Breitband-Versorgung:Glasfaserausbau kommt kaum voran

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Der Glasfaserausbau kommt im Landkreis nur langsam voran. (Foto: Jan Woitas/dpa)

Einige Gemeinden im Landkreis hängen deutlich hinterher. Bei einer Online-Konferenz suchen Firmen und Kommunalpolitiker nach Antworten.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg

Der Ausbau von Glasfaser und 5G Mobilfunk schreitet zwar zügig voran, es gibt aber auch noch viel zu tun: Dies ist das Ergebnis eines Online-Pressegesprächs, zu dem die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) und die Informationszentrale der Bayerischen Wirtschaft (ibw) am Mittwoch eingeladen hatten. Wie der Vorsitzende der vbw-Bezirksgruppe München-Oberbayern, Norbert Peine, erklärte, müsse „in Qualität und Quantität“ investiert werden. Glasfaserverbindungen und 5G-Mobilfunknetze müssten so schnell wie möglich in der Fläche verlässlich abgedeckt werden.

Laut Peine haben Studien ergeben, dass der Bedarf an hohen Bandbreiten steigt, da sie für eine erfolgreiche Arbeit der Unternehmen absolut entscheidend sind. Denn es müssten immer größere Datenmengen übertragen werden, unter anderem Konstruktionspläne. Nur 22 Kommunen in Bayern haben bislang eine Vollversorgung. Mit Blick auf die insgesamt 500 Gemeinden im Freistaat „ist das eine bescheidene Zahl“, so Peine.

Zudem ist der Unterschied zwischen Stadt und Land eklatant: In Oberbayern verfügen zwar 92 Prozent der städtischen Haushalte über einen Glasfaseranschluss, auf dem Land aber sind es nur 40 Prozent. Im Großraum München sowie Ingolstadt und Weilheim, aber auch in einigen Ammersee-Gemeinden, ist der Ausbau weitestgehend abgeschlossen. Andere Kommunen wie Starnberg, Feldafing, Münsing oder Inning indes sind noch weit von einer Vollversorgung entfernt. Nach Peines Angaben verfügen nur 24 Prozent der Starnberger Haushalte über einen Glasfaseranschluss, in Bernried sind es lediglich 14 Prozent, in Feldafing und Dießen sogar nur vier Prozent.

Beim Mobilfunk sieht es zwar wesentlich besser aus – die 5 G-Verfügbarkeit beträgt in Bayern 98 Prozent –, doch die Empfangsqualität liegt lediglich bei 56 Prozent. Laut Peine monieren deshalb 68 Prozent der Unternehmen, dass dadurch ihre Geschäfte beeinträchtigt würden. Sein Appell an die Kommunen, verstärkt Fördermittel zu beantragen und Masten-Standorte zu stärken, stieß allerdings auf Skepsis.

„Wir wissen aktuell nicht, wie es weitergeht“, sagt Feldafings Bürgermeister Sontheim

Nach Ansicht des Feldafinger Bürgermeisters Bernhard Sontheim fruchten die Bemühungen der Kommunen wenig, wie er am Beispiel seiner 4500-Einwohner-Gemeinde erläuterte. Der Rathauschef hatte bereits vor zehn Jahren einen Förderantrag zum Breitband-Ausbau gestellt. Doch dann sei nichts mehr passiert. Erst als ein Privatunternehmen vor wenigen Jahren versprach, den Ausbau voranzutreiben, sei die Telekom aktiv geworden. Man werde die Gemeinde versorgen, hieß es seitens der Telekom. Doch dann ging das Privatunternehmen bankrott – und die Bemühungen der Telekom kamen ebenfalls zum Stillstand. „Wir wissen aktuell nicht, wie es weitergeht“, sagte Sontheim.

Feldafings Bürgermeister Bernhard Sontheim glaubt, dass es zu wenige Firmen gibt, die Glasfaser verlegen können. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Es sei derzeit nicht absehbar, wann die Telekom mit einem Ausbau in seiner Gemeinde beginne. Andere Gemeinden im Landkreis haben laut Sontheim ähnlich negative Erfahrungen gemacht: In Gauting habe die Telekom ihre Ausbauarbeiten abgebrochen, Wörthsee und Inning seien zwar ausgebaut worden, doch die Leitungen funktionierten nicht. Weßling verfügt nach Sontheims Angaben über drei verschiedene Glasfasernetze. Dabei bräuchte es seiner Meinung nach aber nur einen Netzbetreiber, wie dies auch bei den Stromversorgern der Fall sei.

Unternehmer Andreas Karl aus dem Landkreis Freising hat viel Geld investiert und den Ausbau selbst in die Hand genommen. „Glasfaser ist möglich, kostet aber“, lautet sein Fazit. Nach Angaben von Michael Mißlbeck, Chef eines Ingolstädter Mittelstandsunternehmens, ist sein Betrieb sehr gut versorgt. Homeoffice sei allerdings nicht möglich für Mitarbeiter, die in den Nachbargemeinden wohnen. Zudem sei die Empfangsqualität von Mobilfunk wegen eines Funklochs mangelhaft. Karl vermutet, dass wirtschaftliche Gründe ausschlaggebend für einen schnellen Ausbau sind. Dem widersprach Sontheim: In Starnberg sei eine große Anzahl von Nutzern gegeben, weil der Landkreis dicht besiedelt sei. Er glaubt vielmehr, dass es zu wenige Fachfirmen gibt, die Glasfaserkabel verlegen können. Peine indes zeigte sich überzeugt davon, dass es an den langwierigen Vergabe- und Genehmigungsverfahren liegt: Diese müssten nur vereinfacht und schneller werden.

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