Mit großem Selbstbewusstsein zieht der Starnberger Kreisverband der FDP in den anstehenden Kommunalwahlkampf. Beim traditionellen Jahresabschluss der Liberalen auf Kloster Andechs begrüßte Kreisvorsitzende Britta Hundesrügge am Freitag gut drei Dutzend Mitglieder des derzeit insgesamt 232 Mitglieder zählenden Verbands, der damit - bezogen auf die Mitgliederdichte pro Einwohner - laut Hundesrügge bundesweit weiterhin zu den liberalen Hochburgen zählt. Die bislang sechsköpfige Kreistagsfraktion der FDP, die damit einem Stimmenanteil von zehn Prozent entspricht, soll nach Vorstellungen von Hundesrügge in der kommenden Amtsperiode acht Mandatsträger umfassen. Als besondere Gäste der Veranstaltung auf dem Heiligen Berg begrüßte sie Landtags-Vizepräsident Wolfgang Heubisch sowie den Bundestagsabgeordneten und FDP-Generalsekretär Lukas Köhler.
Familiär sei der Umgang der Liberalen untereinander im Kreisverband, betonte Hundesrügge, die FDP treffe politische Entscheidungen "mit Herz und Verstand ohne Aktionismus und Populismus". Erfolgreich habe man sich etwa gegen die Ausrufung des Klimanotstandes im Landkreis gewehrt: Dies sei "Aktionismus und Alarmismus". Wer tatsächlich glaube, es herrsche Klimanotstand, der wolle auch keine Sportveranstaltungen, Kultur oder Volksfeste, sagte sie. Man brauche vielmehr einen "Klimaschutz mit Sinn und Verstand, aber keinen Ablasshandel". Die FDP habe daher einen "Plan für eine Klimaoffensive" vorgelegt, der helfen soll, bis 2035 vollständig auf regenerative Energien zur Versorgung des Landkreises zurückgreifen zu können.
In ihrer Selbstwahrnehmung zieht die FDP-Kreistagsfraktion eine durchaus positive Bilanz ihres Wirkens. Dazu zählt etwa die Unterstützung ökologisch und innovativ gestalteter Gewerbegebiete für eine erfolgreiche Wirtschaft als "Garant für Wohlstand", bedarfsgerechter und umweltfreundlicher Verkehr oder eine moderne Gesundheitsversorgung im Landkreis. Darunter falle auch eine "konstruktive Begleitung" zur Zusammenlegung der Krankenhäuser in Seefeld und Herrsching. Im Hinblick auf den Themenkomplex "Bildung" brachte der einstige Wissenschaftsminister Heubisch eine Idee ein: Der Landkreis Starnberg solle sich als Hochschul- oder Universitätsstandort etablieren.
Auch Landratskandidat Cedric Muth verspürt derzeit "einen Riesenaufbruch in der Partei". Der Kreisverband sei motiviert, "alle brennen auf diesen Wahlkampf", sagte er. Muth kritisierte, dass wichtige Entscheidungen im Kreistag vertagt worden seien und Schulden in Höhe von 180 Millionen Euro. Gleichwohl stehe die FDP hinter den Projekten - auch wenn die Erweiterung des Landratsamtes zu teuer und eine enorme personelle Fluktuation festzustellen sei. Die FDP wendet sich gegen eine Awista-Müllumladestation in Weßling. Muth bezeichnete das Vorhaben als "ökologischen Unfug". Der Landkreis solle die bereits existierende Anlage eines gewerblichen Anbieters nutzen. Im Hinblick auf den Bau des B2-Tunnels überraschte er mit der Aussage, dass Starnbergs Stadtrat einen Bürgerentscheid in dieser Frage "durch einen Bauerntrick, einen Winkelzug" verhindert habe.
Einen weiten Bogen von der Bundes- zur Kommunalpolitik schlug Lukas Köhler als Hauptredner der Veranstaltung. Er zeichnete Rudolf Lindermayer aus Seefeld für seine 25-jährige Mitgliedschaft aus. Ein besonderer Ehrentag wurde es auch für Rudi Bertsch aus Berg: Er feierte seinen 83. Geburtstag.