Jugendschöffengericht:Drogenverkauf für ein „cooles Leben“

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Kokain wird in Lateinamerika hergestellt und dann über die großen Atlantikhäfen nach Europa importiert. Der Kokastrauch gedeiht nur in Kolumbien, Peru, Bolivien und Ecuador. Meist wird die kristalline Droge fein zerhackt als „Line“ durch die Nase geschnupft.
Kokain wird in Lateinamerika hergestellt und dann über die großen Atlantikhäfen nach Europa importiert. Der Kokastrauch gedeiht nur in Kolumbien, Peru, Bolivien und Ecuador. Meist wird die kristalline Droge fein zerhackt als „Line“ durch die Nase geschnupft. (Foto: David Ebener/dpa)

Der Handel mit Kokain, Cannabis und synthetischen Drogen war ein einträgliches Geschäft für einen jungen Starnberger – bis die Polizei anrückte. Der 21-Jährige gesteht die Taten und wird zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe verurteilt.

Von Christian Deussing, Starnberg

Er war gut im Geschäft und verdiente mit Drogen schnelles Geld – bis seine illegalen Machenschaften nach einem anonymen Hinweis im August 2023 aufflogen. Der damals 19 Jahre alte Schüler wurde festgenommen: Die Fahnder hatten in seiner Starnberger Wohnung  35 Gramm Kokain entdeckt, 18 Gramm Cannabis, zudem Amphetamine, Ecstasy-Tabletten sowie eine Waage, Verpackungsmaterial und 1565 Euro Bargeld. Nun musste sich der junge Mann wegen seines schwungvollen Drogenhandels in nicht geringer Menge vor dem Jugendschöffengericht Starnberg verantworten.

Der Angeklagte zeigte sich reumütig und gestand. Er habe damals ein „cooles Leben“ führen wollen, sagte er, das ihm über die sozialen Medien vermittelt worden sei. Und er habe zu seinem älteren Bruder aufgeschaut, der sein Vorbild gewesen sei, erklärte der Starnberger, der elegant gekleidet und recht selbstbewusst im Prozess auftrat. Sein Bruder galt seinerzeit als Drahtzieher von Drogengeschäften in der Starnberger Region. Mittlerweile ist der Ältere wegen „bewaffneten Handeltreibens mit Betäubungsmitteln und Cannabis“ zu mehr als sieben Jahren Haft verurteilt worden. Die Verhaftung seines Bruders und dessen Verurteilung hätten „ihm die Augen geöffnet“, versicherte der Angeklagte, der sich für die Taten bei seiner Familie und dem Gericht entschuldigte.

Nach einer Verständigung hinter verschlossenen Türen zwischen Gericht und Parteien wurde der Angeklagte zu einer Jugendstrafe mit zwei Jahren Bewährung verurteilt.  Zudem muss er 2000 Euro an die Starnberger Tafel zahlen, regelmäßig die Abstinenz von Drogen nachweisen und „Reflexionsgespräche“ über die Folgen von Drogenkonsum führen. Damit die Auflagen eingehalten werden, wurde dem heute 21-Jährigen ein Bewährungshelfer zugewiesen.

Die Staatsanwältin betonte, dass der Angeklagte mit krimineller Energie auch harte Drogen mit teils hohem Wirkstoffgehalt verkauft habe. Die Ermittler konnten über Chatverläufe im ausgelesenen Handy des Angeklagten und mithilfe telefonischer Überwachungen nachweisen, dass zwischen März und Juli 2023 zumindest in sieben Fällen Drogen an unbekannte Abnehmer verkauft wurden.  In einem Fall platzte jedoch ein Geschäft: Bei der Übergabe in Percha soll dem Angeklagten sein Kokain gewaltsam abgenommen worden sein, das er laut Anklage für 1800 Euro angeboten hatte. Dennoch sei er ziemlich gut im Geschäft gewesen, habe seinem großen Bruder nachgeeifert und nicht reflektiert, betonte die Staatsanwältin.

Das sah der Verteidiger ähnlich und verwies auf den brüderlichen Einfluss. Dessen Umfeld sei am „Lifestyle von Rolex am Arm und teure Karre fahren“ orientiert gewesen, sagte der Anwalt. Sein Mandant habe aber unmittelbar nach der Festnahme und der Wohnungsdurchsuchung sein Leben um 180 Grad gedreht und eine Ausbildung abgeschlossen. Er sei weiterhin auf einem guten Weg. Daher seien die auferlegten Auflagen sicher ausreichend und eine Jugendstrafe nicht erforderlich, befand der Verteidiger.

Das Gericht erachtete es dennoch für notwendig, zusätzlich eine Freiheitsstrafe zur Bewährung auszusprechen. Es forderte den Angeklagten dringend dazu auf, sein Geld künftig mit ehrlicher Arbeit zu verdienen und sich rechtskonform zu verhalten.

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