So langsam geht es in Tutzing los. Seit mehr als eineinhalb Jahren ist ein Standort für die Anlage für Geflüchtete gefunden, auf der Klosterwiese soll die Unterkunft Platz für rund 150 Menschen bieten. Und eigentlich hätten die Ersten hier längst einziehen sollen. Aber weil es ständig Verzögerungen gab und das Starnberger Landratsamt zwischendrin die Zusammenarbeit mit der für die Errichtung beauftragten Firma aufkündigen musste, weil diese offenbar mehrmals Vereinbarungen nicht eingehalten hatte, sind die Anlagen noch immer nicht bewohnt.
Nun aber kommt Bewegung in die Sache: Weil der Einzugstermin zwar immer noch nicht feststeht, aber offenbar näherrückt, lädt die Gemeinde zu mehreren Veranstaltungen, in denen es um das künftige Zusammenleben zwischen Alt- und Neu-Tutzingern gehen soll. Dabei soll unter anderem über Herausforderungen, Ängste und Lösungsansätze diskutiert werden.
In einer Zeit, in der der Diskurs über Zuwanderung und Integration immer härter geführt und die Debatte durch Bluttaten wie den Anschlag von Solingen zusätzlich befeuert wird, scheint das immer wichtiger zu werden, um die zugezogenen Menschen vor Pauschalisierungen, Ausgrenzung und Diskriminierung zu schützen und die Sorgen der Einheimischen dennoch ernstzunehmen. Diesen Effekt erhofft man sich zumindest in der Gemeinde von den Gesprächen und Veranstaltungen. Immerhin war die Suche nach einem geeigneten Standort schwierig genug. Erst die Bereitschaft der Klosterschwestern, Teile ihres Geländes zur Verfügung zu stellen, ermöglichte es, mit dem Bau zu beginnen.
In Wörthsee und Feldafing stand man vor derselben Problematik, einen geeigneten Platz für neue Anlagen zu finden. Dort sind aber ebenfalls mit der Blumenwiese in Etterschlag und dem Gelände der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) geeignete Standorte gefunden worden.
Weil aber weitere Kapazitäten benötigt werden, bemüht sich das Landratsamt permanent darum, zusätzlichen Platz zu schaffen. Anders als in Tutzing, Wörthsee und Feldafing setzt die Behörde dabei jedoch vor allem darauf, bestehende Anlagen zu erweitern. Das hat vor allem damit zu tun, dass es für die Behörden einfacher ist, bestehende Infrastruktur auszubauen als komplett neue Anlagen aus dem Boden zu stampfen und einen Standort dafür zu finden. Gleichzeitig ist die Behörde darauf bedacht, die Verteilung innerhalb der Gemeinden möglichst gleichmäßig zu halten. Die drei Unterkünfte in Wörthsee, Tutzing und Feldafing waren Anfang vergangenen Jahres geplant worden, weil in den drei Gemeinden im Vergleich zu den anderen Orten im Landkreis weniger Geflüchtete lebten.
Aktuell ist nun eine Erweiterung der Unterkunft im Starnberger Ortsteil Percha geplant. Dort sollen bis Januar 2025 zusätzlich 126 Plätze geschaffen werden. Derzeit könnten dort 96 Menschen untergebracht werden, aktuell ist die Anlage jedoch nur zu zwei Dritteln ausgelastet. Doch dass sich das ändern wird, ist absehbar. Zum einen dürften weitere Geflüchtete nach Deutschland und somit auch nach Starnberg kommen. Zum anderen steht das Landratsamt bei seinen dezentralen Unterkünften oft vor dem Problem, dass sie diese nur temporär befristet nutzen können. Läuft ein Mietvertrag aus, müssen die Bewohner des Objekts anderweitig untergebracht werden.
Weil somit in mehreren Gemeinschaftsunterkünften zusätzlicher Platz benötigt wird, sind auch in Berg, Gilching und Weßling Erweiterungen geplant. Insgesamt sollen bis Juni nächsten Jahres dadurch etwa 360 zusätzliche Plätze geschaffen werden. Allerdings kann nicht jede Anlage beliebig erweitert werden. Das Gelände an der Petersbrunner Straße in Starnberg etwa eignet sich dafür aufgrund der örtlichen Gegebenheiten nicht.