Einzelhandel:Der nächste Laden in Starnberg macht dicht

Nun trifft es den Chef der Cityinitiative, Gerald Funk, mit seinem Haushaltswaren-Fachgeschäft Cucinella. Der Inhaber führt die Konkurrenz im Internet und die wenig attraktive Innenstadt als Gründe an.

Von Otto Fritscher

Das Ladensterben in der Starnberger Innenstadt geht auch in diesem Jahr weiter. Vom nächsten Räumungsverkauf zeugen große, grellrote Schriftzüge in den Schaufenstern des Haushaltswarengeschäfts Cucinella in der Maximilianstraße. Gerald Funk, der Inhaber, seufzt. "Ja, wir hätten gerne weitergemacht, aber wir haben in den vergangenen sechs Jahren nur Geld draufgelegt", sagt er. So findet nun bis Ende März der Räumungsverkauf statt, den Funks Frau Claudia leitet.

Gerald Funk, 51, ist in der Haushaltswarenbranche beileibe kein heuriger Hase. Fast 15 Jahre lang war er Geschäftsführer von Kustermann am Rindermarkt in München, eines der größten deutschen Haushaltswaren-Fachgeschäfte, bevor er sich 2013 in Starnberg mit dem Cucinella, damals noch im Stadtmarkt, selbständig machte. Mittlerweile hat Funk wieder einen anderen Job angenommen. Er arbeitet seit Anfang Februar als Geschäftsbetreiber für Cookmax, ein Haushaltswarengeschäft im Donau-Einkaufszentrum in Regensburg.

Funk führt für die Geschäftsaufgabe des Cucinella - "das tut uns wirklich weh" - mehrere Gründe ins Feld. Zum einen die Konkurrenz durch Amazon & Co. im Internet. "Immer mehr Leute sind gekommen, haben sich bei uns informiert und beraten lassen, und dann in einem Online-Shop gekauft. Das trifft zwar nicht nur uns, aber so hat ein Einzelhändler keine Chance", ist Funk überzeugt. Dann sei da der Strukturwandel in seiner Branche. "Jeder Discounter bietet jede Woche ein anderes Sortiment, und da ist fast immer was zum Kochen, für die Küche oder zum Tischdecken dabei. Dieser Umsatz fehlt uns natürlich."

Und dann sagt Funk noch, dass Starnberg "keine sonderlich attraktive Einkaufsstadt mehr" sei. "Es gibt so viel Leerstand wie noch nie", sagt er. Ein Grund sei, dass "mehr gemacht werden müsste, damit Starnberg wieder zu einem guten Standort für Einzelhandel wird". Diese Kritik bezieht Funk zum einen auf die Stadt. "Die Politik hat andere Dinge im Kopf, als der Geschäftswelt zu helfen", sagt er. Zum anderen gesteht Funk aber auch ein, dass es der "Cityinitiative Starnberg" nicht nachhaltig gelungen sei, "etwas auf die Beine zu stellen". Diesem Zusammenschluss von Geschäftsleuten, Gastronomen und Immobilienexperten steht Funk selbst vor; er wird diesen Posten aber räumen, wenn seine Zeit als Geschäftsinhaber in Starnberg abläuft.

Stellvertreter ist Ulrich Beigel, ein Immobilienfachmann. "Man kann hier nicht viel ausrichten, wenn sich viele Kollegen als Einzelkämpfer sehen und nicht mitmachen", bedauert Funk. Immerhin habe die Cityinitiative zwei verkaufsoffene Sonntage pro Jahr organisiert, eine Kampagne für Kaffeebecher geführt und eine Einkaufstasche mit Starnberger Motiven entworfen. Offenbar nicht genug, um der Abwanderung der Kaufkraft nach München, Weilheim oder Penzberg Einhalt zu gebieten. "Es fehlt eben an Aufenthaltsqualität in Starnberg" sagt Funk. Er meint damit, "dass man nach Starnberg kommt, um zu ratschen, gut essen und trinken zu gehen und dann noch ein bisschen zu shoppen".

Funk sagt, er sei angesprochen worden, um bei Cookmax in Regensburg zu arbeiten. Dies sei ein Haushaltswarengeschäft "ohne Porzellan und Geschenkartikel". Er macht aber keinen Hehl daraus, dass er gerne selbständig bleiben und in Starnberg weiterhin ein eigenes Geschäft führen würde. Allerdings deutlich kleiner als das Cucinella, das anfangs eine Verkaufsfläche von 300 Quadratmetern hatte. "Hundert sind genug, in einer guten Lage mit einer angemessenen Miete." Er sei mit seiner Frau seit geraumer Zeit auf der Suche, habe aber keine passende Immobilie gefunden. Falls es doch noch klappt, würde Funk auch gerne Chef der Cityinitiative bleiben.

Auf den Einzelhandel in der Stadt kommen in den nächsten Jahren weitere Herausforderungen zu. Da sind zum einen die Immobilienpreise und Mieten, die wie in München extrem hoch sind. Und dann ist da der Tunnelbau unter der B2, der die ohnehin schon angespannte Verkehrssituation weiter verschärfen wird.

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