Süddeutsche Zeitung

Starnberg:Großers Finale

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Früherer Kreisheimatpfleger moderiert zum letzten Mal

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg

Was Brauchtum, Tradition und Volksmusik betrifft, gilt Willi Großer als absolute Koryphäe. Jahrzehntelang führte der vielfach ausgezeichnete Starnberger Radiomoderator, Kreisheimatpfleger und Vorsitzender des Heimat- und Trachtenvereins durch Veranstaltungen, berichtete über alte Bräuche und las aus Texten bayerischer Volksdichter. Und wenn es nach den Starnbergern ginge, müsste Willi Großer ewig weitermachen. Doch nun ist endgültig Schluss. Die "Adventliche Einkehr" in der Klinik Starnberg war die letzte Veranstaltung, die der 84-Jährige moderierte. Sie erwies sich als Besuchermagnet, einige Besucher mussten mit Stehplätzen vorliebnehmen.

Schon lange wollte sich Großer aufs Altenteil zurückziehen, aber immer wieder ließ der "Grandseigneur" der Brauchtumspflege, wie ihn der für Kunst und Kultur zuständige Krankenhausmitarbeiter Günter Leibig nannte, zu einer neuen Veranstaltung überreden. 41 Mal hatte er in seiner typisch launigen Art Geschichten erzählt und durch Programme geführt. Die Zuschauer konnten es gar nicht glauben, dass der "große Großer" aufhört. Aber vielleicht ist es für sie ein Trost, dass er für geeigneten Nachwuchs sorgt. Er habe schon jemanden gefunden, sagte er am Rande des Abends. Namen wollte er noch nicht nennen.

Auch dieses Mal bot Großer eine gelungene Mischung aus persönlichen Erinnerungen und besinnlichen Texten, untermalt von Volksmusik nach bester bayerischer Tradition. Er las aus einer von ihm selbst verfassten Erzählung über Stammtischmitglieder aus dem Pfaffenwinkel. Was wäre, wenn die Weihnachtsgeschichte in der heutigen Zeit passieren würde?, fragen sie sich. Heute müsste Maria alles beweisen, sonst würde ihr niemand glauben. Und Josef würde ein schwangeres Mädchen einfach stehenlassen, ist man am Stammtisch überzeugt. Wäre kein Einzelfall heute. "Die Zeit ist seither erschreckend ärmer geworden", sagte Großer, der am Ende tosenden Applaus bekam. Auch die "Musi und Gsangln" der Oberstadtler Sängerinnen, der Wielenbacher Zirblstubnmusi und des Hochberghauser Flügelhornduos wurden lautstark beklatscht.

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Quelle:
SZ vom 15.12.2018
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