Starnberg:Kirchenorgel goes Folk

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Ideenreich: Bernard Texier, künstlerischer Leiter der Orgelwoche. (Foto: Ulfers)

Beim zweiten Konzert der Orgelwoche werden kammermusikalische Ansätze mit Volksmusik kombiniert

Von Reinhard Palmer, Starnberg

Die Idee war spannend und lockte viele Besucher in den Konzertsaal der Starnberger Musikschule. Der Kirchenmusiker der Stadtpfarrkirche St. Maria und künstlerischer Leiter der Starnberger Orgelwoche, Bernard Texier, setzte am zweiten Abend des Festivals ein außergewöhnliches Konzert an. Außergewöhnlich in doppelter Hinsicht: Aufgrund des kammermusikalischen Ansatzes und wegen der Kombination mit Volksmusik. Dazu lud er die alpenländisch besetzte Familienmusik Schulz mit Zither, Hackbrett und Gitarre sowie das Hochberghauser Klarinettenquartett, das vor allem die geistliche Volksmusik im Fokus hat, ein.

Die Verbindung zur Orgelwoche schuf ein Orgelpositiv, das vor 20 Jahren von Josef Garhammer in Weilheim erbaut und von Musica Starnberg zur Verfügung gestellt wurde. Ist es bei kirchenmusikalischen Konzerten ein warmtoniges Orchesterinstrument oder ein ohne Verzögerung ansprechender Begleiter im Basso continuo, stellte es hier im kleinen Raum und in dessen trockener Akustik ohne Nachhall eine schwierige Aufgabe an die beiden Interpreten.

Max Frey, Begründer dessen, was heute Musica Starnberg ist, konnte nicht zuletzt dank seiner Erfahrungen mit diesem Instrument mit präziser Spieltechnik den Nachteilen entgegenwirken und filigrane kammermusikalische Kostbarkeiten herzaubern. Seine Interpretationen von Werken "aus einer Orgelhandschrift des frühen 19. Jahrhunderts aus Welschnofen / Südtirol" sowie von zwei Ländlern Schuberts aus D 378 wiesen ihn als einen Meister des ausdrucksstark phrasierten Orgelspiels aus. Und dies konnte Frey großzügig einsetzen, lassen doch volksmusikalische Werke viel Spielraum zur emotionalen Gestaltung.

Volksmusikalische Stücke mit Orgel sind rar. Nur der Orgelboarische fand hier zur Konzerteröffnung ins Programm. Ein Werk von Tobi Reiser, der als Erfinder der Stubenmusik gilt. Das ausgerechnet dieses Stück missglückte, war schon ärgerlich, wurde jedoch in der Zugabe fehlerlos nachgeholt.

Man sollte sich eben nicht zu viel zumuten. Texier steht an allen Tagen der Orgelwoche mit mehreren Stücke auf dem Programm. Kein Wunder also, dass er den folkloristischen Teil vernachlässigte und auch die filigranen Flötenuhrstücke von Haydn aus dem Jahr 1793 mehr oder weniger vom Blatt spielte. Alte Flötenuhren, deren Werk nicht mehr rund läuft, mögen ähnlich klingen. Doch dafür geht man nicht ins Konzert.

Zum Glück gingen die Laienmusiker bestens vorbereitet auf die Bühne. Familienmusik Schulz kreierte einfühlsam viel Atmosphäre, im Hochzeitsmarsch von Raimund Zoder indes eine breite Feierlichkeit. Die Hochberghauser Klarinettisten, mit einer Bassklarinette als Unterlage, stellten in den Musiken zu diversen Anlässen (Tafelstück, Jakobilandler, Hochzeitsjodler) einen satten, plastischen Klangkörper in den Raum. Den Zuhörern gefiel es.

© SZ vom 09.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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