Starnberg:Filmfestival mit Hindernissen

Starnberg Filmfestival fsff

Open-Air-Kino erfreut sich größter Beliebtheit. Das Starnberger Strandbad steht wegen Bauarbeiten am Wasserpark heuer aber nicht zur Verfügung.

(Foto: Treybal)

Wegen der Bauarbeiten am Starnberger Wasserpark gibt es im Strandbad im Jubiläumsjahr keine Vorführungen. Ob den Open-Air-Cineasten der Vorplatz der Schlossberghalle zur Verfügung steht, ist bislang noch ungewiss

Von Peter Haacke, Starnberg

Das Fünf-Seen-Filmfestival gilt als eine der glanzvollsten Veranstaltungen im Landkreis Starnberg. Derzeit laufen die Vorbereitungen zum Jubiläumsfestival der zehnten Auflage vom 27. Juli bis 7. August. Doch ausgerechnet in Starnberg, dem bisherigen Mittelpunkt der Veranstaltung, werden Filmfreunde unter freiem Himmel diesmal wohl nur ein eingeschränktes Programm genießen können. Möglicherweise könnten die beliebten Open-Air-Vorführungen in der Kreisstadt dieses Jahr sogar ganz entfallen: Das Strandbad steht wegen der Bauarbeiten am Wasserpark definitiv nicht zur Verfügung, und die Nutzung des Rathaus-Vorplatzes ist derzeit ungewiss. Grund hierfür ist das seit Monaten angespannte Verhältnis zwischen Bürgermeisterin Eva John und Michael Krenn, der das "Centrum" an der Starnberger Hauptstraße verwaltet.

Aus bescheidenen Anfängen entwickelte sich das Festival binnen zehn Jahren zu einem viel beachteten kulturellen und gesellschaftlichen Höhepunkt für Cineasten. der weit über die Landkreisgrenzen hinaus Beachtung fand. Kinobetreiber Matthias Helwig und sein Team bereiten das Jubiläum derzeit vor. Doch im Hinblick auf die Nutzung des Rathaus-Vorplatzes klemmt es derzeit: Seit Tagen gibt es zur Genehmigung des Open-Air-Kinos vor der Schlossberghalle regen Schriftverkehr zwischen Krenn, Geschäftsführer der Immobiliengesellschaft "Alte Post" Flensburg, Starnbergs Stadtverwaltung und Helwig.

Die Stadt als offizieller Förderer des Filmfestivals hat bereits ihre Genehmigung erteilt. Krenn dagegen knüpft seine Zustimmung zur unentgeltlichen Nutzung des Platzes, der zu 40 Prozent der "Alten Post" gehört, explizit an Auflagen. Zwar habe er "grundsätzlich nichts gegen eine solche Veranstaltung auf dem Grund und Boden des Centrums". Doch aufgrund leidvoller Erfahrungen im Vorjahr besteht er diesmal auf Übernahme der Reinigungskosten durch die Stadt und den Nachweis einer Haftpflichtversicherung durch den Veranstalter; bislang wolle die Stadt diesen Bedingungen nicht nachkommen. Überdies zeigt sich Krenn darüber irritiert, dass die Stadt in dieser Angelegenheit nicht auf den Hauptmiteigentümer zugekommen ist und Bürgermeisterin John ein schon seit langem angestrebtes persönliches Gespräch mit Krenn hartnäckig verweigert.

Ausgangspunkt für die anhaltenden Dissonanzen zwischen John und Krenn dürften die 2015 bereits weit gediehenen, am Ende aber seitens der Stadt überraschend abgesagten Verhandlungen zur angedachten Übernahme des "Centrums" nebst Tiefgarage durch die Stadt sein. Der Komplex wird nun in Einzelteilen veräußert. Zudem wollte John zur Verwirklichung eines "Leuchtturmprojekts" zur Barrierefreiheit einen behindertengerechten Lift erstellen lassen - allerdings ohne Rückfrage auf Grund und Boden der "Alten Post". Das von John verfolgte Ansinnen zu einem Ideenwettbewerb lehnte der Stadtrat letztlich wegen einer allzu offensichtlichen Unmöglichkeit der Realisierung ab. Zwischenzeitlich hatte der "Centrum"-Parkhausbetreiber seine Gebühren drastisch erhöht, zudem ließ Krenn den Fahrstuhl im Einkaufszentrum wegen wiederholter Beschmutzung und Sachbeschädigung für die Allgemeinheit sperren. Das ehemals vertrauensvolle Verhältnis zwischen beiden Vertragspartnern ist seither nachhaltig getrübt.

Laut Krenn wurden beim Open-Air-Kino im Vorjahr "Centrum"-Glaspassage, Toilettenanlage und Treppenhaus durch Besucher in Mitleidenschaft gezogen. Aufgrund der aktuellen Situation hatte er daher zunächst erwogen, seine Zustimmung zur Nutzung des Rathaus-Vorplatzes zu versagen, zumal seine Bitte nach einem Gespräch mit der Bürgermeisterin erneut abschlägig beschieden worden war. Mittlerweile aber würde es Krenn schon reichen, "dass die Stadt meine Konditionen für das Zustandekommen des Festivals akzeptiert". Allerdings ist er nicht länger bereit, sich von John als "Bittsteller oder einfach nur lästiger Vertragspartner abwimmeln und überfahren zu lassen", schreibt Krenn.

Festival-Chef Matthias Helwig tut sich derweil schwer, das Problem überhaupt zu verstehen: Er verweist auf Verträge einerseits mit der Stadt, andererseits mit Krenn. Die Auflagen - Reinigung und Haftpflichtversicherung - werde er "selbstverständlich erfüllen". Bereits Ende April hatte er um Genehmigung ersucht. Neun der insgesamt rund 130 Beiträge des Filmfestivals dürften neben Wörthsee, Hochstadt und Tutzing somit auch in Starnberg wieder unter freiem Himmel zu sehen sein - sofern es zur erhofften Einigung kommt.

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