Er ist gerade auf dem Heimweg von Frankreich, natürlich war er dort am und auf dem Wasser: Erst Mittelmeer, dann Atlantik. Von Montag an aber beginnt für Severin Bader wieder der Alltag, wobei der 41-Jährige seine Leidenschaft zum Beruf gemacht hat. Im Familienbetrieb „Surftools“ in Starnberg dreht sich alles um Wassersport vom Surfen über Stand-Up-Paddeling bis zum Kiten und Wingfoilen. Eine feste Adresse also für alle, die am Starnberger See und Ammersee nicht nur im Uferbereich bleiben wollen. Dort geht auch Bader regelmäßig auf’s Wasser, am liebsten mit dem Wingfoil.
SZ: Herr Bader, die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft hat in diesem Sommer deutlich mehr Kitesurfer festgestellt, vor allem auf dem Starnberger See und Ammersee. Können Sie das bestätigen?
Severin Bader: Also ich würde sagen, dass die Zahl der Kitesurfer in den vergangenen fünf Jahren nicht extrem zugelegt hat. Oder anders gesagt, die Zahl der Wassersportler ist nicht übertrieben gestiegen. Wenn eine Sportart gerade boomt, dann ist es das Wingfoilen.
Funktioniert Kitesurfen denn im Fünfseenland überhaupt? Bei den Olympischen Spielen in Paris mussten die Sportler lange auf Wind warten.
Das ist es: Wir haben hier nicht beständig starken Wind, da sind im Monat vielleicht mal zwei oder drei Tage dabei, an denen es überhaupt geht. Darum gibt es auch keine Schule an den Seen, um Kiten zu lernen, Windsurfen und Wingen aber schon. Das sind alles Leute, die im Urlaub kiten und vielleicht mal einen Windtag daheim mitnehmen.
Was sind das für Leute, alles junge Freaks?
Ganz querbeet. Natürlich junge und freakige Leute, aber auch ganz normale: Manager, Schüler, Angestellte – alle, die gerne Wassersport machen. Auch Mamas und Papas, die sich im Urlaub mit der Kinderbetreuung abwechseln, um aufs Wasser zu kommen.
Der Sport gilt als gefährlich. Würden Sie zustimmen?
Nein. Da ist Autofahren gefährlicher.
Wingfoilen ist dennoch beliebter.
Würde ich so nicht sagen. Es ist ein noch recht junger Sport, den es erst seit ein paar Jahren gibt. Und im Gegensatz zum klassischen Kitesurfen braucht man dafür nicht so viel Wind, man kann also relativ häufig raus. Es ist außerdem relativ leicht zu lernen und macht richtig viel Spaß.
Erklären Sie doch mal bitte diese beiden Sportarten.
Beim Kitesurfen steht der Sportler auf einer Art Wakeboard und wird von einem Lenkdrachen übers Wasser gezogen. Beim Wingfoilen hält der Surfer auf einem Board stehend einen Wing in der Hand, den er in den Wind stellt. Damit generiert er sowohl Auftrieb als auch Vortrieb.
Was kostet die Ausrüstung?
Das ist wie beim Radfahren: Man kann mehrere Tausend Euro zahlen, muss aber nicht. Fakt ist, dass beide Sportarten materialaufwendig sind. Man braucht einfach viel Zeug, das geht beim Neoprenanzug los und hört bei der Pumpe auf. Es ist jedenfalls nicht wie beim Fußball, wo Schuhe und ein Ball reichen.
Was macht den Reiz dieser Sportarten aus?
Ich glaube, jeder Mensch hat einen Bezug zum Wasser. Mit einem Surfbrett, Kite oder Wingfoil ist man eben ganz nah dran. Man arbeitet mit den Elementen und spürt den ganzen Körper, im Idealfall scheint einem dabei noch die Sonne ins Gesicht. Man vergisst alles außen herum und ist einfach nur glücklich.
Wo am Starnberger See und Ammersee sind denn die Hotspots für diese Wassersportarten?
Zum Kiten ist das Angebot sehr eingeschränkt, weil viel Platz am Ufer benötigt wird, um die 24 Meter langen Leinen auszulegen. Das geht am Starnberger See nur in Ambach und am Ammersee in der Herrschinger Bucht am Kreuz. Da haben es die Wingfoiler deutlich leichter. Ich gehe auch mal vor der Arbeit oder in der Mittagspause in Percha raus, bei Ostwind geht es auch gut am Steg 1 oder in Tutzing. Am Ammersee sind auch viele in der Herrschinger Bucht. Wingfoilen funktioniert aber zum Beispiel auch am Wörthsee.
Besteht die Gefahr, dass es auf den Seen zu eng wird mit den vielen verschiedenen Wassersportlern?
Nein, da sehe ich überhaupt keine Gefahr. Dafür gibt es auch zu wenig Wind an unseren Seen. Ganz im Gegenteil: Ich finde es schön, dass sich so etwas wie eine Community entwickelt. Früher war man als Surfer oft alleine auf dem Wasser oder zu zweit, jetzt kann man seinen Sport zusammen ausüben mit anderen Wassersportlern. Das ist doch großartig.