Starnberg:"Funky Fraulein"

Lesezeit: 2 min

Hammond-Organistin Barbara Dennerlein gibt das zweite Konzert in der neuen Starnberger Jazz-Reihe

Von Gerhard Summer, Starnberg

Es gab eine Zeit, da kam fast keine Band ohne Hammond-Orgel aus. Rick Wakeman bediente bei Yes das wohl beeindruckendste Arsenal an Tastaturen, Keith Emerson ließ Mussorgskys "Bilder einer Ausstellung" jammern, schwirren und blubbern. Ken Hensley von Uriah Heep setzte damit auf "Salisbury" zu wilden Solos an, John Lord von Deep Purple lotete die Grenzen des Instruments in einem Song wie "Lazy" aus und pflegte das Ding hin- und herzuwippen, wenn er in Konzerten in Fahrt kam. Und natürlich setzten auch die Small Faces, die Allman Brothers Band, Procul Harum, Pink Floyd und Atlantis auf den großen Kasten mit Tasten, Fußpedalen und Zugriegeln.

Das war in den Sechziger- und Siebzigerjahren, als der Rock noch progressiv war, Songs schon mal 20 Minuten dauern konnten und gelegentliche Ausflüge in die Klassik auf dem Spielplan standen. Heutzutage bevorzugen viele Musiker eher leicht zu transportierende Keyboards mit Hammond- und Leslie-Simulation, doch gerade wenn es um den Jazz geht, sind noch etliche Puristen am Werk. Die bekannteste unter ihnen dürfte Barbara Dennerlein sein. Die gebürtige Münchnerin setzt zusätzlich Sampler und Synthesizer ein, kombiniert Blues mit Bebop, Latin, Soul und Funk, bevorzugt ungewöhnliche Harmoniewechsel und legt gern einen Tanz auf den Basspedalen hin. Sie hat ihrem Instrument in den Achtzigerjahren abermals zum Durchbruch verholfen und mit Musikern wie Friedrich Gulda, Oscar Klein, Charly Antolini, Ray Anderson und Randy Brecker zusammengearbeitet .

Vielen gilt die Perfektionistin sogar als weltbeste Hammond-Organistin. An diesem Samstag ist die 50-jährige in der neuen Starnberger Konzertreihe "All that Jazz" in der Schlossberghalle zu hören. Sie kommt mit ihrer Band Bebap in Triobesetzung - mit Peter Lehel (Saxophon), Christian Kappe (Trompete) und Manfred Gustke (Schlagzeug).

Dennerlein hatte sich schon als Kind in den speziellen Hammond-Klang mit rotierenden Lautsprechern verliebt, wie sie in ihrer Biografie erzählt: "Sie war elf, als die erste Heimorgel ins Haus der Dennerleins kam. Der Vater, selbst ein Orgel-Fan, dachte bei dem Weihnachtsgeschenk auch ein wenig an sich selbst: Falls Barbara keine Lust mehr hätte, könnte er ja darauf spielen. Doch es kam anders: Barbara Dennerlein ließ das Instrument nicht mehr los."

Nach ersten Auftritten als Dreizehnjährige spielte sie mit fünfzehn regelmäßig in Klubs. Schon Anfang der Achtzigerjahre wurde sie als "Orgel-Tornado aus München" gefeiert. Und später, so Barbara Dennerlein weiter, fragte sich "Harper's Bazar": "How did this Fraulein get so funky?"

Das Konzert am 25. Juli in der Schlossberghalle beginnt um 20 Uhr. Karten unter München Ticket (089/54818181) oder Starnberger Kulturamt (08151/772-136 oder -170).

© SZ vom 23.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: