VeranstaltungsreiheWenn die Eltern Hilfe brauchen

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Im Alter sind viele Menschen auf Unterstützung angewiesen. Manchmal hilft ein Rollator, um wenigstens etwas mobil zu bleiben. Eine Fülle von Informationen über Hilfsangebote gibt es bei einer Aktionswoche im Landreis Starnberg.
Im Alter sind viele Menschen auf Unterstützung angewiesen. Manchmal hilft ein Rollator, um wenigstens etwas mobil zu bleiben. Eine Fülle von Informationen über Hilfsangebote gibt es bei einer Aktionswoche im Landreis Starnberg. (Foto: Marijan Murat/dpa)

Bei einer Aktionswoche können sich Angehörige Informationen und Tipps rund um das Thema Pflege holen. Wegen der Altersstruktur im Landkreis Starnberg rechnen Fachleute dort in einigen Jahren mit einer besonders schwierigen Situation.

Von Michael Berzl, Starnberg

Es ist eine Phase des Lebens, mit der sich niemand gerne auseinandersetzt, die gerne verdrängt wird: älter werden und unselbstständig, auf Hilfe und Pflege angewiesen sein, Haushalt und Alltag nur noch mit Unterstützung bewältigen können. Das kann mitunter schnell gehen, ein Schlaganfall kann alles plötzlich über den Haufen werfen. Wenn Eltern Hilfe brauchen, kann sich auch das Leben Angehöriger grundlegend ändern.  Bettina Richter ist im Starnberger Landratsamt für dieses Thema zuständig und leitet dort die Pflegekonferenz, eine im vergangenen Juli gegründete Plattform für alle möglichen Organisationen in dem Bereich. Sie hat eine Aktionswoche vorbereitet und empfiehlt dringend, sich möglichst frühzeitig auf die Probleme einzustellen, die das Alter mit sich bringt. Gerade im Landkreis Starnberg: „Hier haben wir ein echtes Generationenproblem“, warnt sie.

Das Problem gibt es überall in Deutschland, aber im Fünfseenland ist die Altersstruktur besonders schwierig: Betagtere Menschen ziehen zu, um in schöner Landschaft ihren Ruhestand zu verbringen. Jüngere Generationen ziehen wegen der hohen Lebenshaltungskosten weg. Auch die hohen Mieten machen sich da bemerkbar; das Leben im Landkreis muss man sich leisten können. Gerade bewegen sich die Babyboomer aufs Rentenalter zu; wenn die einmal Pflege brauchen, kann es personell eng werden. Richter spricht von einer „dramatischen Situation“. Das geht so weit, dass sie mit einem Nachwuchsmangel bei Ehrenamtlichen in gemeinnützigen Vereinen, Initiativen oder Wohlfahrtsverbänden rechnet.

Nach ihren Angaben gibt es im Landkreis Starnberg derzeit offiziell etwa 5200 Pflegebedürftige; also Menschen, die Pflegegeld oder einen Pflegegrad beantragt haben. Bisher wird etwa die Hälfte davon zu Hause gepflegt, meist von Angehörigen. Prognosen gehen davon aus, dass der Anteil der häuslichen Pflege in den kommenden Jahren auf mehr als 80 Prozent steigt. Richter rechnet angesichts des demografischen Wandels mit einer „spürbaren Verknappung“ von stationären Pflege- und Betreuungsplätzen.

Als „Statement für die Pflege und Pflegeprävention“ sieht Bettina Richter eine einwöchige Veranstaltungsreihe im Mai, die gerade für Angehörige Informationen und Einblicke in die Praxis bietet. Es gibt Vorträge, Tage der offenen Tür und eine Informationsmesse. Zum Auftakt am Montag, 12. Mai, geht es im Gilchinger Rathaus von 14 Uhr an zwei Stunden um die Tagespflege; Angehörige können sich einen Überblick über Einrichtungen verschaffen und sich informieren, wo es noch freie Plätze gibt. Am Dienstag können die Tagespflege im Marienstift in Gauting und das Wohnzentrum Etztal in der Gemeinde Berg besichtigt werden.

Als „Kern- und Herzstück“ der Aktionswoche sieht die Organisatorin den „Markt der Möglichkeiten“ am Mittwoch im Foyer der Kreissparkasse in Starnberg. Dort gibt es den ganzen Tag von 9 bis 18 Uhr Informationsstände und Gesprächsangebote von 20 Fachstellen und lokalen Anbietern. Die Themenpalette ist umfassend: von finanziellen Unterstützungsleistungen über Einkaufshilfen und Angeboten wie Essen auf Rädern bis zu Fragen im Zusammenhang mit Demenz.

Landrat Stefan Frey und Bettina Richter stellen das Programm der Aktionswoche zum Thema Pflege vor.
Landrat Stefan Frey und Bettina Richter stellen das Programm der Aktionswoche zum Thema Pflege vor. (Foto: Nila Thiel)

Die Ilse-Kubaschewski-Stiftung organisiert außerdem einen Vortrag über das Sterben am Mittwoch von 16 Uhr an im Strandhouse in Starnberg. Der Medizinische Dienst bietet am Donnerstag von 14 Uhr an eine Online-Veranstaltung über Umbauten zur Verbesserung der Wohnsituation an. Auch Sprechstunden in der Volkshochschule in Planegg am Freitag von 10 Uhr an und im Evangelischen Gemeindezentrum in Herrsching von 14 Uhr an gehören zum Programm der Aktionswoche.

Aus eigener Erfahrung berichtet Landrat Stefan Frey, dass Angehörige der Elterngeneration oft erst dann akzeptieren, dass sie Unterstützung brauchen, wenn es nicht mehr anders geht. Auch er empfiehlt dringend, sich möglichst frühzeitig zu informieren. Die Aktionswoche Pflege gibt es nun zum ersten Mal, sie soll künftig aber jedes Jahr angeboten werden, so Frey bei der Vorstellung des Programms am Mittwoch. Dabei wurde deutlich, wie sehr Eigeninitiative gefragt ist, um im Alter die Chancen auf ein Leben in Würde zu verbessern. „Wo sollen denn die ganzen Ehrenamtlichen und die Pflegekräfte alle herkommen? So viele Zuzügler können wir gar nicht holen“, prognostiziert Bettina Richter.

Informationen über die Pflegekonferenz und das komplette Programm der Aktionswoche sind im Internet zu finden unter lk-starnberg.de/pflekosta.

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