheim

Die Zahl der Neuinfektionen im Landkreis Starnberg steigt rapide. Im Pflegeheim Maria Eich steht nun eine ganze Station unter Quarantäne, seit das positive Testergebnis einer Mitarbeiterin vorliegt.

Von Michael Berzl

Nach einem Corona-Fall beim Personal des Caritas-Altenheims Maria Eich in Krailling steht dort seit Mittwoch eine ganze Station unter Quarantäne. Die 26 Bewohner und auch neun Mitarbeiter seien getestet worden, ob sie sich angesteckt haben, teilte Caritassprecherin Bettina Bäumlisberger am Freitag mit. Ergebnisse lagen bis zum Abend aber noch nicht vor. Die Angehörigen seien über den Vorfall informiert.

Zuvor hatte eine Probe bei einer Urlaubs-Heimkehrerin aus einem Risiko-Gebiet im ehemaligen Jugoslawien ein positives Ergebnis erbracht. Um welches Land es sich handelt, wollte die Sprecherin nicht bekanntgeben. Die Frau hatte in ihrer ersten Schicht in der Pflege Kontakt zu elf Bewohnern und neun Kollegen gehabt. Damit ist dem Heim mit insgesamt 140 Bewohnern ein Fall eingetreten, den viele Betreiber befürchten, denn sie arbeiten oft mit einer internationalen Belegschaft. Etwa 70 Prozent kämen nicht aus Deutschland, erklärte Doris Schneider, die im Caritasverband der Erzdiözese München und Freising den Geschäftsbereich Altenheime leitet.

Gerade in den vergangenen Tagen ist auch im Landkreis Starnberg die Zahl der Corona-Infektionen unter Urlaubsheimkehrern deutlich nach oben gegangen. Bis zu acht neue Fälle pro Tag hat das Starnberger Landratsamt in dieser Woche gemeldet. Oft hatten die Infizierten ihren Urlaub in Ländern wie Kosovo, Serbien oder Kroatien verbracht. Am Freitag meldete das Landratsamt vier neue Corona-Fälle: drei in Gauting, einen in Weßling. Einer der Gautinger hatte sich zuvor in Kroatien aufgehalten, berichtete Behördensprecherin Barbara Beck. Die Zahl der Infizierten ist nach ihren Angaben auf 668 gestiegen.

Für Heimkehrer aus Risikogebieten gelten eigentlich besondere Vorschriften: Sie müssen ein höchstens zwei Tage altes ärztliches Zeugnis vorlegen, das bestätigt, dass sie sich nicht angesteckt haben, oder erst einmal in Quarantäne gehen, bis ein negatives Testergebnis vorliegt. Es gibt aber auch Ausnahmen. Beschäftigte in Altenheimen zum Beispiel können von den Vorschriften abweichen, wenn ihre Tätigkeit der Aufrechterhaltung "der Funktionsfähigkeit des Gesundheitswesens" dient, wie es in der entsprechenden Verordnung des bayerischen Gesundheitsministeriums heißt. Manche Betreiber sind angesichts des ohnehin schon herrschenden Personalmangels in der Pflege auf jede Kraft angewiesen.

Von einer "Gratwanderung in der Risikobewertung" spricht in dem Zusammenhang Doris Schneider von der Caritas. Seit Mitte März arbeite man schon unter einer besonders hohen Belastung, "und wir müssen schauen, wie wir unsere Bewohner noch gut versorgen." In dem Pflegeheim in Maria Eich fiel die Abwägung so aus, dass eine Frau, die aus einem Risikogebiet zurückgekehrt war und sich auch hatte testen lassen, eingesetzt wurde, obwohl das Ergebnis der Untersuchung noch nicht vorlag. Allerdings, so betont Caritas-Sprecherin Bäumlisberger, musste die Mitarbeiterin besondere Sicherheitsvorkehrungen beachten, wozu auch die Verwendung einer Atemmaske gehört, die als besonders sicher gilt. Abstand zu halten, sei aber in der Pflege naturgemäß nicht möglich.

Die personellen Spielräume in Pflegeeinrichtungen sind offenbar unterschiedlich groß. Im Kraillinger Waldsanatorium der Kongregation der Barmherzigen Schwestern mit 77 Beschäftigen aus 13 Nationen etwa warte man lieber ein Testergebnis ab, erklärte Anke Diegnitz, die für das Qualitätsmanagement zuständig ist. "Wir sind da vielleicht einen Tick vorsichtiger als andere", glaubt sie und betont aber auch: "Es geht nicht um Kroatien oder Serbien, sondern um unser Verhalten schlechthin." Das Risiko einer Corona-Infektion bestehe schließlich auch beim Einkaufen oder bei einer Feier im Freundeskreis.

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SZ vom 22.08.2020
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