Süddeutsche Zeitung

Starnberg:Kräftemessen zu Wasser und zu Land

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Beim Prinzregent-Luitpold-Fischerstechen vor dem Seerestaurant Undosa krönen die Berufsfischer ihren neuen König, beim Starnberger Schlossfest zücken Ritter die Schwerter. Tausende Besucher kommen am Wochenende und schauen sich die Spektakel an

Von Michael Berzl, Starnberg

Peter Dechant ist neuer Fischerkönig am Starnberger See. Im sechsten Anlauf hat es endlich geklappt, als der 51-Jährige am Sonntag im Finale beim Prinzregent-Luitpold-Fischerstechen seinen Gegner Gregor Hauer aus Tutzing baden schickte und als letzter von insgesamt zehn Turnierteilnehmern trocken blieb. Unter großem Jubel der Zuschauer drehte der Sieger gleich mehrere Ehrenrunden im Holzboot, ehe er mit der Trachtlerin Veronika Hofer in der Rolle der Fischerkönigin an Land ging und sich mit einer Krone auf dem Kopf ausgiebig feiern ließ.

Drei Kämpfe hatte der Inhaber eines Fischgeschäfts in der Kreisstadt überstehen müssen. "Ich bin einfach nur glücklich", sagte er danach, denn die Erwartungen an ihn waren hoch. Nun kann eine lange Tradition fortgesetzt werden. Sein Vater Paul Dechant hatte zuletzt vor 40 Jahren den Titel in die Familie geholt, irgendwann soll der jetzt siebenjährige Sohn Leopold die Lanze übernehmen. Zuvor beim Sportstechen mit insgesamt 18 Teilnehmern hatte ein Brüderpaar das Finale ausgetragen. Schließlich siegte der 25-jährige Matthias Kittel gegen seinen jüngeren Bruder Markus.

Das Spektakel, das der Trachtenverein nur alle fünf Jahre austrägt, hat mehrere hundert Zuschauer angelockt, die von der Uferpromenade aus die Zweikämpfe auf dem Wasser verfolgten und eifrig ihre Favoriten anfeuerten. Sie hatten brav ihre fünf Euro Eintritt bezahlt, während viele Zaungäste vom Seerestaurant Undosa aus bei bunten Getränken das Spektakel als Gratis-Unterhaltung genossen. Hans Zellner vom Trachtenverein kommentierte die wackeligen Duelle als Moderator am Mikrofon.

Während drunten am See die Berufsfischer ihre Holzlanzen aufräumen, greifen droben beim Starnberger Schloss die Mitglieder der Biberacher Schautruppe "Masseny" zum Schwert. So einen kernigen Schaukampf hätten sich die beiden siebenjährigen Buben Kilian und Simon aus Widdersberg und Wörthsee gerne angeschaut, doch anders als im Programm angekündigt, ist nur ein höfischer Tanz mit vielen Verbeugungen und bedeutsamen Gesten zu sehen. Dann lieber zum Bogenschießen bei den Paartaler Bogenschützen.

Wie eine "Spagnoletta" im prächtigen Gewand zu Musik aus der Renaissance-Zeit getanzt wird, schauen sich etwa hundert Zuschauer an. Das Interesse hätte größer sein können, finden Carsten und Katrin Petri, die zu dem Dutzend der als Edelleute gehören, die am Schlossberg ihr Lager wie zu Zeiten von Franz I. im Jahr 1525 aufgeschlagen haben. "Enttäuschend" ist in ihren Augen der Zuspruch bei der von der Stadt organisierten Veranstaltung. Die Essensversorgung war zeitweise dennoch an der Kapazitätsgrenze. Wer sich zum Beispiel am Stand der Metzgerei Lutz eine Bratwurst holen wollte, musste viel Geduld mitbringen, Steckerlfisch war mittags vorübergehend aus.

Vor allem Familien sind gekommen, um zum Beispiel einem Schmied bei der Arbeit zuzusehen, der eiserne Pfannen ab 45 Euro verkauft. Ein Falkner hat seine Raubvögel fliegen lassen, an einem Keramikstand konnten Kinder selber töpfern. Einen großen Reiz des Marktreibens macht schon seine Lage in dem gepflegten Park auf dem Schlossberg aus. Ganz stilecht war das Szenario allerdings nicht, was den Masseny-Mitgliedern Carsten und Katrin Petri auch etwas missfallen hat. Gleich neben ihrem Zelt mit einer großen Tafel für die Darsteller der Edelleute steht ein bunt blinkender Wagen, in dem Cocktails und Longdrinks verkauft werden.

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Quelle:
SZ vom 10.07.2017
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