Starnberg:Groß zwischen zwei Gartenzwergen

Die PWG überzieht beim Starkbierfest alle mit Hohn und Spott, selbst die eigenen Kommunalpolitiker.

Sylvia Böhm-Haimerl

Die Münchener steigen auf den Nockherberg, um den Politikern die Leviten zu lesen, die Pöckinger begeben sich zum Derblecken in den Untergrund. Auf dem traditionellen Starkbierfest der PWG am Freitag in der Tiefgarage der Gärtnerei Walter wurde der politische Gegner unter dem Motto "gemein aber fair" aufs Korn genommen.

Pöcking Starkbierfest

Beim Derblecken: Horst Curth, Corinna Bürner, Hans Horst Glas, Jürgen Kühn und Stephan Schmidpeter. Foto: Georgine Treybal

(Foto: Georgine Treybal)

Redenschreiber Stephan Schmidpeter wurde heuer von Corinna Bürner als Quotenfrau der von den Männern dominierten PWG unterstützt sowie von dem feinsinnigen Freizeit-Dichter Jürgen Kühn. Die Schwäbin und der Preuße bewiesen, dass die Kultur des Derbleckens nicht darin besteht gehässig auf alle einzuprügeln, die eine andere Meinung vertreten. Ihr Part war geprägt von leisem, feinem Spott und intelligentem Witz.

Wie im vergangenen Jahr, haben sich die Freizeitkabarettisten auf die anderen Ortsteile, die "Außenseiter" von Pöcking eingeschossen. So geschehe es den Maisingern ganz recht, dass sie ein Gewerbegebiet vor die Nase gesetzt bekommen. Das sei die Strafe, weil sie so aufmüpfig seien. Die Niederpöckinger treffe es dagegen mit einer Nord-Umfahrung noch härter. Und den Possenhofenern nimmt Kulturreferent Schmidpeter es übel, dass sie ihm sein schönes Kunstprojekt auf der Schlosswiese versaut haben. Mit seiner Skulptur aus Amerika konnte er bei den Possenhofenern nicht punkten, weil deren kultureller Horizont über bayerische Tradition, Maibaum und Bayernhymne nicht hinausgehe. Auch die Nachbargemeinden haben ihr Fett weg bekommen. Die Starnberger verschlimmerten den Dauerstau, indem sie vor jedem Supermarkt eine Ampel bauten. Der Feldafinger Bürgermeister Bernhard Sontheim wurde mit einem Verserl gewürdigt, weil er das Streusalz aus Rußland kommen ließ, das dann auf den Bahngleisen landete, anstatt auf der Straße.

Wenn es allerdings um die Pöckinger Politik geht, verstehen die PWG-Derblecker keinen Spaß, da sehen sie schwarz. Seit Jahren haben sie die CSU zu ihrem Feindbild Nummer eins auserkoren. Die Idee des CSU-Jugendreferenten, das Straßenfest zur branntweinfreien Zone zu erklären, ist der PWG wohl bitter aufgestoßen, denn das Thema zog sich durch den Abend. Beim Spott-Verserl über die Generation 60 plus verstand allerdings das Publikum keinen Spaß. Der Starnberger Polizeichef Norbert Reller drohte den Derbleckern verschärfte Kontrollen an. Doch wann immer die PWG ihre eigene politische Position möglichst gut zu verkaufen suchte, konterten Bürner und Kühn sympathisch mit Selbstironie. Da wurde Bürgermeister Rainer Schnitzler aufs Korn genommen, weil er bisher zu jeder Wahl Vater von Zwillingen geworden ist. Über PWG-Chef Albert Luppart witzelten sie, weil er so gerne einmal ein Großer wäre - nicht nur wenn er zwischen zwei Gartenzwergen stehe. Zum Schluss bewies Bürner mit ihrem Glockenjodler, dass sie die PWG-Männer zwar nicht nach ihrer Pfeife, wohl aber nach Kuhglocken tanzen lassen kann. Und dass durchaus etwas Gutes dabei herauskommt, wenn sie den Ton angibt.

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