Kriminalität:Mutmaßlicher Juwelier-Einbrecher kommt nach neun Jahren vor Gericht

Kriminalität: Juwelier Michael Mayer musste nach dem Einbruch im Jahr 2010, bei dem das Schaufenster aufgefräst wurde, die Scheibe notdürftig sichern.

Juwelier Michael Mayer musste nach dem Einbruch im Jahr 2010, bei dem das Schaufenster aufgefräst wurde, die Scheibe notdürftig sichern.

(Foto: Franz X. Fuchs)

Der 35-Jährige soll mit Komplizen das Schaufenster aus Panzerglas aufgeflext und Uhren im Wert von 120 000 Euro gestohlen haben.

Von Manuela Warkocz

Ein mutmaßlicher Einbrecher, der an dem spektakulären Coup auf das Starnberger Juweliergeschäft Mayer im Jahr 2010 maßgeblich beteiligt gewesen sein soll, muss sich ab Mittwoch vor dem Landgericht München II verantworten. Der 35-Jährige ist angeklagt, in der Nacht auf den 17. Februar 2010 mit drei Komplizen teure Armbanduhren im Wert von 120 000 Euro gestohlen zu haben. Der Täter soll einer international agierenden Bande aus Rumänien angehören, die laut Anklage mindestens 16 Beteiligte umfasst und sich offenbar auf Einbrüche in Juweliergeschäfte spezialisiert hatte. Der Bande wurde außer der Tat in Starnberg ein Dutzend weitere Einbrüche in Österreich und der Schweiz zur Last gelegt.

Die Täter sollen in Starnberg wie an anderen Tatorten vorgegangen sein: Zunächst spionierten sie das Juweliergeschäft aus. Nachts gingen sie dann ungewöhnlich und rabiat vor. Um 3.55 Uhr schnitten zwei unmaskierte Einbrecher - einer soll der Angeklagte gewesen sein - mit einem Winkelschleifer ein Viereck in die schusssichere Panzerglasscheibe. Ein Dritter stand Schmiere. Durch den 13 mal 30 Zentimeter großen Ausschnitt rafften sie 25 Luxusuhren aus der Vitrine an sich, und zwar offenbar gezielt und ausschließlich der Marke Breitling. Der Blitzeinbruch dauerte nur wenige Minuten. Der mutmaßliche Anführer nahm die Beute nahe dem Starnberger Bahnhof entgegen. Obwohl ein Taxifahrer die beiden Diebe bei den Seearkaden an der Wittelsbacherstraße gesehen hatte und sofort die Polizei verständigte, konnten die Einbrecher damals alle entkommen. Im April 2012 gelang es allerdings der Polizei, die Gesuchten in Rumänien festzunehmen.

Zum Prozess kommt es jetzt, nachdem der 35-jährige Angeklagte am 7. März diesen Jahres aus der Haft in England nach Deutschland ausgeliefert wurde. Die Verfahren gegen weitere Beteiligte sind nach Auskunft der Staatsanwaltschaft München II abgeschlossen. Verhängt wurden eine Jugendstrafe, eine Bewährungs- und eine Freiheitsstrafe.

Juwelier Michael Mayer hatte nach dem Einbruch nicht nur die gestohlenen Uhren zu beklagen, sondern auch den Schaden an der Scheibe, der zunächst mit 30 000 Euro veranschlagt wurde. Eine Panzerglasscheibe von einer Geltinger Spezialfirma, die auch das Kanzleramt, Museen und Botschaften schützt, hat ihren Preis. Das Schmuckgeschäft war 2010 nicht zum ersten Mal Ziel von Einbrechern. 2003 hatten andere Täter ein Auto als Rammbock verwendet und waren rückwärts in das Juweliergeschäft gerast. Sie raubten Uhren und Schmuck für rund 250 000 Euro. Nach dieser Tat hatte der Inhaber vier Betonstempen zum Schutz vor seinem Schaufenster installieren lassen. Das schützte ihn jedoch nicht vor einem weiteren Einbruch. Am 13. Juli 2011 drang ein Duo wieder nachts über die aufgeflexte Scheibe ein. Die beiden erbeuteten 16 Uhren im Wert von etwa 50 000 Euro. Anwohner hatte der Lärm aufgeschreckt. Die Täter mussten die Flex zurücklassen, konnten aber Richtung Landratsamt flüchten.

Zu dem Prozess am Landgericht München II kommt Juwelier Michael Mayer am Mittwoch als Zeuge. Er ist froh, dass sein Geschäft seit 2011 unbehelligt blieb.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: