Starnberg:Illegales Lager im Schutzgebiet

Eine Kanalbaufirma beginnt damit, ein Depot im Grubmühler Feld anzulegen. Die Arbeiten im Landschaftsschutzgebiet sind nicht genehmigt

Michael Berzl

Gauting - Vor ein paar Tagen haben auf einer Wiese im Grubmühler Feld noch Gänseblümchen und Löwenzahn geblüht. Jetzt klafft am Ortsrand von Gauting eine große Wunde im Landschaftsschutzgebiet: Auf einer gut tausend Quadratmeter großen Fläche ist das Erdreich weggeschoben und zu Wällen aufgetürmt. Eine Kanalbaufirma hat begonnen, dort einen Lagerplatz anzulegen. Allerdings ohne Genehmigung. Aufgeschreckt von Protesten zahlreicher Anrufer hat die Gemeinde am Freitag das Landratsamt alarmiert. Ein Baukontrolleur ist noch am Vormittag gekommen, um weitere Arbeiten zu unterbinden.

Gauting Grubmühlstraße

Auf einer rund 1000 Quadratmeter großen Fläche ist das Erdreich weggeschoben. Hier will eine Firma Container aufstellen. Foto: Treybal

(Foto: Georgine Treybal)

"Das ist ein Skandal, was da passiert ist", schimpft Joachim Ost, der in der Nähe der Baustelle wohnt. Und so denken viele. "Die Leute sind ganz entsetzt", erzählte die SPD-Fraktionssprecherin Petra Neugebauer am Donnerstag im Umweltausschuss, als sie das Thema zur Sprache brachte. Auch Bürgermeisterin Brigitte Servatius urteilte: "Ich finde das unverschämt und dreist". Dass im Grubmühler Feld tatsächlich eine Lagerfläche entsteht, werde sie nicht hinnehmen; "notfalls gehe ich vor Gericht".

Die eigentlich nötige Ausnahmegenehmigung für solche Arbeiten im Landschaftsschutzgebiet hat die Firma noch nicht, und es ist fraglich, ob diese Erlaubnis erteilt wird. Die geplante Lagerfläche wäre in jedem Fall genehmigungspflichtig, teilte eine Sprecherin des Starnberger Landratsamts der SZ mit. "Bis die eine Genehmigung haben, darf dort nichts mehr geschehen", sagte Barbara Beck. Bisher liege aber noch nicht einmal ein Antrag vor.

Die heftigen Proteste aus Gauting haben nun auch die Verantwortlichen bei der Firma Wadle Bau in Landshut erreicht. Der zuständige Mitarbeiter wollte sich aber noch nicht zu dem umstrittenen Lagerplatz äußern. Dort will der Landshuter Betrieb nicht nur die blauen Wasserleitungen aus Polyethylen und weiteres Material sowie Bagger und andere Maschinen deponieren, sondern auch Wohncontainer aufstellen.

Das Unternehmen ist Vertragspartner des Würmtal-Zweckverbands und ist nach einer Ausschreibung seit diesem Jahr mit Arbeiten in den vier Mitgliedsgemeinden Gauting, Krailling, Planegg und Gräfelfing beauftragt, erläuterte der Verbandsgeschäftsführer Klaus Krüger. Zum Beispiel verlegen die Handwerker neue Hausanschlüsse, erneuern kaputte Absperrschieber oder tauschen Hydranten aus. Um vorgeschriebene Fristen einhalten zu können, brauche die Firma einen Stützpunkt im Würmtal. Bei einem Rohrbruch wie erst kürzlich in der Zugspitzstraße in Stockdorf müsse ein Mitarbeiter binnen einer halben Stunde an Ort und Stelle sein. Krüger betonte gleichzeitig, dass der Verband mit dem Lagerplatz nichts zu tun habe.

"Irgendwo brauchen die halt einen Platz", meint der Landwirt Max Rößler, der die Fläche für ein Jahr verpachtet hat. Außerdem habe er mit dem stillgelegten Acker zuvor nur Ärger gehabt, weil dort viel Müll und Bierflaschen landen; denn in der Nähe befindet sich ein offizieller Grillplatz an der Würm. Mit der Firma Wadle Bau hat der ehemalige Gemeinderat gute Erfahrungen gemacht, als er vor wenigen Jahren bereits ein anderes Grundstück an der Grubmühlerfeldstraße näher am Ort zur Verfügung gestellt hatte: "Die haben das ganz anständig abgewickelt". Rößler geht davon aus, dass das auch diesmal wieder reibungslos funktioniert. Dann würde die Schotterfläche im Herbst wieder zum Acker, er pflügt um und sät neu an.

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