Im Starnberger Stadtrat gibt es den ersten Wechsel der Amtsperiode. „Ich bin aus der FDP aus- und bei der UWG eingetreten“, brachte Marc Fiedler die Angelegenheit am Freitag auf den Punkt. „Das mit der FDP geht nicht mehr“, sagte der 47-jährige Immobilienkaufmann, der seinen Entschluss nach 15 Jahren Parteizugehörigkeit sowohl dem FDP-Kreisverband als auch Bürgermeister Patrick Janik (CSU, UWG, SPD, BLS) mitgeteilt hat. Bundes- und landespolitische Entwicklungen in der FDP hätten dabei keine Rolle gespielt.
Dass der Haussegen im gut 50 Mitglieder zählenden Starnberger Ortsverband der FDP schon länger schief hängt, ist kein Geheimnis. Im Mai 2022 war der bisherige Ortsvorsitzende Fiedler im Rahmen einer denkwürdigen Versammlung entmachtet worden, seither lenken Stadtratskollegin Anke Henniger und Stefan Werner Zeil, Sohn des ehemaligen bayerischen Wirtschaftsministers Martin Zeil aus Gauting, die Geschicke des Ortsvereins.
Wenige Monate zuvor hatte Henniger im Februar die Zusammenarbeit mit Fiedler als Fraktion aufgekündigt. Die Streitigkeit landete vor einem internen Parteischiedsgericht. Das Zerwürfnis des liberalen Duos war auch im Stadtrat unübersehbar: An den Sitzungen nahmen beide weit voneinander getrennt teil.
Für die bislang mit nur drei Mandatsträgern im Stadtrat vertretene UWG, die immer schon ein Hort für Kommunalpolitiker auf der Suche nach einer neuen politischen Heimat war, ist der Wechsel ein Gewinn. Kurios: Voraussichtlich wird die UWG die Amtsperiode im Stadtrat erneut in größerer Mannschaftsstärke beenden als zu Beginn. UWG-Chef Ulrich Müller und sein Stellvertreter, der Stadtrat Thorsten Schüler, erachten das künftige Mitwirken Fiedlers jedenfalls als „Glücksfall“. Menschlich wie politisch passt es offensichtlich zwischen den neuen Partnern. Ohnehin sei die UWG bemüht, „sich neu aufzustellen“, betonte Müller.
Fiedler, 2020 noch Bürgermeisterkandidat der FDP, begründete seinen Wechsel unter anderem mit der schwankenden Haltung der Liberalen zu Themen wie Seeanbindung und B2-Tunnel. Insbesondere aber monierte er, dass sich die Politik der Starnberger FDP in den vergangenen Jahren „von der Kommunalpolitik hin zum Populismus“ gewandelt habe. Henniger zeigte sich derweil überrascht: „Ich habe mit seinem Wechsel gerechnet“, sagte sie, „aber nicht zu diesem Zeitpunkt. Für mich ist es eine Befreiung“.
Wie sich der Wechsel Fiedlers zur UWG auf die Besetzung der Ausschüsse des Stadtrats auswirkt, ist noch unklar. Bürgermeister Janik stellte das erforderliche Prozedere für die Stadtratssitzung am kommenden Montag oder für Oktober in Aussicht.