Süddeutsche Zeitung

Kochen und Backen:"Der Geschmack ist der Unterschied"

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Chakalaka, Safran und Zitronenmyrte: Andrea Rolshausen eröffnet in Hechendorf ein neues Geschäft mit exotischen Spezialitäten. Bei "Gewürze der Welt" finden Kunden passende Zutaten, dazu gibt es profunde Beratung.

Von Christina Rebhahn-Roither, Hechendorf

Das liebste Gewürz von Andrea Rolshausen ist der Pfeffer, genauer: Voatsiperifery-Pfeffer. Ein schwarzer, aromatischer Universalpfeffer mit leichter Eukalyptusnote aus Madagaskar. Auf dieser Insel kam der Weßlingerin auch die Idee zum Gewürzhandel. Heute ist es ihr "absoluter Traumberuf": Sie ist Geschäftsführerin und hat am Freitag in Hechendorf den dritten "Gewürze der Welt"-Laden eröffnet. Hier vermischen sich die Gerüche: In den Regalen stehen hunderte Gewürze, darunter Vanilleschoten, Safran, Paprikapulver, Pfeffer und Zitronenmyrte.

Begonnen hat alles in Rolshausens Garage in Weßling. Dort stellte sie ein paar Gewürzsäcke ab. Damals sei sie selber zur Post gefahren, manchmal seien auch Nachbarn am Sonntagmorgen da gestanden, um vor dem Brunch ein Gewürz zu holen.

Nun gibt es neben Filialen in München und Nürnberg das neue Geschäft in Hechendorf, auch wenn hier schon vorher Lagerverkauf stattfand. Logistik und Produktion sind ebenfalls schon länger hier. Rolshausen sagt, dass sie mit vielen Lieferanten schon lange zusammenarbeite, in Europa könne sie neue auch besuchen. Weiter weg funktioniere der Kontakt über Videochat. Treffen Proben ein, riecht und schmeckt das Rolshausen-Team sie ab. Bevor Ware im Verkauf landet, wird sie im Labor untersucht; in Hechendorf röstet und produziert das Team, auch neue Mischungen entstehen.

Am Eröffnungstag steht im Produktionsraum, den Rolshausen als "total unsexy" bezeichnet, ein Sack Bio Kaffir Limettenblätter. Im Hintergrund dudelt ein Radio, es gibt Waagen und andere Utensilien, gerade kühlt die Hausmischung ab. Spricht Rolshausen über Limettenblätter, leuchten ihre Augen. Sie kämen aus Madagaskar, gehören laut der Gewürzexpertin im Ganzen in indonesisches Curry und schaffen eine zitronige Note. Ohne sie "fehlt einfach was." Zwischen den Fingern zerrieben, ist nur ein Hauch von Zitrone wahrzunehmen. Nass würden die Blätter stärker riechen.

Den Duft von Zitronenmyrte, die oben im Geschäft steht, kann dagegen nicht mal die Verpackung dämmen. Die Blätter aus Australien werden gemahlen angeboten und passen sowohl zu süßen als auch zu salzigen Speisen: Aus einem Sandkuchen könne die Myrte Zitronenkuchen zaubern. Zu gefühlt jedem Gewürz kann Rolshausen begeistert erzählen, über Herkunft, Rezepte und Geschmack. "Der Geschmack ist der Unterschied", sagt sie bei einer Telefonberatung. Auch darum kümmert sie sich am Eröffnungstag. "One-Man-Show", sagt sie, und das nimmt man ihr ab. Neben Qualität seien ihr vor allem Kontakt und Beratung von Kunden wichtig. Das habe auch während der Pandemie gut geklappt, genau wie der Umsatz. Die Leute würden sich nun mehr mit Ernährung beschäftigen und selber kochen - einer der Gründe dafür, dass der neue Laden jetzt eröffnet. "Weil die Leute verstärkt fragen", sagt Rolshausen auch. Zudem biete sich die kalte Jahreszeit an: Weihnachtsgeschenke werden fällig, es wird viel gekocht.

Besonders gut verkaufe sich etwa Pfeffer, aber auch Chakalaka, das aus Südafrika kommt und vielfältig einsetzbar ist. Am Freitag konnten Neugierige Chakalaka auch kosten. Vermischt mit Crème fraîche entsteht ein leicht scharfer Aufstrich - etwas würzig und sehr frisch.

Im hinteren Teil des Ladens stehen unterdessen Fläschchen mit Öl, die vom Team getestet wurden. Unter jedem klebt ein Zettel mit Smileys, die mal glücklicher, mal trauriger aussehen. Für Rolshausen steht fest: "Ein Produkt, das uns nicht schmeckt, ist bei uns nicht im Sortiment."

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Quelle:
SZ vom 30.10.2021
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