Verkehr:Starnberg setzt wieder auf Schulbusse - statt auf den MVV

Symbolfoto Schulbus

Schul- statt Linienbus: Der Stadtrat kehrt zumindest bei zwei Grundschulen zur alten Beförderung zurück.

(Foto: Günther Reger)

Nachdem Eltern von haarsträubenden Situationen in Linienbussen berichteten, soll für Grundschüler in Söcking und Percha wieder die alte Regelung gelten.

Von Peter Haacke

Groß war der Unmut betroffener Eltern, als der Starnberger Stadtrat im September 2015 mit knapper Mehrheit dem Vorschlag der damaligen Bürgermeisterin Eva Pfister folgte, die Schülerbeförderung in den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu integrieren. Schulbusse wurden gestrichen, stattdessen ging es per MVV in den Unterricht: Grundschüler der 1. bis 4. Klasse fuhren von 2016 an mit Linienbussen zur Schule.

Viele Eltern, insbesondere aus Hadorf, Landstetten und Perchting, gingen auf die Barrikaden, eine Elterninitiative gründete sich. Doch die Forderung nach einer Rückkehr zum alten System blieb erfolglos - und viele besorgte Mütter und Väter brachten ihre Kinder fortan lieber selbst mit dem Auto zur Schule. Nun aber soll es teilweise ein Zurück geben: Einstimmig befürwortete der Stadtrat am Mittwoch für die Grundschulen Söcking und Percha die Schülerbeförderung mit Schulbussen außerhalb des ÖPNV, die bereits im September starten könnte.

Drei Bürgeranträge aus Landstetten brachten den Stein - oder in diesem Fall den Bus - ins Rollen: Die Überquerung der Straße sei trotz Verkehrsinsel und "Smiley" zu gefährlich, ein separater Schülerbus würde besser vor Corona schützen, die Fahrzeiten seien ungünstig, und außerdem würden die Kinder zuweilen von unbekannten Personen angesprochen; sogar die Polizei wurde deshalb eingeschaltet. Ziel der Anträge: Eine Wiedereinführung des Schulbusses anstelle des Transportes per Linienbus.

Die Stadtverwaltung sah das anders. Im Sommer 2016 wurde ein erster Erfahrungsbericht präsentiert, das Fazit war "überwiegend positiv". "Kleinere Störungen oder Beschwerden im Alltag", heißt es in der Vorlage, seien in Zusammenarbeit mit Landratsamt und MVV zeitnah bearbeitet und gelöst worden, weitere Optimierungen - Bring- und Haltezonen, Verkehrsinseln oder Fahrbahnverengungen - seien beschlossen und umgesetzt worden. Zudem übernahm die Stadt die Kosten auch für nicht beförderungspflichtige Schüler: Seit September gibt es das 365-Euro-Ticket.

Doch die Kritik blieb. Allen voran die CSU monierte immer wieder Mängel: Viele Busfahrer seien nicht der deutschen Sprache mächtig und würden zuweilen weder Fahrpläne noch Fahrtrouten kennen. Wiederholt sei es zu haarsträubenden Situationen gekommen. Haltestellen seien ignoriert und die Kinder stattdessen auf freier Strecke entlassen worden. Vereinzelt hätten Betrunkene die verängstigten Kinder belästigt, ohne dass der Fahrer eingegriffen hätte. Insbesondere kleinere Kinder, die noch nicht lesen können, seien oft überfordert, den richtigen Bus zu erwischen, argumentierte CSU-Ortsvorsitzende Charlotte Meyer-Bülow; Katja Fohrmann bezeichnete die Streichung der Schulbusse gar als "Schnapsidee". Und Winfried Wobbe (UWG) ergänzte: "Der MVV hat Fahrer, die sich nicht an den Fahrplan halten." Die Kinder hätten Angst, landeten irgendwo - und hätten oft genug kein Handy dabei.

Der Stadtrat mochte sich der Sachlage nicht verschließen. Es folgen nun Ausschreibungen für die Grundschulen Söcking und Percha. Dies hat aber seinen Preis: Rund 70 000 Euro könnten die Schulbusse ab September allein für 2021 kosten. Ob sich diese Summe durch den Entfall von MVV-Verstärkerbussen kompensieren lässt, ist offen. Zudem muss die Stadt die Verträge mit Landratsamt und MVV weiterhin erfüllen. Der bislang ausgeglichene Entwurf für den Verwaltungshaushalt der Stadt ist jedenfalls hinfällig. Und es dürften Begehrlichkeiten geweckt sein: Auch andere Schulen könnten Interesse an einem Schulbus haben.

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