Als im Mai dieses Jahres die Keller im Fünfseenland vollliefen, hatten Hausbesitzer, Feuerwehr, THW und Helfer alle Hände voll zu tun. Aber auch ohne Überschwemmungen und Starkregen sind feuchte Wände und Böden in unteren Etagen oft ein Problem. Die Verbraucherzentrale Bayern bietet eine Reihe von Online-Vorträgen an, unter anderem zum Thema „Feuchte Keller“ mit Gisela Kienzle. Hier ihre wichtigsten Tipps bei Wassereinbruch ins Haus.
Erster Schritt: Für Sicherheit sorgen und Risiken ausschließen, denn kein Keller ist ein Menschenleben wert. Zweiter Schritt: Das Dokumentieren der Zustände ist für die Versicherung und die weitere professionelle Vorgehensweise wichtig. Wenn unmittelbare Gefahren ausgeschlossen werden können und das Wasser größtenteils abgelaufen ist, muss schnellstmöglich mit dem Trocknen begonnen und Schlamm oder Unrat in den Räumen flott mit speziellen Saugern beseitigt werden.
Bautrockner helfen ungemein. Da auch relativ schnell mit Schimmelbefall zu rechnen ist, müssen sowohl mikrobieller Befall als auch Belastungen durch Schadstoffe untersucht und fachgerecht beseitigt werden. Danach sollte die Gebäudetechnik überprüft werden, professionelle Beratung ist dabei unerlässlich.
Weniger regnen wird es wohl kaum, vielmehr muss künftig vermehrt mit Starkregenereignissen gerechnet werden, auf die man sich allerdings vorbereiten kann. Um vermeidbare Schäden bei leichtem Wassereinbruch zu umgehen, sollten sämtliche Gegenstände im Keller auf Erhöhungen gestellt werden. Sicherungskästen sollten möglichst im Erdgeschoss installiert sein.
Unvermeidbar ist die Suche nach der Ursache für den Wassereinbruch: Gullys, undichte Außentüren und Fenster, Fugen oder Rohrdurchführungen. Lichtschächte müssen einen geschlossenen Boden haben, ansonsten kann Wasser aus der Kanalisation nach oben gelangen. Wasser von oben muss aus dem Lichtschacht kontrolliert abgeleitet werden. Selbst wasserdichte Kellerfenster sind bei einer Wassersäule von 1,30 Metern nur 24 Stunden lang wasserdicht.
Kellerabgänge sollten überdacht sein. Zudem sollte am tiefsten Punkt ein Pumpensumpf oder eine Rückstauklappe verbaut sein. Diese sind bei Ablaufstellen für Schmutzwasser oder Regenwasser wichtig. Das Wasser kann dann von innen abfließen, von außen aber nicht eindringen. Zudem sollten sie manuell geschlossen werden können. Elektrische Klappen müssen regelmäßig gewartet werden.
Grundsätzlich empfehlenswert sind rund um das Anwesen versickerungsfähige Flächen. So erreicht das Wasser gar nicht erst die Höhe, um ins Haus zu laufen. Bauliche Lösungen, etwa Schwellen und Stufen vor den Hauseingängen, können effektiv verhindern, dass Wasser ins Haus gelangt.
Liegt die Ursache für den Nässeeinbruch in den Wänden, gilt die Aufmerksamkeit der Bauweise des Hauses: Wurde gemauert, kann Wasser durch Ritzen und Fugen eindringen. Sind Wände und Boden aus Beton gegossen, wird das Ganze detaillierter. Von den späten 1970er-Jahren an wurde die Bauweise der „weißen Wanne“ angewandt: gegossener Beton mit geringer Gerstenkörnung und wenig Zement. Um Fugen abzudichten, wird ein Arbeitsfugenband eingefügt, das beim Gießvorgang aber „umkippen“ kann und somit nutzlos ist.
Lüften soll man nur, „wenn es draußen kälter ist als drinnen“, sagt die Expertin
Aufgrund von Diffusion, Druckgefälle und kapillarer Saugfähigkeit ist die weiße Wanne ohnehin nicht absolut dicht. Eine Alternative ist die schwarze Wanne, bei der Abdichtungen aus Bitumen oder Kunststoff auf den Beton aufgetragen werden und vor Wasser schützen. Diese Abdichtung kann bei einer weißen Wanne nachgerüstet werden.
Hilfreich für das weitere Vorgehen ist es, wenn feststeht, aus welcher Richtung das Wasser kommt. Die Nässe kann kapillar aufsteigen, seitlich eindringen oder durch Spritzwasser und Schlagregen an die Wand gelangen. Bei kapillar aufsteigender Feuchtigkeit – das Wasser gelangt durch feine Hohlräume in der Wand von unten nach oben – sind poröse Materialien das Problem.
Erkennbar ist dies an aufsteigenden Salzausblühungen auf der Wandoberfläche. Mangels einer Horizontalsperre steigt Wasser nach oben und reagiert mit den Salzen in der Bauwerksoberfläche. So bilden sich die Ausblühungen. Die Horizontalsperre kann nach Prüfung der Fundamente aus Paraffin oder Blech nachträglich installiert werden.
Bei seitlich eindringendem, drückendem Wasser liegt der Fehler meistens in einer fehlerhaften vertikalen Abdichtung. Ursache können der Grundwasserspiegel, Hochwasser oder andere Wasser führende Bodenschichten sein. Normalerweise schützt eine schwarze Wanne vor seitlich drückendem Wasser.
Wurden Fehler beim Bau gemacht oder schlechte Materialien verwendet, kann ebenfalls Wasser eindringen. Bei nicht drückendem Wasser kommt die Belastung von der Bodenfeuchtigkeit. Dann muss die vertikale Abdichtung durch eine horizontale Abdichtung erweitert werden. Welches Problem vorliegt, sollte unbedingt von Experten beurteilt werden.
Der Sockelbereich ist besonderen Belastungen ausgesetzt. Ursachen sind Feuchtigkeit aus dem Erdreich, von der Fassade ablaufendes Regenwasser und Spritzwasser. Um nasse Wände zu verhindern, ist womöglich ein Sanierputz notwendig. Wenn Spritzwasser zum Problem an der Außenwand wird, wurde nicht sachgerecht angeschlossen. Eine geeignete Sockelausbildung und eine kapillare Schicht – etwa ein Streifen aus Kies – können hier Abhilfe schaffen. Wichtig ist, dass das Wasser schnell versickern kann.
Um Schimmelbefall zu verhindern, sollte man einen Grundsatz beherzigen, der nichts mit Starkregen und Überschwemmungen zu tun hat: „Nur lüften“, sagt Kienzle, „wenn es draußen kälter ist als drinnen“. Ansonsten kommt nämlich ein Kondensations-Problem hinzu.