Am Ende war es dann doch klarer, als der ein oder andere Stimmberechtigte im Saal vorhergesagt hatte. Viele hatten mit einer Stichwahl gerechnet. Und dann das: 48 von 85 Stimmen für Andrea Schulte-Krauss. Die absolute Mehrheit im ersten Wahlgang. Damit ist die Kreis- und Gemeinderätin aus Krailling das Gesicht der Starnberger Grünen im Wahlkampf für die Landtagswahl im kommenden Jahr.
In ihrer Bewerbungsrede legte Schulte-Krauss den Fokus auf ihr Kernthema: sozial verträglichen Klima- und Umweltschutz. Vor allem das Landesentwicklungsprogramm brauche dringend noch Nachbesserungsbedarf, erklärte sie. Wirtschaftsförderung in strukturschwachen Regionen Bayerns, Wachstumsbremse in den Ballungsräumen, wo Natur und Lebensqualität durch die hohe Belastung gefährdet sind. Zudem dürften wirtschaftliche Interessen nicht länger maßgebend für politische Entscheidungen sein. Soziales, Kultur und der Umweltschutz müssten eine größere Rolle spielen. Schulte-Krauss' Diagnose zu den aktuellen Defiziten in der Sozialpolitik, für die sie die CSU verantwortlich macht: "Ungleichheit ist in Bayern strukturell."
Martina Neubauer sichert sich das Ticket als Bezirkstagskandidatin
Bei der Aufstellungsversammlung setzte sich Schulte-Krauss gegen zwei weitere Bewerberinnen durch: Elke Schubert aus Seefeld und Verena Machnik aus Berg. Schubert hat durch ihren Posten als Referentin im Masken-Untersuchungsausschuss bereits Einblicke in die Abläufe im Maximilianeum. Machnik dagegen gehört dem Starnberger Kreisvorstand der Grünen an. Mit ihren Vorstellungen einer Starnberger Grünen-Vertretung im Landtag konnten sie sich jedoch nicht gegen Schulte-Krauss durchsetzen und unterlagen letztendlich deutlich.
Noch klarer fiel das Ergebnis bei der Abstimmung für den Kandidaten für den Bezirkstag aus - was daran lag, dass Martina Neubauer ohne Gegenkandidaten antrat. Die amtierende Bezirksrätin erhielt 75 der 85 Stimmen und geht so mit breiter Unterstützung ihres Kreisverbands in den Wahlkampf. Neubauer möchte die grünen Interessen weiterhin im Blickpunkt behalten - und dafür sorgen, dass das dem Kapitalismus und unserer Leistungsgesellschaft zugrunde liegende Motto "schneller, höher, weiter" nicht dazu führt, dass sich die sozialen Milieus weiter voneinander entfernen und die soziale Ungleichheit zunimmt.
Mit ihren Programmen liegen die Kandidatinnen für Land- und Bezirkstag also nicht weit auseinander. Sollte Andrea Schulte-Krauss tatsächlich das Direktmandat holen, wäre sie die erste Grüne, der das gelingt. Ob sie darauf eine Chance hat? Schulte-Krauss ist sich sicher: ja. "Wir sind der Wahlkreis, der das Direktmandat aufs Land holen kann", schrieb sie in ihrer Bewerbung. Es wäre eine Starnberger Zeitenwende.