Für einen Lokaljournalisten, der aus der Stadt der Versuchungen berichtet, ist das ein schöner Name: Der Reporter in Wolfgang Prochaskas berührendem Starnberg-Roman "Fürstensee" heißt Swoboda. Andreas Swoboda. Was auf Deutsch Freiheit bedeutet und signalisieren soll: Der Mann lässt sich nicht an die Kandare nehmen, außer vielleicht, es geht um die ganz große Liebe.
Dieser Ich-Erzähler taugte sehr wohl auch als Kommissar. Ein schrulliger Idealist, der Friedhöfe zu seinen Lieblingsplätzen zählt, einen Friseur zu seinen besten Informanten und den Tiger Willi, den singenden Metzger aus Steinebach, zu seinen Freunden. Ein Mann mit Sinn für Absurditäten und Mystik. Ein Grübler und Zweifler vor dem Herrn. Kein Untergeher zwar, aber doch einer, der mächtig in den Seilen hängt. Sein Vater ist gestorben und seine Ehe im Eimer. In der Redaktion gibt's vorwiegend Ärger, und da ist auch noch dieser Alexander Roos, der ihn herausfordert und in Versuchung führen will, ein Firmenaufkäufer und -ausschlachter.
Der langjährige Redakteur der Starnberger SZ erzählt in dem autobiografisch gefärbten Drama über Liebe, Glaube, Prinzipien und das große Geld den Aufstieg einer börsennotierten Firma, die tatsächlich nach der Jahrtausendwende Schlagzeilen gemacht hat. Die Eroberungen des Firmenchefs treiben den raffiniert konstruierten Roman voran. Und auch Swoboda erlebt einen Höhenflug, Seite an Seite mit Roos' schöner Pressesprecherin. Doch am Ende ist klar: Glück und Verhängnis sind nur einen Steinwurf voneinander entfernt.
Prochaska schreibt unaufgeregt und knapp, unaufdringlicher Witz ist seine Stärke. Und in den besten Momenten bewegt sich dieser Autor schwindelfrei über grau verhangenen Abgründen. Ein starkes Romandebüt.
Wolfgang Prochaska: Roman "Fürstensee", 237 Seiten, 9,90 Euro, als E-Book 4,99 Euro, ISBN: 9783752969511.