Starnberg:Kandidaten gesucht

Die Parteien im Landkreis haben Probleme, Bewerber für die Kommunalwahlen im März 2014 zu finden - selbst die CSU hat es offenbar nicht leicht. Zulauf haben eher die parteilosen Initiativen

Christine Setzwein

Starnberg: efm.   Wahlbüro im Rathaus, Wahlbrief / Briefwahl für Budestag, Bundestagswahl und Bürgerentscheid zur Westtangente, Wahlurne, Stimmabgabe

efm. Wahlbüro im Rathaus, Wahlbrief / Briefwahl für Budestag, Bundestagswahl und Bürgerentscheid zur Westtangente, Wahlurne, Stimmabgabe

(Foto: Marco Einfeldt)

Sie entscheiden darüber, wie hoch die Grundsteuer ist, ob der alteingesessene Gewerbebetrieb erweitern darf, ob eine neue Krippe gebaut und welche Straße saniert wird. Sie büffeln über Haushaltsposten und heben die Hand für oder gegen einen Zuschussantrag. Sie haben mindestens einmal im Monat eine Sitzung, auf die sie sich auch vorbereiten sollten, wenn sie ihre Aufgabe ernst nehmen. Die Anzahl der ehrenamtlich geleisteten Stunden ist beträchtlich, die Entlohnung gering. Und dafür werden sie auch noch des öfteren beschimpft. Kein Wunder, dass so mancher Ortsverband Probleme hat, Kandidaten für die Kommunalwahlen zu finden. Am 16. März 2014 wird über die neuen Gemeinde-, Stadt- und Kreisräte abgestimmt. Jetzt beginnt die Zeit der Aufstellungsversammlungen.

Starnberg: efm.   Wahlbüro im Rathaus, Wahlbrief / Briefwahl für Budestag, Bundestagswahl und Bürgerentscheid zur Westtangente, Wahlurne, Stimmabgabe

efm. Wahlbüro im Rathaus, Wahlbrief / Briefwahl für Budestag, Bundestagswahl und Bürgerentscheid zur Westtangente, Wahlurne, Stimmabgabe

(Foto: Marco Einfeldt)

Die einen haben schon, die anderen müssen noch. Schon vor zwei Wochen legte die CSU Gauting vor und präsentierte ihre Gemeinderatsliste. Die Gilchinger Grünen folgten vergangenen Donnerstag. Fakt ist, dass sich immer weniger Menschen länger für eine Sache engagieren wollen, schon gar nicht für eine Partei. Das macht die Sache gerade für die Kleinen nicht einfach. "Wir arbeiten daran", sagt etwa Christel Muggenthal, SPD-Gemeinderätin und Bürgermeisterkandidatin in Wörthsee. "Zwei, drei Leute fehlen noch" für die 16 Plätze auf der Liste. Bei den hinteren Plätzen gehe es noch, da finde sich immer jemand, der zwar nicht in den Gemeinderat, aber die Partei unterstützen wolle. Deshalb müssen auf den aussichtsreichen vorderen Plätzen oft die ran, die bereits im Gemeinderat sitzen und wissen, was sie erwartet.

Noch viel Überzeugungsarbeit müssen die Andechser Grünen leisten. "Drei, vier Kandidaten haben wir", sagt die Ortsvorsitzende Gabriele Keller. Sechs müssen es mindestens sein für 16 Plätze, denn auf der Gemeinderatsliste können Bewerber doppelt oder dreifach stehen. Um Kandidaten zu gewinnen, gehen die Grünen jetzt in die Offensive: mit regelmäßigen Stammtischen zu aktuellen Themen. Der nächste am Montag, 4. November, beschäftigt sich zum Beispiel mit der Energiewende und den steigenden Strompreisen. Eine Entwicklung, die die meisten Bürger umtreibt. "In Andechs gibt es viele Grün-Wähler", sagt Kellner, Potenzial wäre also da, meint die Vorsitzende. Der Ortsverband will auf alle Fälle eine Gemeinderatsliste aufstellen, bei den Stammtischen werden mögliche Kandidaten angesprochen. "Wir suchen Leute, die Interesse daran haben, ihre Zukunft in Andechs zu verbringen." Das Ziel ist hoch gesteckt: Zwei bis drei Sitze wollen die Grünen im Gemeinderat erobern, bisher sind sie nur mit einem vertreten.

In Seefeld sind die Grünen schon weiter. "Die ersten fünf Plätze haben wir sicher besetzt", sagt Evelyn Villing. In Seefeld gibt es allerdings 20 Gemeinderatssitze. Aber die Ortsverbandsvorsitzende ist sich sicher: "Die Liste kriegen wir voll." Anders als in Andechs setzt Villing auf persönliche Kontakte. "Wir reden Leute an, von denen wir wissen, dass sie uns gewogen sind und auch die Zeit für ein Gemeinderatsmandat haben könnten." Im Ortsverband wird gerade darüber diskutiert, ob die Grünen eine Bürgermeisterkandidaten aufstellen sollen, wohlwissend, dass sie gegen den Amtsinhaber Wolfram Gum keine große Chance haben werden. "Aber", sagt Villing, "ich finde, der Bürger sollte wenigstens die Wahl haben".

Selbst die CSU tut sich nicht mehr so leicht, engagierte Kommunalpolitiker zu finden, vor allem, wenn es um neue Bürgermeisterkandidaten geht. Nur öffentlich zugeben mag das niemand. Dagegen ist immer dort das Interesse groß, wo sich neue parteilose Initiativen bilden - Sammelbecken der Unzufriedenen. So wie Wörthsee-Aktiv oder das Bündnis Mitte Starnberg um Eva John. Gruppierungen, die neu antreten, müssen allerdings erst eine Hürde überwinden: Sie brauchen Unterstützungsunterschriften, die in den jeweiligen Rathäusern geleistet werden müssen.

Wer gedacht hat, dass die FDP nach den verlorenen Landtags- und Bundestagswahlen auf kommunalpolitischer Ebene keine Bewerber mehr finden würde, irrt. Nach dem Motto Jetzt erst recht "haben wir kein Problem, unsere Liste voll zu kriegen", freut sich Britta Hundesrügge, Ortsvorsitzende und FDP-Bürgermeisterkandidatin in Gauting. Ein Liste mit immerhin 24 Bewerbern. Nicht alle von ihnen wollten in den Gemeinderat, "aber sie haben Verständnis für das gesellschaftlich wichtige Engagement und stellen uns ihre Namen zur Verfügung".

Die Vorschlaglisten für die Kommunalwahl können frühestens am 17. Dezember eingereicht werden. An diesem Tag werden die Wahlleiter den öffentlichen Wahlaufruf machen, sagt Ingrid Zirkelbach vom Fachbereich Kommunalwesen im Landratsamt. Der späteste Termin, um mit einer Liste anzutreten, ist der 23. Januar 2014. Am 4. Februar bestimmt der Kreiswahlleiter dann über die Zulassung der eingereichten Vorschläge.

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