Kunstmarkt:Der Garaus der Galerien

Kunstmarkt: "Die Galerie hat nur noch Geld gekostet": Michael Barth hat seine "Galerie 29" an der Hauptstraße in Starnberg zugemacht.

"Die Galerie hat nur noch Geld gekostet": Michael Barth hat seine "Galerie 29" an der Hauptstraße in Starnberg zugemacht.

(Foto: Arlet Ulfers)

Es gibt immer weniger Ausstellungen, weil sie sich offenbar nicht mehr lohnen. Erneut schließen zwei Kunstgalerien im Fünfseeland.

Von Katja Sebald

Wieder einmal schließen kurz hintereinander zwei Kunstgalerien im Landkreis Starnberg ihre Türen für immer: In der "Galerie 29" war Ende Januar Schluss und die letzte Ausstellung in der "Galerie Starnberger See" in Garatshausen läuft nur noch bis zum 25. Februar. Das Galeriensterben hat schon vor der Corona-Pandemie begonnen und es betrifft bei Weitem nicht nur das Fünfseenland. Es ist ein weltweiter Trend, der auch in den großen Zentren des Kunstmarkts wie Berlin, Zürich, London und New York beobachtet wird. Vor allem die Zahl der mittleren und kleinen Galerien schrumpft laut dem Bundesverband Deutscher Galerien und Kunsthändler seit Jahren.

"Die Galerie hat nur noch Geld gekostet", sagt denn auch Michael Barth, der Betreiber der "Galerie 29" an der Hauptstraße in Starnberg. Der Kunsthandel und hier vor allem der Handel mit "ikonischen Fotografien" sei für ihn ohnehin nur ein Nebenerwerb gewesen: "Reich wird man damit nicht, vor allem nicht in Starnberg." Nach dem Verkauf des Hauses habe sich seine Miete für die Galerieräume im Lauf der vergangenen Jahre verdreifacht, deshalb ist seine neue Strategie: "Wir gehen online." Er habe im Nebenhaus ein Büro angemietet, das künftig gelegentlich als "Showroom" dienen könnte. "Aber viele unserer Kunden waren noch nie in der Galerie", erläutert er, "man kann ja heute alles online kaufen, sogar einen Monet."

Die Begegnung und Kommunikation im "echten" Ausstellungsraum ist aber gerade für junge und weniger bekannte Künstler essenziell

Haben also die Kunstgalerie als Ort der Begegnung und der Vernissagenabend als gesellschaftliches Ereignis ausgedient? Tatsächlich berichtete auch der Deutsche Kulturrat darüber, dass digitale Formate wie "Online Viewing Rooms" auf dem Vormarsch seien - aber das war 2020, als die Pandemie das kulturelle Leben komplett lahmgelegt hatte. Im selben Artikel wurde die Bedeutung der physischen Präsenz, der Begegnung und Kommunikation in der analogen Welt gerade für junge oder weniger bekannte Künstler betont. Der "echte" Ausstellungsraum sei für jeden bildenden Künstler mehr als ein Sehnsuchtsort, er sei essenziell, denn: "Galerien stehen zu ihren Künstlern nicht bloß in einer kommerziellen, sondern in einer nahen, persönlichen Beziehung. So befördern sie im Wechselspiel miteinander öffentliche Anerkennung und wirtschaftlichen Erfolg für ihre Arbeit."

Hat sich also eigentlich nichts geändert, seit Helga Weiss mit ihrer legendären "Galerie Weihs" am Starnberger Kirchplatz gleichsam den Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens der Stadt bildete? Sie hat den Galeriebetrieb bereits 1995 aus Altersgründen eingestellt. Fachkenntnis, eine sichere Hand bei der Auswahl der Künstler und ein langer Atem, wenn man jemanden "aufbauen" will, vor allem aber Transparenz und Ehrlichkeit im Geschäftsgebaren und nicht zuletzt Fähigkeiten als Gastgeber scheinen damals wie heute das Erfolgsrezept für Galeristen zu sein.

Kunstmarkt: In Starnberg eröffnete 2005 die "Galerie am Kirchplatz" - allerdings auch nur für kurze Zeit. Dieses Bild entstand bei einer Ausstellung von Hannelore Jüterbock.

In Starnberg eröffnete 2005 die "Galerie am Kirchplatz" - allerdings auch nur für kurze Zeit. Dieses Bild entstand bei einer Ausstellung von Hannelore Jüterbock.

(Foto: Georgine Treybal)

Vor allem in Starnberg haben immer wieder Galerien eröffnet und bald darauf, meist sang- und klanglos, wieder geschlossen. Von 2004 an gab es für kurze Zeit die "Galerie am Kirchplatz" mit einem anfangs durchaus ambitionierten Programm. Von 2010 bis 2012 betrieb Sibylla Schramm das "Kunsthaus Starnberg" in Kombination mit einem Online-Antiquariat und 2011 eröffnete an der Hauptstraße mit großen Tönen die "Estate Gallery", in der neben Kunst auch Immobilien verkauft werden sollten und auch gleich Kooperationen mit Galerien in den Metropolen der Welt, außerdem Auftritte auf der Art Basel, der Art Cologne und allen anderen wichtigen Kunstmessen geplant wurden. Nichts von all dem wurde realisiert und die Galerie verschwand bald wieder.

Sonja Conrads verabschiedet sich mit der Ausstellung "Blütenrausch"

"Corona war eine Herausforderung", sagt auch Sonja Conrads, die sich mit der Ausstellung "Blütenrausch" von ihren Kunden verabschiedet. Aber sie schließt ihre "Galerie Starnberger See" keineswegs aus wirtschaftlichen Überlegungen, sondern aus pragmatischen Gründen, denn auch sie hat den Galeriebetrieb neben ihrer eigentlichen Arbeit in der Personalentwicklung gestemmt. Es ist ein Abschied mit einem weinenden und einem lachenden Auge: Ihre Mutter Anne Benzenberg, die sich mit ihrem Antiquitätengeschäft aus Altersgründen verkleinern will, wird die Galerieräume übernehmen.

"Wir freuen uns mit Diemut von Funck, Susanna Ladda und Heidi Willberg zum Finale drei besondere Künstlerinnen zu präsentieren, die uns über die Jahre begleitet haben", schreibt Conrads auf der Internetseite der Galerie. Mehr als 30 Ausstellungen hat sie in den vergangenen acht Jahren realisiert: "Es waren viele tolle und meistens auch sehr gut besuchte Veranstaltungen." In den letzten Wochen bietet sie jetzt Rabatte auf die ausgestellten Kunstwerke.

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