Starnberg:Fische, Fischer, Sommerfrischler

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Gisela Kernt zeigt sie Einheimischen und Touristen die schönen Seiten Starnbergs. Erstmals hat sie eine kulinarische Tour im Programm.

Otto Fritscher

Ja, das hat mich selbst überrascht", sagt Gisela Kernt. Mit einem kleinem Grüppchen sommerlich gewandeter Menschen, die aussehen wie Ausflügler, wandert sie gemächlich über die Seepromenade. Doch der Eindruck täuscht. "Die meisten, die zu meiner Führung kommen, sind Einheimische, die sich über die Geschichte der Kreisstadt ein bisschen informieren wollen." Eine Umfrage bestätigt Kernts Aussage: An diesem sonnigen Nachmittag kommt weit mehr als die Hälfte der 15 Teilnehmer aus Starnberg oder Umgebung. Dabei war die zweistündige Führung eigentlich als Angebot für Touristen gedacht, denn sie steht ganz offiziell im Programm des Tourismusverbands Starnberger Fünfseenland. Ein Angebot, das heuer erstmals im Programm steht, und das auf eine Initiative von Gisela Kernt zurückgeht.

"Fische gehören doch zu Starnberg wie der See", sagt Gisela Kernt. So entstand die Idee zu einer speziellen Stadtführung durch Starnberg, die weitgehend den Spuren der alteingesessenen Fischerfamilien folgt. Die monatlichen Führungen kommen so gut an, dass Interessenten vertröstet werden mussten. Fotos: Treybal (Foto: Sta Franz Xaver Fuchs)

Eigentlich ist die Starnbergerin gelernte Chemikerin, hat bis zu ihrer Pensionierung in einem Labor in der Nähe gearbeitet. Danach hat sie sich anlässlich der Bundesgartenschau, die 2005 in München stattfand, zur Stadtführerin ausbilden lassen. Auch Starnberg hatte sich am Rahmenprogramm der Buga beteiligt - und so kam es, dass Kernt Stadtführerin wurde, die Ausflüglern und Touristen die Historie des ehemaligen Fischerdorfes nahebringt. "Die Fische und die Fischerfamilien, die gehören doch ganz eng zur Stadtgeschichte", sagt Kernt. Dies sei aber bei den bisherigen Führungen nicht so deutlich geworden. Und deshalb hat die 68-Jährige flugs ein eigenes Konzept entwickelt, das bei Tourismusverband und städtischem Kulturamt auf großes Gefallen stieß. "Fische, Fischer, Sommerfrischler" heißt das Motto der Tour, bei der man nicht nur Wissenswertes erfährt, sondern auch den Gaumen mit Leckereien kitzeln kann. Denn Stationen der Führung sind die Fischerfamilien Schropp und Dechant sowie die ehemaligen königlich-bayerischen Hoflieferanten Schindler Delikatessen und die Bäckerei Meier. "Die Betriebe war schnell von meiner Idee einer kulinarischen Stadtführung überzeugt, es ist ja auch ein bisschen Werbung für sie", sagt Gisela Kernt. So steht das Grüppchen jetzt vor Schindler-Delikatessen und lässt sich Petits Fours - Bündner Fleisch mit Oliven, Quiche und Obatzem - und ein Glas Prosecco munden, während Gisela Kernt von Theodor Hirneis, dem ehemaligen Hofkoch von König Ludwig II. erzählt, der später als Hoflieferant in der Maximilianstraße ein Geschäft gegründet hat. Nächste Stationen sind die Bootshütten an der Seepromenade und das Undosa, wo die Stadtführerin vom Zunftzeichen der Fischer, das über dem Eingang des See-Restaurants hängt, erzählt und vom Fischerstechen, das seit 1907 stattfindet. 33 aktive Fischer gibt es noch am Starnberger See, in der Kreisstadt sind das die Schropps und die Wentzels.

Weiter geht es ins Museum Starnberger See, bevor bei Eva Schropp die nächste Kostprobe ansteht. Sauer eingelegte Weißfische, Renkencreme, geräucherten Aal und geräucherte Renke hat Schropp fein säuberlich auf Tabletts angerichtet. Sie berichtet vom Alltag der Fischer - und nach ihrem Vortrag sind die Häppchen komplett von den Tabletts verschwunden. Es hat offensichtlich geschmeckt. "Eigentlich sind Weißfische wegen der vielen Gräten nicht beliebt, aber wenn man sie richtig verarbeitet, schmecken sie super", erklärt Fischersfrau Schropp. Denn der Starnberger See habe weit mehr an Fischreichtum zu bieten als die allseits bekannten Renken.

Weiter geht es dann zu Dechants Fischladen, gleich droben auf der anderen Seite der Hauptstraße gelegen, und dann wieder zurück auf die andere Straßenseite ins Café der Bäckerei Meier, wo dann das Resümee gezogen wird. "Das war spannend. Da erfährt man als Einheimischer vieles, was man noch gar nicht wusste", sagt Oswin Wolf, selbst ein Starnberger, nach der Führung. Michael und Tina Weist pflichten ihm bei. "Hat uns sehr gut gefallen", ist ihr Fazit.

19 Euro kostet die Teilnahme pro Person. Das Angebot hat so eingeschlagen, dass mehrere Führungen bereits ausgebucht waren - die Teilnehmerzahl ist auf 15 begrenzt - und die Interessenten vertröstet werden mussten. "Die Führungen sollen aber ein bisschen exklusiv bleiben", erklärt Gisela Kernt das Konzept. Aber: "Wir werden die Tour nächstes Jahr wieder ins Programm aufnehmen", kündigt Tourismus-Geschäftsführer Klaus Götzl an. Die letzte Führung für heuer findet am Freitag, 21. September, 15 Uhr statt. Eine Anmeldung in der Touristinfo (Tel. 08151-90 600) oder per E-Mail an info@sta5.de ist erforderlich.

© SZ vom 23.08.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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