Süddeutsche Zeitung

Kurioses:Von mutigen Dieben und tiefen Löchern

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Ein Coup ist den berüchtigten Unterbrunner Maibaumdieben am Ostermontag auf einem Lagerplatz in Sendling gelungen: Sie haben einen Baum ausgespäht - und er ist auch noch unbewacht. Schnell ist er aufgeladen und einkassiert. 28 Meter misst der Stamm, der gut zwei Wochen später auf dem Luise-Kiesselbach-Platz in München aufgestellt werden soll. Das Prachtexemplar ist bereits die Nummer 69, die der Burschenverein aus dem Gautinger Ortsteil in seiner Karriere entführt hat. Natürlich möchten die Münchner den Mast schnellstmöglich zurückhaben. Drei Tage später endet dessen Ausflug aufs Land dann schon: Die Unterbrunner Burschenschaft unter Führung von Hannes Göschl hat sich mit Otto Seidl, dem Vorsitzenden des Maibaumvereins Sendling-Westpark, telefonisch darauf verständigt, dass hundert Liter Bier und feiner Steckerlfisch herausspringen, wenn die Rekord-Diebe ihre Beute zurückbringen.

Ja, ist denn das die Möglichkeit? Da tut sich am 6. Juni urplötzlich mitten in der Tutzinger Hauptstraße auf Höhe der Greinwaldstraße ein fünf Meter tiefes Loch auf. Die Polizeistreife ist ratlos. Was ist da passiert? Wochenlang ist die Hauptstraße gesperrt. Am Ende geht der Abwasserverband Starnberger See davon aus, dass ein Wasserrohrbruch ein halbes Jahr zuvor an der Greinwaldstraße sowie Schichtenwasser vom Hang und Undichtigkeiten im Niederschlagswasserkanal für die ganze Misere verantwortlich sind. Erst am 20. Juni wird die Fahrbahn frisch asphaltiert und die Straßensperre aufgehoben.

Ein Jahr lang sieht der Eingang zum Landschulheim Kempfenhausen aus wie der Zugang zu einer Ritterburg: Eine absurd anmutende Holzkonstruktion muss den denkmalgeschützten Torbogen abstützen, weil ein 18 Tonnen schweres Müllfahrzeug beim Rückwärtsfahren auf das Schulgelände mit solcher Wucht gegen einen der Pfeiler gekracht ist, dass das Tor an drei Stellen durchgehend Risse gekommen hatte. So schnell war es vom historischen Baudenkmal zur Gefahrenquelle für Schüler und Lehrer geworden. Diese gelangten ebenso wie der gesamte Anlieferverkehr von da an nur über eine zweite Zufahrt auf das Schulgelände. Allerdings lief der Schwerlastverkehr direkt über den Pausenhof der Schule mit ihren 700 Schülern.

Als dann im September eine Baufirma den historischen Torbogen, auf dem stolz die Aufschrift "Landschulheim Kempfenhausen" prangte, anhob, "zerbröselt" dieser regelrecht in seine Einzelteile. So beschreibt es Schulleiter Tomas Raidt. Jetzt stehen nur noch die beiden Pfeiler rechts und links. Einzig das schmiedeeiserne Eingangstor hängt zu beiden Seiten noch in den Angeln.

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SZ/bad
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