Starnberg:Komplizierte Konstellation

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Allianz um Eva John legt zu, doch die CSU bleibt stärkste Fraktion im Starnberger Stadtrat.

Von Peter Haacke

Das ohnehin schwierige politische Geschäft in Starnberg wird in den nächsten sechs Jahren wohl noch etwas komplizierter: Das Votum der Wählerschaft hat der Kreisstadt nicht nur eine Stichwahl um den Bürgermeisterposten zwischen Eva John (BMS, BLS, FDP, WPS) und Ludwig Jägerhuber (CSU) beschert, sondern auch eine Konstellation im Stadtrat, die voraussichtlich noch manch' Überraschung birgt. Zwar hat es eine Kräfteverschiebung zu Gunsten der Allianz mit Eva John an der Spitze gegeben. Doch stärkste Fraktion im Stadtrat bleibt die CSU, die gemeinsam mit UWG, Grünen und SPD eine Mehrheit im Gremium bilden könnte. Gemeinsam kommen diese vier Gruppierungen auf 16 Sitze, lediglich 14 hat die Allianz erobern können. Ungeachtet des Wahlausgangs am Sonntag, 30. März, um den Bürgermeisterposten, der bei Entscheidungen ja ebenfalls Stimmrecht hat, wird die Starnberger Politik künftig stärker denn je von der Fraktionsdisziplin abhängig sein. Abweichler wird sich künftig jedenfalls keine Gruppierung mehr leisten können.

Freilich hat es auf beiden Seiten der jeweiligen Blöcke Gewinner und Verlierer gegeben. Als beides darf sich nur die CSU fühlen: Zwar erzielte man mit sieben Sitzen ein Mandat weniger als 2008. Doch zieht man jene beiden Mandate ab, die sich durch den Weggang von John und Pfister - beide gründeten im November 2012 die BMS - ergaben, hätten die Christsozialen sogar einen Sitz hinzugewonnen. Neu im Stadtrat sind Stefan Frey, Katja Fohmann und Fritz Obermeier; Hannelore Hartmann dagegen zählt zu den "Altgedienten". Eindeutig zu den Gewinnern der Wahl zählen WPS und BMS, die ihre Mandate erheblich aufstocken konnten - allerdings auf Kosten der Bürgerliste. Um BLS-Chef Walter Jann, der als Erfinder des Widerstands gegen den B2-Tunnel gilt und einst auch der WPS zur Hoffähigkeit verhalf, wird es damit künftig recht einsam. Den Ton geben andere an: Gespannt darf man sein auf die Auftritte der Neulinge von WPS und BMS.

Zu den Verlierern der Kommunalwahl muss sich die Unabhängige Wähler Gemeinschaft zählen. Mit Hans Beigel als potenziellem Bürgermeister-Nachfolger von Ferdinand Pfaffinger hat die UWG offensichtlich nicht überzeugen können und büßt ihren Status - nunmehr ohne Frauen - als stärkste Fraktion neben der CSU ein. Als herbe Enttäuschung gilt auch das Abschneiden der SPD. Vor allen anderen Parteien waren die Sozialdemokraten im Januar 2013 mit der Nominierung von Frank Hauser als Bürgermeister-Kandidat vorgeprescht, was sich aber nicht positiv auswirken sollte: Die SPD befindet sich im freien Fall und ist mit lediglich zwei Mandaten gerade noch auf Augenhöhe mit der FDP. Den bundes- und landesweit zur Bedeutungslosigkeit verdammten Liberalen dagegen glückte in der einstigen FDP-Hochburg Starnberg immerhin die Wahrung des Status quo, zu mehr reichte es aber auch nicht. Durchaus zufrieden können die Grünen mit ihrem Wahlergebnis sein - auch wenn man sich einen Sitz mehr erhofft hatte. Immerhin rückt mit Annette von Czettritz eine ausgewiesene Expertin für energetische Fragen ins Gremium.

© SZ vom 18.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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