Starnberg:Im Dornröschen-Schlaf

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Jetzt sind auch die Restaurant-Pläne für die Albers-Villa in Garatshausen gescheitert. Was mit dem Haus und Grundstück am Ufer des Starnberger Sees geschehen soll, bleibt weiterhin unklar.

Otto Fritscher

Es ist ein Grundstück zu verkaufen, wie es nicht mehr viele am Starnberger See gibt: beste Lage direkt am Wasser, am Westufer in Garatshausen, darauf eine kleine Villa, drumherum viel Grün - und als Extra auch noch ein hübsches Bootshaus. Eigentlich sollte sich für das Anwesen längst ein Käufer gefunden haben, sollte man meinen. Doch es wird noch gefeilscht. Weniger um den Preis, der inzwischen in den Gesprächen zwischen eineinhalb und zehn Millionen Euro schwankt. Vielmehr geht es um die Nutzung des Grundstücks, egal in wessen Hände es nun kommt.

Steht längst leer: Die Villa von Hans Albers-Villa in Garatshausen. Foto: Fuchs (Foto: STA)

Hier hat der Schauspieler und Sänger Hans Albers bis zu seinem Tod im Jahr 1961 gelebt. Danach hat seine Lebensgefährtin Hansi Burg es an den Freistaat verkauft - mit der Auflage, dass es irgendwie einer öffentlichen Nutzung zugeführt werden soll. Indes, wie nutzt man ein Seeufer-Grundstück "öffentlich"? Wie macht man es vielleicht sogar der Öffentlichkeit zugänglich? Darüber hat es in den vergangenen Jahren viele Diskussionen gegeben, die bis in den Bayerischen Landtag hineingereicht haben. Denn der Haushaltsausschuss befasste sich vor gut einem Jahr mit einer Eingabe des rührigen Garatshauser Kulturvereins, der den Verkauf der Albers-Villa an einen privaten Investor verhindern wollte, der damals drohte. "Das wäre doch nur eine Villa geworden mit einem hohen Zaun und einer großen Hecke herum", hatte Andreas Kapphan damals gesagt. Dann sei die Albers-Villa endgültig für die Öffentlichkeit verloren. Der Haushaltsausschuss des Landtags hatte empfohlen, den Verkauf der Albers-Villa so lange auf Eis zu legen, bis sich Freistaat und Kommune einig sind, was nun mit dem Haus geschehen soll.

Die letzte Variante für eine künftige Nutzungsmöglichkeit hatte Feldafings Bürgermeister Bernhard Sontheim ins Spiel gebracht. Ein kleines, feines Restaurant mit einem angegliederten Hotel kann sich Sontheim auf dem Grundstück gut vorstellen. Vielleicht sogar ein Lokal, dessen Wirt nach den begehrten Sternen greift. "So etwas gibt es im Landkreis Starnberg noch nicht", sagte Sontheim damals zur SZ.

Aber so ein Nobel-Restaurant wird es wohl so schnell auch nicht geben, zumindest nicht an Stelle der Albers-Villa. Die Pläne für ein Restaurant haben sich zerschlagen, weil die beiden Interessenten offenbar abgesprungen sind. "Ich habe von beiden nichts mehr gehört", sagt Sontheim, und er klingt dabei ein bisschen enttäuscht. Offenbar ist es nicht einfach, einen potenziellen Betreiber für ein kleines Restaurant-Hotel oder Hotel-Restaurant zu finden. Der Seehof in Tutzing lässt grüßen.

Momentan liegt das Grundstück wieder in einer Art Dornröschen-Schlaf. Zwar hat man Sichtschneisen freigeschlagen und einiges an Unterholz beseitigen lassen. Dies habe aber nur der normalen Landschaftspflege gedient und habe nicht zu einem höheren Verkaufserlös führen sollen, hieß es damals. Es gibt eine kleine Infotafel, die auf die Geschichte der Villa hinweist. Sie ist 1860 gebaut worden, sie steht aber nicht unter Denkmalschutz Von 1934 bis 1960 wohnte Hans Albers hier, 1971 verkaufte Hansi Burg das 12 000 Quadratmeter große Areal dann an den Freistaat. Der richtete eine Außenstelle der Landesanstalt für Fischerei auf dem Grundstück ein. Doch seit Jahren steht die Albers-Villa leer und verfällt zunehmend. "Die Bausubstanz ist marode, so dass sie kaum noch hergerichtet werden kann", sagt Sontheim. Zudem seien die Räume so kleinteilig, dass sie kaum mehr heutigen Erfordernissen entsprächen. Das heißt, egal, was auf dem Grundstück passieren soll, die alte Villa wird vermutlich so oder so der Abrissbirne zum Opfer fallen. Und dann? Momentan scheint ein Verkauf an einen privaten Investor doch wieder die wahrscheinlichste Variante zu sein. Wobei weder Gemeinde noch Freistaat offenbar scharf darauf sind, sich an dem heißen Eisen "Albers-Villa" die Finger zu verbrennen. Der Feldafinger Gemeinderat hat zwar einen Aufstellungsbeschluss gefasst für einen Bebauungsplan, doch detaillierter hat er sich noch nicht mit der Sache befasst. Kernpunkt ist die Frage, wie viel Baurecht man einem künftigem Besitzer genehmigen will. Je mehr - desto höher wäre der Preis, den der Freistaat beim Verkauf erzielen könnte. "Jetzt soll der Freistaat mal sagen, was er denn haben möchte", erklärt Bürgermeister Sontheim. Dort wartet man indes darauf, dass sich die Gemeinde konkreter äußert. Sontheim bringt nun eine neue Variante ins Gespräch für den Fall, dass die Villa einen neuen privaten Besitzer findet: Man könnte einen kleinen Teil des Grundstücks behalten und dort eine "Aussichtsfläche" einrichten.

Es hatte ja schon eine ganze Palette an Vorschlägen gegeben, wie man das Areal im Sinne einer öffentlichen Nutzung verwenden könnte: Ein Spielcasino konnte sich Sontheim vorstellen, aber das Finanzministerium winkte gleich mal ab. Oder einen Stiftungssitz, oder vielleicht doch lieber ein Hans-Albers-Museum? Der Kulturverein hatte ein Kaufangebot mit dem symbolischen Preis von einem Euro eingereicht. Das war aber wohl mehr eine Idee, um die Diskussion in Gang zu halten. "Wir müssen uns den Realitäten stellen - und uns wohl Gedanken über eine Wohnbebauung machen", sagt Sontheim. "Der Wunsch der Gemeinde ist das eine, die Wirklichkeit das andere".

Aber ganz hat Sontheim die Hoffnung nicht aufgegeben, doch noch eine zumindest halbwegs öffentliche Nutzung für das Albers-Areal zu finden. Vielleicht meldet sich ja doch ein Interessent aus der Gastronomie oder Hotellerie. Nur eines ist für Sontheim sicher, der als Vorsitzender des Vereins "Jazz am See" auch ein rühriger Konzertveranstalter ist: "Einen Jazzkeller mache ich dort nicht auf."

Dabei wäre dies vielleicht ganz im Sinne des "Blonden Hans", der nicht nur als Schauspieler in Filmen wie "Auf der Reeperbahn nachts um halb eins" (1954), sondern auch als Sänger bekannt geworden war. Doch das Hobby von Hans Albers, der in vielen Filmen sein Image als Haudegen pflegte, waren die Rosen. 3000 Rosenstöcke hatte er auf dem weitläufigen Gelände gepflanzt - sie sind ausnahmslos verschwunden. Stattdessen ist ein Teil des Grundstücks inzwischen so verwildert, dass es als Biotop geführt wird. Und auch die Kapitäne der Ausflugsdampfer fahren inzwischen grußlos an der Albers-Villa vorbei. Zu seinen Lebzeiten hatten sie, so heißt es, den Blonden Hans im Vorbeifahren mit einem lauten Ton aus dem Schiffshorn gegrüßt.

© SZ vom 12.08.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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