Starnberg/Gilching:Gefährlicher Spaß

Bäume auf der Straße als "kleiner Gag", brennende Mülltonnen und Container sowie herausgerissene Sitzbänke - Zwei junge Männer und ein Mädchen müssen sich in Starnberg vor dem Schöffengericht verantworten

Von Michael Berzl, Starnberg/Gilching

So etwas kann richtig böse enden: Mitten in der Nacht liegt quer über der Fahrbahn ein Baum, eine echte Gefahr für jeden Autofahrer. Offenbar wurden solche Hindernisse aus Jux und Übermut im Herbst 2015 auf der Landsberger Straße und der Weßlinger Straße in Gilching platziert. Polizei und Staatsanwaltschaft machen für diesen Unfug zwei junge Männer verantwortlich, die sich dafür seit Donnerstag in Starnberg vor dem Schöffengericht verantworten müssen. Welche Strafe den beiden 19-Jährigen blüht und ob sie überhaupt verurteilt werden, ist noch offen. Amtsrichter Ralf Jehle musste die Verhandlung vertagen.

Schon nach den ersten Aussagen eines der Angeklagten wurde deutlich, dass noch höhere Strafen in Frage kommen, als bisher abzusehen war. Deshalb muss ein Pflichtverteidiger hinzugezogen werden. Nur einer der Angeklagten hatte gleich seine Rechtsanwältin zum Gerichtstermin mitgebracht. Die zwei 19-Jährigen aus Gilching sind zusammen mit einer 17-jährigen Jugendlichen angeklagt. Zusammen waren sie offenbar öfter nachts unterwegs, angetrunken und aufgelegt, "ein bissl Gaudi zu machen", wie einer von ihnen sagte. Ihre Art von Abendunterhaltung war jedoch nicht nur gefährlich und destruktiv, sondern auch ein Fall für die Justiz. So wurden in Gilching Mülltonnen in Brand gesetzt, ein Werbetransparent einer Gärtnerei wurde angezündet. Sitzbänke auf dem Gelände der Arnoldus-Grundschule wurden herausgerissen. Den größten Schaden richtete eine Zündelei in einem Abfallcontainer an, der bei einem Verlagsgebäude an der Flugplatzstraße stand. Wie die Germeringer Polizei mitteilte, blieb von dem Container nur ein Metallgerippe übrig; durch die Hitzeentwicklung wurde die Fassade einer angrenzenden Lagerhalle stark beschädigt. Die Feuerwehr habe ein Übergreifen des Brandes verhindert. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft beläuft sich der Schaden allein in diesem Fall auf 5000 Euro.

All das kommt zu den Bäumen als Straßensperren hinzu. Einen Baum, der auf einem Fahrradweg an der Weßlinger Straße zwischen Kiesgrube und Jugendhaus lag, hatte nach Angaben der Germeringer Polizei die Feuerwehr entfernt. Ein weiterer Baum lag auf Höhe der James-Krüss-Grundschule auf der Landsberger Straße. Sämtliche Delikte wirft die Staatsanwaltschaft den drei Angeklagten vor.

Nur einer von ihnen hatte am Donnerstag Gelegenheit, sich zu äußern, ehe Richter Jehle die Verhandlung vertagen musste. Einen Teil der Vorwürfe wies der 19-Jährige zurück, die Sache mit den Bäumen auf der Landsberger und der Weßlinger Straße gab er jedoch unumwunden zu. Auf 20 bis 30 Zentimeter schätzte er die Dicke der Stämme, die sie durchgesägt hätten. Sie hätten jedoch nicht beabsichtigt, dass sich jemand verletzt. "Wir wollten nicht, dass jemand zu Schaden kommt. Es war "ein kleiner Gag", sagte der Angeklagte.

Der ebenfalls 19-jährige Mit-Angeklagte, der laut Staatsanwaltschaft in der Nacht ebenfalls dabei war, konnte nicht mehr aussagen. Dafür schaltete sich dessen Rechtsanwältin Linda Thirkettle ein und fragte, warum das Gericht keinen Pflichtverteidiger bestellt hatte. Einen entsprechenden Antrag stellte dann der Vertreter der Staatsanwaltschaft, nachdem er sich die Einlassungen des ersten Angeklagten angehört hatte. Da wurde nämlich deutlich, dass strafrechtlich möglicherweise mehr im Raum steht, als abzusehen war. Schließlich könnten die Taten auch als gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr geahndet werden. Zumindest einem der Angeklagten droht damit mehr als ein Jugendarrest. Angesichts des möglichen Strafrahmens hat er damit einen Anspruch auf einen Rechtsanwalt. Von seiner eigenen Aussage hängt schließlich stark ab, wie das Schöffengericht die Taten bewertet: Ob Amtsrichter Jehle und die beiden Laienrichter Vorsatz oder Fahrlässigkeit sehen, hat Auswirkungen auf das Strafmaß.

Auf die Spur des Trios hatte die Ermittler ein Hinweis aus dem Bekanntenkreis der Tatverdächtigen gebracht. Bei der Vernehmung sollen die Beamten nach Darstellung eines der Angeklagten nicht zimperlich vorgegangen sein. "Da wurde ordentlich mit Druck gearbeitet, damit man etwas herausbringt", sagte der 19-Jährige. Drei Stunden lang sei er vernommen worden. Dabei habe man ihm auch gedroht, ihn ins Gefängnis zu stecken. Wann er wieder vor Gericht steht, steht noch nicht fest.

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