Starnberg:Jede Woche 120 Gäste

Starnberg: Jeden Donnerstag helfen 25 Menschen ehrenamtlich, damit die Lebensmittelausgabe reibungslos klappt. Darunter Marcella Pechaty (vorne links), die einer Starnbergerin das gewünschte Gemüse gibt.

Jeden Donnerstag helfen 25 Menschen ehrenamtlich, damit die Lebensmittelausgabe reibungslos klappt. Darunter Marcella Pechaty (vorne links), die einer Starnbergerin das gewünschte Gemüse gibt.

(Foto: Arlet Ulfers)

Die Starnberger Tafel feiert 20-jähriges Bestehen

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg

Es begann mit ein paar Schmalzbroten, die Edith Clemm am Eingang des evangelischen Gemeindehauses in Starnberg an Obdachlose ausgegeben hat. Das hat sich schnell herumgesprochen, es kamen immer mehr Bedürftige. Clemm und ihre ehrenamtlichen Helfer holten die Tischtennisplatte aus der Garage und stapelten darauf Lebensmittel, die Geschäftsleute für die Bedürftigen gespendet und die sie mit ihren Privatautos abgeholt hatten. Das war vor 20 Jahren. Seither kamen Bierbänke dazu und Marktschirme, warmes Essen und Getränke. Es wurden Kühlautos gespendet und es fanden sich viele, viele Helfer, die die Lebensmittel verteilten. Heute kommen jeden Donnerstag rund 120 "Gäste" zur Tafel, um Lebensmittel abzuholen, weil ihr Einkommen nicht einmal für das Nötigste reicht. Da viele der Bedürftigen Familie haben, werden jede Woche insgesamt rund 400 Personen versorgt.

An diesem Samstag feiert die Starnberger Tafel Jubiläum mit geladenen Gästen. "Wir wollen uns bei allen bedanken, die uns unterstützen", sagt die Vorsitzende Erika Ardelt. Neben Kommunalpolitikern und Geschäftsleuten, die die Tafel beliefern sowie allen ehrenamtlichen Helfern, ist auch Gründerin Edith Clemm eingeladen sowie der frühere Pfarrer Hans Martin Schroeder, der in seiner Amtszeit jede Woche an den Marktständen mitgearbeitet hat. Als vor einigen Jahren viele Flüchtlinge kamen, wurde der Andrang so groß, dass die ehrenamtliche Arbeitsgruppe in einen Verein umgewandelt wurde. Konnte früher jeder kommen, werden jetzt nur noch Starnberger Bürger bedient, die ihre Bedürftigkeit nachweisen können. Nur so könne die Flut der Aufgaben bewältigt werden, sagt Ardelt. Es wurde ein Farbensystem eingeführt, damit die Gäste nicht anstehen müssen, denn ihre Scham ist groß. Sie wollen nicht gesehen werden. Wenn ein neuer Gast kommt, bietet Ardelt zunächst ein persönliches Gespräch an, um diese Scham zu nehmen. "Der Anfang ist schwer, aber wenn sie hier sind, haben sie ein gutes Gefühl", hat sie festgestellt. Für die Vorsitzende ist selbstverständlich, dass die Bedürftigen nicht nur Nahrung benötigen, sondern auch Unterstützung. Sie hört sich das Leid jedes Einzelnen geduldig an und bietet Hilfe an, etwa bei Telefonaten oder Behördengängen.

Etwa 25 Helfer werden jeden Donnerstag benötigt, die schon in aller Frühe Marktstände aufbauen und Obst, Gemüse, Brot, Mehl, Nudeln, Smoothies und Blumensträuße arrangieren. Die Helfer sind den ganzen Vormittag beschäftigt, um Gemüse zu putzen und auszusortieren. Nachmittags ist Lebensmittelausgabe und anschließend muss wieder alles abgebaut werden. Mit der Arbeit am Donnerstag alleine ist es aber nicht getan. "Man ist die ganze Woche beschäftigt", erklärt Ardelt. Doch für sie es eine Selbstverständlichkeit, ehrenamtlich zu arbeiten. Zudem komme viel zurück. Einmal habe ein Gast sogar eine Torte gebacken, um Danke zu sagen.

Im Foto: Jeden Donnerstag helfen 25 Menschen ehrenamtlich, damit die Lebensmittelausgabe reibungslos klappt. Darunter Marcella Pechaty (vorne links), die einer Starnbergerin das gewünschte Gemüse gibt.

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