Hochwasser im Landkreis StarnbergWenn das Wasser die Stege hochdrückt

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Am Freibad Garatshausen ist der Steg mit Sandkisten beschwert worden, um Beschädigungen zu verhindern. Das Hochwasser drückt ihn nach oben.
Am Freibad Garatshausen ist der Steg mit Sandkisten beschwert worden, um Beschädigungen zu verhindern. Das Hochwasser drückt ihn nach oben. (Foto: Georgine Treybal/Georgine Treybal)

Die Pegelstände von Ammersee und Starnberger See bleiben weiterhin hoch. Die Folgen von Starkregen und Hochwasser sind unübersehbar.

Von Peter Haacke, Starnberg

Das Schlimmste scheint überstanden zu sein, doch endgültige Entwarnung kann noch nicht gegeben werden: Die Regenfälle der vergangenen Tage halten die Pegelstände an den heimischen Seen weiterhin auf hohem Niveau. Die Bayerische Seenschifffahrt hat ihren Betrieb am Ammersee für den regulären Linienverkehr seit Tagen eingestellt, am Starnberger See fahren die Schiffe nur noch Starnberg und Tutzing an. Derweil haben Bautrockner und Stegbauer Hochkonjunktur. Wie sich die Situation weiterentwickeln wird, ist abhängig vom Wetter.

Zwar sind die Zustände im Fünfseenland mit Blick aufs Hochwasser nicht zu vergleichen mit der Situation in vielen Gemeinden entlang der Donau, die es wesentlich schlimmer erwischt hat. Zudem rechnen Experten in den kommenden Tagen mit einer generellen Entspannung der Hochwasserlage. Dennoch warnt der Wetterdienst weiterhin vor starken Regenfällen am Alpenrand, die sich mit gewisser Verzögerung auch auf die Situation im Landkreis Starnberg auswirken können. Auch wenn mancherorts die Pegel wieder ansteigen, sei die Prognose für die nächsten Tage dennoch positiv, teilte der Hochwassernachrichtendienst Bayern mit.

Das Hochwasser am Ammersee soll sinken, doch am Montagvormittag stieg es bei leichtem Regen zwischenzeitlich wieder auf 533,95 Meter über Normalnull an. An der Messstelle in Stegen stand der Pegel 2,44 Meter höher als normal. Am Ammersee-Abfluss, der Amper, wird für Dienstag daher wieder mit einer leichten Zunahme gerechnet.

Bei Stegen am südlichen Ammersee wälzt sich die Amper als stattlicher Fluss in Richtung Fürstenfeldbruck.
Bei Stegen am südlichen Ammersee wälzt sich die Amper als stattlicher Fluss in Richtung Fürstenfeldbruck. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Am Starnberger See war der Pegel am Montagvormittag zwischenzeitlich auf 584,85 Meter über Normalnull gestiegen – und damit 1,33 Meter über Normalhöhe. In Leutstetten blieb das Wasser am Montag konstant 1,60 Meter über dem Normalstand, dürfte in den kommenden Tagen jedoch ebenfalls weiter leicht steigen. Am Wörthsee erreichte der Pegel vor einer Woche mit 560,66 Meter über Normalnull – ein neuer historischer Höchstwert mit 81 Zentimetern über dem Normwert.

Der Radweg bei Wartaweil entlang des Ammersees steht unter Wasser. Erst wenn der Pegelstand wieder gesunken ist, können die Aufräumarbeiten beginnen.
Der Radweg bei Wartaweil entlang des Ammersees steht unter Wasser. Erst wenn der Pegelstand wieder gesunken ist, können die Aufräumarbeiten beginnen. (Foto: Gemeinde Herrsching)
Hochwasser am Ammersee: Der Pegel wird nur langsam sinken.
Hochwasser am Ammersee: Der Pegel wird nur langsam sinken. (Foto: Franz Xaver Fuchs)
An der Bootshütte der Dießener Feurwehr sind alle Pegelstände der jüngsten Hochwasser verzeichnet. Ganz oben der Stand vom Mai 1999.
An der Bootshütte der Dießener Feurwehr sind alle Pegelstände der jüngsten Hochwasser verzeichnet. Ganz oben der Stand vom Mai 1999. (Foto: Franz Xaver Fuchs/Franz Xaver Fuchs)

Die Folgen des Hochwassers sind im gesamten Landkreis unübersehbar. Die Böden sind durchnässt und nehmen kaum noch Wasser auf. Das Grundwasser steht hoch, in Senken und Mulden haben sich kleine Seen gebildet, die nur langsam wieder verschwinden. Aufgrund der aktuellen Hochwasserlage am Ammersee musste der Fuß- und Radweg von Herrsching in Richtung Froschgartl/Aidenried gesperrt werden. Der gesamte Uferweg ist aufgrund von Hochwasser und angeschwemmten Treibholz nicht nutzbar. Der Fußball-Trainingsplatz des MTV Berg stand tagelang unter Wasser. Auch der Verkehr ist betroffen: So musste die Abfahrt Pöcking-Nord wegen Hochwassers gesperrt werden, ebenso weiter südlich die Maisinger Straße auf Höhe der B2. Die Stadt Starnberg ließ den Fußweg in der Maisinger Schlucht und einen Teilbereich der Seepromenade sperren, was viele Spaziergänger allerdings nicht abhielt.

Erst im März hatte Orkantief „Zoltan“ mit Sturm und Dauerregen viele Stege zerstört, nun droht das Hochwasser einige fest installierte Stege wegzuspülen: Das Wasser drückt die Bauwerke nach oben. Manche Eigentümer versuchen, die auftreibenden Stege mittels Gewichten zu beschweren. In Herrsching wurde eine Spendenaktion gestartet, um beschädigte Stege schnellstmöglich wieder aufzubauen. Als technische Innovation haben sich schwimmende Stege als bessere Lösung erwiesen – eine Lösung, die etwa beim Bayerischen Yachtclub angewandt wurde, bei Privatleuten bislang aber eher die Ausnahme ist.

Noch ist die Hochwassergefahr nicht endgültig gebannt. Die weitere Entwicklung im Fünfseenland ist abhängig von der Wetterlage.
Noch ist die Hochwassergefahr nicht endgültig gebannt. Die weitere Entwicklung im Fünfseenland ist abhängig von der Wetterlage. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Problematischer ist die Situation für Haus- und Wohnungsbesitzer mit nassem Keller, die ihre Gebäude nach dem Starkregen in Starnberg und Tutzing aufgrund der Gefahr von Schimmelbildung dringend entfeuchten müssen. Firmen, die Bautrockengeräte verleihen, führen mittlerweile Wartelisten, die täglich voller werden. „Wir sind mehr als ausgebucht“, sagte eine Mitarbeiterin des Tutzinger Unternehmens „Die Bautrockner“. Hier wurden in der Vorwoche auf die Schnelle 40 neue Geräte aus Schweden geordert, die allesamt im Einsatz sind. „Die Leute sind verzweifelt“, sagte die Mitarbeiterin. Auch wenn sich die Situation im Landkreis Starnberg entspannen sollte, seien die Geräte weiterhin sehr gefragt: Aktuelle Anfragen der Kundschaft beim Tutzinger Unternehmen reichen aktuell bis zum Landkreis Pfaffenhofen.

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