Kinofestival:Film als Frühwarnsystem

Maryna Er Gorbachs Drama "Klondike" ahnte den Ukraine-Krieg voraus.

Von Justus Niebling, Starnberg

Kinofestival: Maryna Er Gorbach, Regisseurin des ukrainischen Films "Klondike".

Maryna Er Gorbach, Regisseurin des ukrainischen Films "Klondike".

(Foto: Rafal Nowak/RafalNowak.com)

Auch Krisen, Krieg und Vertreibung sind Thema beim 16. Fünfseen-Filmfestival. Am 3. September begrüßt der ukrainische Generalkonsul Yuriy Yarmilko zur Diskussion "Ukraine im Gespräch". Anschließend werden die ukrainische Regisseurin Maryna Er Gorbach und der Produzent des Films Mehmet Bahadir Er mit Festivalleiter Matthias Helwig über die Lage in dem russischen Nachbarland und Gorbachs Film "Klondike" sprechen. Beginn ist um 15 Uhr. Das Drama thematisiert den Beginn des bewaffneten Konflikts in der Ostukraine 2014 und den Abschuss des malaysischen Passagierflugzeugs mit der Flugnummer MH17.

Helwig hofft darauf, dass der Film eine Debatte über die Situation in der Ukraine auslöst. "Natürlich können wir keine Lösung für den Konflikt finden, und ich werde auch keine Empfehlung an den Bundeskanzler abgeben." Stattdessen hoffe er auf tiefere Einblicke, wie sie Nachrichten kaum vermitteln könnten. Filme hätten ohnehin oft prophetische Kraft. So habe eine vor zwei Jahren gezeigte Dokumentation über das als rechtsextrem angesehene ukrainische Asow Regiment berichtet. "Daher hat mich der Vorwand von Putin nicht überrascht, auch wenn es keinen Krieg rechtfertigt", so Helwig. Und der Film "Atlantis", der im Jahr 2024 spielt, habe den Krieg zwischen der Ukraine und Russland vorweggenommen.

Auch Er Gorbach hatte eine Vorahnung, als sie "Klondike" noch vor Kriegsbeginn drehte. Gegenüber der "Zeit" sagte sie: "Dass Putin Ambitionen hatte, die Ukraine zu besetzen, war keine Überraschung für mich. Ich hätte keinen Antikriegsfilm gedreht, wenn ich ein Ende der Kämpfe im Donbass für absehbar gehalten hätte." Trotzdem habe man in den vergangenen Jahren zu lange weggesehen, meinen Helwig und Er Gorbach. Aus diesem Grund ist Helwig auch der Taiwan-Empfang sehr wichtig. "Das ist wieder so ein Thema, bei dem man hingeht, seine Häppchen isst und meint, es sei jetzt alles gut, aber so ist es nicht." Genauso legt er Wert darauf, dass der Westbalkan im Fokus steht: "Wir zeigen einen Film, bei dem es um die Vertreibung der serbischen Minderheit im Kosovo geht. Dass hier die Serben unter Vertreibung leiden, hat mich schon überrascht."

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