Pilotprojekt:Erzieher werden zu Schwimmlehrern

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Kinderschwimmen in Starnberg: Der Verein Fortschritt bildet Erzieher und Erzieherinnen zu Schwimmlehrern aus. Hier ein Kind bei der Wassergewöhnung. (Foto: Schwimmschule Flipper/oh)

Der Kita-Träger „Fortschritt“ bildet Mitarbeiter aus, die Kinder bereits im Vorschulalter ans Wasser gewöhnen. So sollen diese später schneller schwimmen lernen.

Von Jonas Hey, Starnberg

Die Stiftung „Deutschland Schwimmt“ und der inklusive Kita-Träger „Fortschritt Bayern“ haben ein gemeinsames Projekt zur Wassergewöhnung von Kindern ins Leben gerufen. Ziel ist es, die Schwimmfähigkeiten bei Kindern zu verbessern. 20 Prozent der Grundschulkinder können nicht schwimmen, wie eine Umfrage im Auftrag der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) 2022 ergeben hat. Fünf Jahre zuvor waren es noch zehn Prozent gewesen. Wie sich herausgestellt hat, fehlt vielen Kindern die Erfahrung mit Wasser – weshalb in Schwimmkursen viel Zeit auf die Gewöhnung ans Wasser verwendet werden muss, bevor es an das eigentliche Schwimmen geht.

Um dieses Problem anzugehen, werden im Rahmen des Projekts 20 Erzieher und Erzieherinnen von „Fortschritt Bayern“ zu „Schwimmlehrerinnen und Schwimmlehrern für Wassergewöhnung“ ausgebildet. Diese kommen aus den Regionen Starnberg, Rosenheim und München und haben sich intern angemeldet.

Die Ausbildung wird von „Deutschland Schwimmt“ in Kooperation mit dem „Deutschen Schwimmlehrerverband“ angeboten. Sie findet im Oktober in St. Ottilien nahe dem Ammersee statt und umfasst 17 Unterrichtseinheiten à 45 Minuten. Im theoretischen Teil lernen die Erzieherinnen und Erzieher genaueres über Wasserangst bei Kindern sowie über Methodik und Didaktik der Schwimmerziehung. Im praktischen Teil müssen sie ihre Rettungsfähigkeit unter Beweis stellen, das heißt unter anderem 20 Meter schwimmen, zwei Meter tief tauchen und bestimmte Rettungsgriffe erlernen.

Wie Sabine Kurz von „Deutschland Schwimmt“ erläutert, sollen sie so auf die späteren Schwimmbadbesuche mit den Kindern vorbereitet werden. Auch geht es darum eine vereinfachte Version des Rettungsschwimmers Bronze vorzustellen, der für viele Erzieher ansonsten zu aufwendig wäre. Auch lernen die Teilnehmer, Kindern die grundlegenden Fähigkeiten im Wasser zu vermitteln, also Atmen, Tauchen, Schweben, Gleiten und Springen. Insgesamt kostet das Projekt etwa 6000 Euro und soll vollständig über Spendengelder finanziert werden.

Kinder während eines Schwimmkurses im oberbayerischen Geretsried. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

„Mit dieser Ausbildung schaffen wir ein optimales Fundament, damit die Kita-Kinder regelmäßig das Starnberger Bad besuchen können“, erklärt Fatma Yilmaz, Projektverantwortliche bei Fortschritt Bayern. Außerdem besteht laut Pressesprecherin Verena Fahrion die Hoffnung, in Zeiten des Fachkräftemangels als Arbeitgeber attraktiver für Erzieher zu werden.

Das grundlegende Problem sind fehlende Schwimmkurse. Antje Feser vom Gautinger Schwimmclub bestätigt, dass die Schwimmkurse im Sommerbad Gauting „bereits mit Öffnung des Freibads Mitte Mai nahezu ausgebucht“ sind. Dabei werden insgesamt 14 Kurse für 230 Teilnehmer sowie Privatstunden angeboten. Das neue Projekt findet sie super, denn „Wassergewöhnung in der frühen Kindheit ist ein Muss“. Im Starnberger Hallenbad bietet die Wasserwacht ganzjährig Schwimmkurse an und kommt auf sechs bis acht pro Jahr mit bis zu 15 Teilnehmern pro Kurs. Auch hier sind die Kurse schnell ausgebucht und bis zu 450 Kinder stehen auf der Warteliste. Oliver Jauch, Pressesprecher der Wasserwacht, findet das Projekt ebenfalls gut und hofft, dass dadurch in den Schwimmkursen weniger Zeit für Wassergewöhnung aufgebracht werden muss.

Selten ist das 50-Meter-Becken im Sommerbad Gauting so leer. (Foto: Arlet Ulfers)

Das Projekt ist Teil der Kampagne „Mit Sicherheit mehr Spaß am See“ der „Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung im Landkreis Starnberg“ (GWT), die Eltern für die Bedeutung von Wassergewöhnung sensibilisieren soll. Wie Projekt-Botschafterin Isabell Bauch sagt, werden im Rahmen der Kampagne Veranstaltungen wie die Wasserwachttage oder kostenlose Schwimmkurse organisiert. Auch wird ein kostenloses Heft, die „Wassergewöhnungs-Fibel“, für Eltern zur Verfügung gestellt, die sie unterstützt, ihre Kinder spielerisch auf das Schwimmen vorzubereiten. Sie wurde von „Deutschland Schwimmt“ gestaltet und wird zum Beginn des neuen Schuljahres Mitte September in den Kindergärten der Region verteilt. Zusätzlich wurde von der GWT ein Werbespot finanziert, in dem Prominente aus dem Fünfseenland Eltern für das Thema sensibilisieren. Laut Sabine Kurz sind ähnliche Projekte bereits in Fürth und im Landkreis Nürnberg in Planung.

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