Notbremse im Landkreis Starnberg:Alles schließt - nur Gauting soll öffnen

Wegen der hohen Inzidenz gelten von Mittwoch an verschärfte Corona-Regeln. Mit einem Pilotmodell will der Landrat den Einkauf und Kino im Würmtal wieder möglich machen.

Von Carolin Fries

Der Landkreis muss von Mittwoch an in den Lockdown. Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat am Montag eine Sieben-Tage-Inzidenz von 125,9 für Starnberg errechnet, womit den dritten Tag in Folge der Grenzwert von 100 überschritten ist. Zugleich hat die Kreisbehörde das Alkoholverbot an den Seepromenaden und stark frequentierten Plätzen bis 20. April verlängert, auch die Stege an den Seen bleiben gesperrt. Landrat Stefan Frey (CSU) will aber Lockerungen beim Einzelhandel und in der Außengastronomie für die Zeit nach den Osterferien erwirken, wie sie in Hotspots als Pilotprojekte zugelassen sind - und diese zunächst in Gauting testen.

Von Mittwoch an müssen der Einzelhandel und Museen komplett geschlossen bleiben. Lediglich bestellte Ware kann weiterhin nach dem Click&Collect-Modell abgeholt werden. Ausnahme bilden Läden des täglichen Bedarfs. Hinzu kommen aufgrund der hohen Inzidenz verschärfte Kontaktbeschränkungen. Mitglieder eines Haushalts dürfen nur noch eine andere anderen Person treffen, Kinder bis 14 Jahre werden nicht mitgezählt. Von 22 bis 5 Uhr gilt eine nächtliche Ausgangssperre, die erst wieder erlischt, wenn der Inzidenzwert sieben Tage in Folge unter der Marke von 100 liegt. Alle anderen Regeln ändern sich, wenn die 100er-Marke an drei Tagen in Folge unterschritten wird.

Landrat Frey nennt die pauschalen Schließungen eine "Radikalkur", für die in der Bevölkerung die Akzeptanz schwinde. Auch er verstehe nicht, warum er zwar in einem überfüllten Supermarkt an der Kasse stehen, nicht aber im nahezu leeren Sportgeschäft eine Mütze besorgen darf. Er hat darum "die Spielräume der Gesetzgebung" genutzt, wie er sagt, und die Gemeinde Gauting für ein Pilotmodell für Lockerungen beim Gesundheitsministerium angemeldet. Die Infektionsschutzmaßnahmen-Verordnung erlaubt dies explizit nur in Regionen mit einer Inzidenz über 100, bezogen auf bestimmte Einrichtungen oder Gebiete. Erste Versuche sollen nach den Osterferien am 12. April starten. Sollte der Landkreis für Gauting den Zuschlag bekommen, wären dort das Einkaufen sowie der Kinobesuch oder der Besuch einer Café- oder Restaurantterrasse bei Vorlage eines aktuellen negativen Corona-Tests erlaubt. Die Tests könnten in den bekannten Zentren und Apotheken gemacht werden, zudem wäre eine zusätzliche Teststation in Gauting selbst denkbar.

Frey rechnet noch in dieser Woche mit einer Antwort aus dem Ministerium. "Wir haben uns auch als Landkreis für das Tübinger Modell beworben, doch da stehen die Chancen eher schlecht", so Frey. Die Staatsregierung hat bereits deutlich gemacht, dass dieses Modell zunächst in Städten erprobt werden soll.

Gautings Bürgermeisterin Brigitte Kössinger (CSU) zeigt sich "sehr interessiert" an einer Öffnungsperspektive, man habe bereits mit den Ärzten und Apotheken im Ort korrespondiert, um die Testkapazitäten auszuweiten. Parallel dazu sei eine Teststation auf dem Rathaus-Vorplatz geplant, möglicherweise eine weitere im gemeindeeigenen Gebäude am Bahnhof. Damit würde der Bahnhofsberg zu einer Einkaufsstraße, die an beiden Enden die Möglichkeit bietet, sich mit einem negativen Ergebnis ein Tagesticket zu holen. Auch als Testregion für die Tracing-Apps "Luca" und "Darf-ich-rein" hat sich der Landkreis beworben. Diese sollen eine schnelle, digitale Kontaktverfolgung ermöglichen, wenn wieder Restaurants öffnen und Veranstaltungen stattfinden können. Landrat Frey sagt, man wolle etwas anderes probieren, "als immer nur auf, zu, auf, zu". Es gehe um "Zwischenperspektiven", die ein wenig mehr Normalität bis zum Sommer ermöglichen sollen. Bis dahin würden sich dann viele Probleme durch die prognostizierte Zunahme der Impfungen von alleine erledigen.

Im Landkreis Weilheim-Schongau lag die Sieben-Tage-Inzidenz am Montag bei 128,4, weshalb die verschärften Regeln dort bereits von diesem Dienstag an gelten. Im Landkreis Landsberg am Lech werden die Beschränkungen ebenfalls nachgebessert. Die Inzidenz lag dort am Montag bei 81,5 und damit den dritten Tag in Folge über der 50er-Marke. Somit dürfen sich nurmehr fünf Personen aus zwei Haushalten treffen. Geschäfte müssen auf Termin-Shopping umstellen. Beschränkungen gelten außerdem für den gemeinsamen Sport und den Besuch von Museen.

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