Dass bei diesem Horrorunfall in der Silvesternacht 2021/22 bei Wartaweil niemand getötet worden ist, grenzt an ein Wunder. Denn im Drogenrausch war der junge Mann ohne Führerschein mit seiner damaligen Partnerin und einem Freund auf der Staatsstraße 2068 zwischen Herrsching und Fischen mit dem Auto bei überhöhter Geschwindigkeit von der Fahrbahn abgekommen und über eine Hangböschung gefahren. Der Wagen überschlug sich und blieb auf dem Dach liegen. Die drei Insassen wurden eingeklemmt und mussten schwer verletzt aus dem Wrack geborgen werden. Darin fand die Polizei dann auch noch ein Köfferchen mit Cannabis und Amphetaminen.
Der heute 36 Jahre alte Fahrer, der unter anderem wegen Drogendelikten vorbestraft ist, musste sich jetzt wegen Gefährdung des Straßenverkehrs, fahrlässiger Körperverletzung und Besitzes von Betäubungsmitteln vor dem Amtsgericht Starnberg verantworten. Die Anklage legte ihm auch eine falsche Verdächtigung zur Last. Denn der Weilheimer hatte bei der Polizei behauptet, dass seine Freundin am Steuer gesessen habe. Erst nach zweieinhalb Jahren hatte er eingeräumt, selbst gefahren zu sein. Nun wurde der Mann zu einer einjährigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt. Der Staatsanwalt wollte ihn dagegen für zehn Monate ins Gefängnis schicken, weil er Cannabis sowie Amphetamine in sehr hohen Dosen konsumiert habe und daher fahruntüchtig gewesen sei.
Der sichtlich nervöse Angeklagte atmete erleichtert auf, als das Urteil verkündet wurde, das ihm noch eine Chance auf Freiheit gewährt. Dafür muss er sich aber jetzt drei Jahre absolut straffrei verhalten, 200 soziale Arbeitsstunden ableisten und seine ambulante Drogentherapie-Nachsorge fortsetzen. Überdies hat er 2000 Euro Schmerzensgeld als Täter-Opfer-Ausgleich an seine frühere Freundin zu zahlen, die im Prozess als Nebenklägerin aufgetreten ist.
Der Amtsrichter begründete das Urteil damit, dass der Angeklagte sein Drogenproblem mit einer sechsmonatigen stationären Therapie ernsthaft angegangen und offenbar Halt in einer betreuten Wohngruppe gefunden habe. Zudem gebe es die Aussicht, einen Job in der Lagerlogistik auszuüben, erklärte der Richter. Er verwies aber auch auf die lebenslangen körperlichen und psychischen Folgen der früheren Partnerin, die sich als Beifahrerin bei dem Unfall auch Halswirbel gebrochen und nur knapp überlebt hatte.
Die 28-jährige Erzieherin wurde in der Unfallnacht so schwer verletzt, dass sie womöglich ihrem Beruf trotz intensiver Physiotherapie nicht weiter nachgehen kann. „Ich habe ständig Schmerzen in der Schulter und im Nackenbereich, leide unter Ängsten und habe Albträume“, erzählte sie in der Verhandlung. Der Angeklagte entschuldigte sich bei ihr schmallippig, woraufhin die junge Frau nur sagte: „Das ist alles scheiße gelaufen.“