Süddeutsche Zeitung

Starnberg:Gnadenfrist für kranke Buche

Neubauvorhaben beschäftigt Bauausschuss

Groß war die Aufregung, als vergangene Woche bekannt wurde, dass eine mindestens hundert Jahre alte Buche - und nicht etwa eine Linde - in der Starnberger Innenstadt wegen eines Neubaus gefällt werden soll. CSU-Stadtrat Ludwig Jägerhuber hatte sein "grünes Herz" entdeckt und wollte vor einer erteilten Baugenehmigung per Dringlichkeitsantrag zumindest prüfen lassen, ob der Baum in der Ludwigstraße nicht doch noch zu retten sei. Die Grundstückseigentümer, eine Starnberger Familie, hatten ein Einsehen und stoppten kurzerhand die Fällaktion. Doch ein Ende ist absehbar: Zwar bleibt die Buche vorerst stehen, wird aber angesichts ihres aktuellen Zustands perspektivisch nicht zu erhalten sein. Der von einem Gutachter bestätigte Befall mit Brandkrustenpilz mache eine Fällung unumgänglich, der Baum stelle unabhängig vom Bauvorhaben eine Gefahrenquelle dar.

Der Bauausschuss der Stadt befasste sich am Dienstag ungewohnt ausführlich mit der Angelegenheit und beschloss am Ende die Aufstellung eines Bebauungsplans für das Gebiet nördlich der Ludwigstraße. Die Eigentümerfamilie hatte ihren ursprünglichen Bauantrag zurückgezogen und durch eine neue Version ersetzt, was zu einer ausschweifenden Debatte über Wohn- oder Gewerbenutzung im Erdgeschoss führte. Am Ende stimmten lediglich vier Ausschussmitglieder - darunter auch Bürgermeister Patrick Janik - gegen die Aufstellung eines Bebauungsplans.

Die Eigentümer wollen nun zunächst intern über das weitere Vorgehen beraten; wann der Baum gefällt wird, ist derzeit unklar. "Wir wollen keinen Ärger", betonte Philipp Morgenstern als Sprecher der Familie und signalisierte weiterhin Gesprächsbereitschaft zum geplanten Neubauvorhaben.

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Quelle:
SZ vom 25.02.2021 / phaa
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