Süddeutsche Zeitung

Starnberg:Kalt erwischt

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Auch bei Minustemperaturen feiert der Kneipp-Verein sein 20. Gründungsjahr

Von Otto Fritscher, Starnberg

"Ich hab' gedacht, das gibt's doch gar nicht", sagt Renate Daltrozzo. Ihre Verwunderung hat, und das ist jetzt 20 Jahre her, der Umstand hervorgerufen, dass es in Starnberg keinen Kneipp-Verein gab, als sie 1997 vom Allgäu in die Kreisstadt am See gezogen war. Also schritt sie zur Selbsthilfe und gründet flugs einen Kneipp-Verein. "Wir sind ins Paradies am ersten Steg zum Wassertreten gegangen", erinnert sich Daltrozzo an diesem eisigen Montagnachmittag. Eine eigene Anlage habe der Verein damals noch nicht gehabt, das Grundstück für die Anlage am Mühlbergschlössl wurde dem Verein erst 2009 von der Stadt zur Verfügung gestellt. Neun Mitglieder zählte der Verein anfangs, das älteste 91 Jahre alt.

Mittlerweile hat der Verein mit Renate Wagner nicht nur eine neue Vorsitzende, sondern er zählt inzwischen auch 111 Mitglieder, das älteste wiederum im stolzen Alter von 91 Jahren. "Viele Achtziger sind noch voll dabei", berichtet Wagner. Sind sozusagen ein Beispiel, dass die Lehre des Bad Wörishofener Pfarrers Sebastian Kneipp bis in hohe Alter hinein gesund und agil erhalten kann. Seine Lehre sei "ein ganzheitliches Therapiekonzept, wie man heute sagen würde, zur Vorbeugung, Behandlung und Nachbehandlung vieler akuter und chronischer Krankheiten", erklärt Renate Wagner bei der Geburtstagsfeier des Vereins, die taggenau zum 20-jährigen Gründungsjubiläum auf der Kneipp-Anlage stattfindet. Fleißige Helfer haben ein Zelt aufgebaut, doch das nützt auch nicht viel gegen die frostige Kälte. Im Sommer, vermutlich im Juni, soll noch mal mit einem großen Fest der Vereinsgeburtstag gefeiert werden. Mit einem Gedicht von Eugen Roth bringt Renate Wagner den Gästen dann das Leben von Kneipp näher. Seine Philosophie, kurz gesagt: Wasser mache gesund, sagt Renate Wagner. Für ein gesundes Leben zählen aber laut Kneipp auch noch die Faktoren Bewegung, Ernährung, Heilpflanzen und Lebensordnung.

Heute hat der Kneipp-Verein ein Angebot, das weit über Wassertreten oder eben das Schneetreten im Winter hinausgeht. Es werden Fahrten und Reisen unternommen, bis nach Italien, Ägypten oder Gran Canaria; es gibt regelmäßig Vollmond-Wanderungen, eine Gruppe, die Salsa tanzt, und dazu diverse Walking-Gruppen, die bei fast jedem Wetter unterwegs sind.

Bei all diesen Aktivitäten aber steht eines im Mittelpunkt: "Wir legen großen Wert auf Gemeinsamkeit und Geselligkeit", sagt Renate Wagner. Renate Daltrozzo nickt, denn dieser Grundgedanke hat 20 Jahre lang bei den Starnberger Kneippianer Bestand gehabt. "Mich freut es riesig, dass die Lehre von Kneipp hier in Starnberg gekeimt hat und immer noch weiterlebt", sagt Renate Daltrozzo. Für ihr Engagement wird sie mit Frühlingsblumen belohnt, die allerdings sofort wieder warm eingepackt werden. Pflanzen sind eben empfindlicher als echte Kneippianer. Was dann Hannelore Hartmann, Elke Pleyer, Helga Tietze und Christine Dittberner unter Beweis stellen und barfuß zum Schneetreten gehen.

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Quelle:
SZ vom 25.01.2017
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