Intensivbetten im Landkreis Starnberg:"Es könnte wieder kritisch werden"

Coronavirus - Intensivstation

Eine Pflegerin versorgt auf der Intensivstation der Asklepios-Klinik in Gauting einen nicht-infektiösen Patienten, der beatmet werden muss.

(Foto: Sven Hoppe/dpa)

Klinikchef Thomas Weiler macht Sorge, dass die Infektionszahlen heuer früher ansteigen. Die Belegung ist auch ohne Corona-Patienten schon hoch.

Von Jessica Schober

Derzeit geht es drei Patienten mit einer Corona-Infektion im Landkreis Starnberg so schlecht, dass sie auf einer Intensivstation behandelt werden müssen. Elf weitere Infizierte werden auf Normalstationen in den Klinken des Landkreises versorgt. Die Zahl mag zunächst klein klingen, zumal die sogenannte bayerische Krankenhaus-Ampel auf Grün steht und eine Überlastung des Gesundheitssystems akut nicht zu befürchten ist.

Dennoch warnt der Geschäftsführer der Starnberger Kliniken, der im Katastrophenfall die Krankenhausbelegung für den gesamten Rettungszweckverband in vier Landkreisen koordiniert, davor, die aktuelle Lage zu unterschätzen: "Die Situation ist noch nicht kritisch, aber es gibt durchaus das Potenzial, dass sie wieder kritisch werden könnte", sagt der Mediziner und Ärztliche Leiter Thomas Weiler.

Die Schule geht wieder los, die Reiserückkehrer kommen aus den Urlaubsregionen zurück und die Delta-Variante verbreitet sich trotz Impfkampagne weiter. "Wir haben in den Kliniken derzeit insgesamt eine hohe Belegung der Intensivstationen - auch ohne Covid-Patienten - , weil wir eine Welle von semi-elektiven Eingriffen vor uns her geschoben haben. Manche Operationen, die man zunächst verschieben konnte, müssen jetzt dringend nachgeholt werden", sagt Weiler.

Parallel dazu steige nicht nur die Belegung mit Covid-Patienten in den Krankenhäusern, sondern auch deren Verweildauer auf den Stationen. Denn die Erkrankten seien immer öfter jüngere Menschen, das Durchschnittsalter liege bei 50 Jahren. Ungeimpfte machten rund 80 Prozent der Patienten auf den Intensivstationen aus, so Weiler.

Sorgen macht dem Mediziner auch die raschere Verbreitung der Virusvarianten. "Wir sind etwa vier bis sechs Wochen früher dran mit dem Ansteigen der Fallzahlen im Vergleich zum Vorjahr. Das hängt aus meiner Sicht damit zusammen, dass die Menschen inzwischen lockerer mit dem Thema umgehen. Aber wir haben einfach noch zu viele Ungeimpfte. Das Virus hat noch zu viel Angriffsfläche in der Bevölkerung", sagt Weiler. "Ich erwarte also, dass uns das Gleiche bevorsteht wie letztes Jahr".

Doch wann würde eine Starnberger Corona-Ampel - so es sie denn gäbe - auf Rot schalten? Im Landkreis Starnberg stehen rund 33 Intensivbetten mit Beatmungsmöglichkeit bereit, sagt Weiler. Je nachdem wie viele Pflegekräfte einsatzbereit sind, schwankt die Zahl. Normalerweise sind diese Betten zu 80 bis 85 Prozent ausgelastet durch das reguläre Geschehen im Landkreis, beispielsweise durch Schlaganfallpatienten oder Verkehrsunfallopfer. "Wenn von den rund 30 Intensivbetten ohnehin schon 23 belegt sind, dann bleiben in einer normalen Situation nur noch sieben bis acht Betten potenziell frei für Covid-Patienten", rechnet Weiler vor.

Sollten also mehr als acht Covid-Patienten auf Intensivstationen im Landkreis Starnberg behandelt werden müssen, bleibt Weiler nichts anderes, als andere Patienten zu verlegen oder Operationen zu verschieben. "So gesehen, sind wir mit der aktuellen Zahl von drei Covid-Patienten auf den Intensivstation gar nicht mehr so weit von diesem Punkt entfernt."

Zur SZ-Startseite
Percha MIS

SZ PlusCoronavirus und Schulen
:So funktionieren Luftfilter in Klassenzimmern

Laut und teuer: Viele Gemeinden zögern mit der Anschaffung. In der privaten Munich International School in Starnberg hat man sich bereits für die Plasma-Technik entschieden - die Bilanz ist eindeutig.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: