Starnberg:Kabarett hilft Nomadenkindern

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Kolping-Vorsitzender Andreas Weger (links) mit Pater Florian, ehemals Franz-Josef Prinz von Bayern. (Foto: Nila Thiel)

Seit Jahrzehnten unterstützt die Starnberger Gruppe "Kasbrettl" ein Hilfsprojekt von Pater Florian in Kenia. Die gesammelten Spenden summieren sich mittlerweile auf 140 000 Euro

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg

Angefangen hat es im Jahr 1988 mit einer Kuh. Seither unterstützt die Kabarettgruppe der Kolpingsfamilie Starnberg "Kasbrettl" ein Hilfsprojekt für Nomaden in Kenia, das von dem Missionsbenediktiner Pater Florian geleitet wird. In knapp 30 Jahren sind Spenden von etwa 140 000 Euro zusammengekommen. Am Mittwoch haben der Vorsitzende der Kolpingsfamilie, Andreas Weger, und Kasbrettl-Chef Thomas Beigel weitere 8000 Euro an Pater Florian übergeben. Der Mönch aus der Erzabtei Sankt Ottilien hat Heimaturlaub und konnte in der vergangenen Woche seinen 60. Geburtstag feiern.

Beigel kannte Pater Florian schon, als er noch Franz-Josef Prinz von Bayern hieß, in Leutstetten wohnte und in Starnberg Ministrant war. Als das Kasbrettl 1988 gegründet wurde, stand für die Kolpingsfamilie fest, dass die Einnahmen aus den Auftritten für einen guten Zweck verwendet werden. Weil Pater Florian zur gleichen Zeit nach Kenia geschickt wurde, wollten die Freizeit-Kabarettisten ihren ehemaligen Ministranten-Kollegen unterstützen. Mit ihren ersten Einnahmen haben sie eine Kuh für die Missionsstation finanziert, im Jahr darauf einen Traktor. Seit drei Jahren wird mit den Spenden ein Schulprojekt für Nomaden-Kinder unterstützt. Laut Pater Florian könnte das Vorhaben durchaus ein Pilotprojekt für alle Nomadenvölker in Kenia werden. Das Besondere an dem Projekt ist, dass die Kinder nicht in eine Schule gehen müssen, sondern die Schule zu ihnen kommt. Das ist bislang einzigartig in Kenia. Die Eltern erlauben den Schulbesuch oft nicht, denn ihre Kinder müssen arbeiten. Zudem haben sie Angst, dass sie nie mehr zurückkommen. Wie Pater Florian berichtete, haben Untersuchungen ergeben, dass fast alle Eltern ihre Kinder in eine Schule schicken würden, wenn diese am Ort ist und die Kinder gleichzeitig arbeiten können. Die Eltern seien sogar bereit, dafür zu bezahlen. Das neuartige Schul-Konzept wurde in Zusammenarbeit mit der Universität Regensburg ausgearbeitet. Die Feinheiten des Projekts werden in dem Dorf Illeret festgelegt, auch die Lehrmaterialien werden dort hergestellt.

Die Missionsstation Illeret im Norden von Kenia liegt buchstäblich am Ende der Welt. Mit dem Auto sind es vier Tagesreisen in die etwa 1000 Kilometer entfernte Hauptstadt Nairobi. Auf 10 000 Quadratkilometer leben in dem Gebiet am Turkanasee an der Grenze zu Äthiopien etwa 18 000 Menschen, meist Nomaden; das sind laut Pater Florian sechs Personen auf einen Quadratkilometer. "Sie sind auf der ständigen Suche nach Wasser und Weiden." Pater Florian macht auf seiner Missionsstation alles selbst und lernt die Menschen dort an. Wie er berichtete, gibt es dort keine Straßen, keine Handwerker, keine Werkstätten, keine Geschäfte. Wenn Händler aus Nairobi kommen und Vieh kaufen, würden die Nomaden übervorteilt. Damit das künftig nicht mehr passiert, sollen die Kinder in der mobilen Schule nicht nur das Lesen, Schreiben und Rechnen lernen, sondern auch Lebenskunde. Zugeschnitten auf ihr Nomadenleben werden sie geschult in Geldwirtschaft, Hygiene und Gesundheit. Im Gegensatz zum staatlichen Schulsystem lernen die Kinder in der Landessprache, erst später kommen Kisuaheli und Englisch hinzu.

Im Juni sind die ersten Lehrer geschult worden. Wie Pater Florian betonte, müssen die Bewerber Nomaden sein, weil sie das karge Leben sonst nicht aushalten würden. "Durchfaller" gibt es übrigens in der mobilen Schule nicht. Laut Pater Florian lernen die Kinder selbständig in ihrer eigenen Geschwindigkeit. Tatkräftig unterstützt wird das Projekt von Pater Florians Geschwistern Christoph Prinz von Bayern aus Feldafing und Wolfgang Prinz von Bayern sowie von dem Starnberger IT-Unternehmer Martin Eickelschulte. Sie koordinieren das Projekt von Deutschland aus. Weitere Informationen über das Projekt gibt es im Internet unter www.illeret.org oder per E-Mailbei an die Kolpingsfamilie: vorstand@kolping-starnberg.de.

© SZ vom 29.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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