Süddeutsche Zeitung

Jugendgericht Starnberg:Mit Tempo 185 auf der Bundesstraße

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Zwei junge Männer aus Gilching und Wörthsee sind angeklagt, nachts mit getunten Wagen mit weit überhöhter Geschwindigkeit über die B 471 gerast zu sein. Im Raum steht der Vorwurf eines illegalen Autorennens.

Von Christian Deussing, Starnberg

Eigentlich verfolgten die Beamten gerade einen Autofahrer, der mit weit überhöhter Geschwindigkeit auf der Bundesstraße 471 bei Olching unterwegs gewesen war. Doch dann bemerkten sie gegen Mitternacht zwei Coupés, die mit hohem Tempo auf die dort zweispurige Bundesstraße einfuhren, beschleunigten und sich laut Anklage mit getunten Autos bei bis zu 185 Stundenkilometern ein verbotenes Rennen lieferten; und das auf einer Strecke, auf der maximal 100 erlaubt sind. Die beiden Fahrer - ein 20-jähriger Gilchinger und sein 19 Jahre alter Freund aus Wörthsee - müssen sich nun wegen des Vorfalls im April vor dem Jugendgericht in Starnberg verantworten.

Die Strecke ist offenbar in der Tuner-Szene beliebt

Am ersten Prozesstag in Starnberg schwiegen die Angeklagten, die beide eine Lehre zum Mechatroniker absolvieren, zu den Vorwürfen. So kam gleich einer der Einsatzpolizisten als Zeuge zu Wort. Er berichtete, dass sie von den Fahrern auf der Strecke in Richtung Dachau zuerst wohl nicht wahrgenommen worden seien. Einer der vorausfahrenden Wagen sei dem anderen sehr dicht gefolgt und immer wieder versetzt hinter ihm gefahren, um das Auto offenkundig zu überholen. Mit Lichthupe und Blaulicht habe man die Fahrer gestoppt, die auf die Signale hin dann langsamer gefahren seien, sagte der 32-jährige Beamte vom Einsatzzug Fürstenfeldbruck. Die Führerscheine mussten die beiden jungen Männer wegen des Verdachts eines illegalen Autorennens abgeben. Zudem wurden ihre frisierten Autos sichergestellt; inzwischen wurden sie aber wieder von der Polizei freigegeben.

Der Abschnitt der Bundesstraße 471 bei Olching ist offenbar in der Tuner-Szene und bei Rasern beliebt, aber auch der Polizei in dieser Hinsicht bekannt. Ebenso die Allguth-Tankstelle in Olching, wo sich die beiden Angeklagten an dem Aprilabend eigenen Angaben zufolge getroffen hätten, wie der Beamte im Zeugenstand berichtete.

Doch der Polizist hatte einen schweren Stand, denn die Verteidiger wollten von ihm jedes Detail wissen und zweifelten seine Aussagen zum Hergang an. Außerdem überraschten die Anwälte den Staatsanwalt und das Gericht mit dem Gutachten eines Sachverständigen, der die Weg-, Zeit- und Geschwindigkeitsangaben bei den Ermittlungen infrage stellte. Mit diesem Trumpf verlangten die Verteidiger die Einstellung des Verfahrens, doch der Ankläger lehnte dies ab und will nun erst das vorgelegte Gutachten prüfen. Das Gericht entschied, den Sachverständigen zu laden. Der Prozess wird am Freitag, 18. November fortgesetzt.

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