Starnberg:Fahrgast gegen Kopf getreten

Das Gericht schickt einen 18-jährigen Gewalttäter aus Gilching drei Jahre und drei Monate ins Gefängnis.

Michael Berzl

Gilching/Starnberg - Wieder hat ein Jugendlicher zugetreten. Grundlos und völlig überraschend für sein Opfer, das nach einem Diskobesuch in Steinebach in der S-Bahn nach Herrsching saß. Der Täter, ein notorischer Schläger aus Gilching, hat sich an den Haltestangen im Zug nach oben gezogen, um sein Opfer mit dem Fuß am Kopf zu treffen. Zuvor hatte er noch nach einer Zigarette gefragt. Die Attacke im März vergangenen Jahres verlief einigermaßen glimpflich; im Gesicht des 19-jährigen Schülers aus Weßling, der angegriffen worden war, blieb nur ein roter Fleck. Gleich nach dem Tritt wurde der damals 17-jährige Angreifer von seinen Freunden zurückgehalten. Nun weist die Justiz den jungen Mann in die Schranken. Mit Blick auf etliche einschlägige Vorstrafen schickt ihn das Starnberger Jugendschöffengericht für drei Jahre und drei Monate ins Gefängnis. Der Angeklagte bestritt den Fußtritt.

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Eine lange kriminelle Karriere endet nun mit einer Haftstrafe. Foto: dpa

(Foto: dpa)

Die Vorsitzende Richterin Anneliese Plattner machte in der dreistündigen Verhandlungam Donnerstag deutlich, dass sie die Tat des Gilchingers durchaus auch vor dem Hintergrund der sich häufenden Übergriffe in Bahnhöfen sieht, die zum Teil ja schon tödlich endeten. "So ein heftiger Tritt mit dem beschuhten Fuß in das Gesicht eines sitzenden Opfers ist grundsätzlich lebensbedrohlich", sagte sie in ihrer Urteilsbegründung. Mit dem Strafmaß folgte das Gericht exakt dem Antrag des Staatsanwaltes.

Demnach muss der Angeklagte, der gerade einmal volljährig ist für längere Zeit hinter Gitter. Der 18-jährige, der eher schmächtig wirkt, hat schon eine lange kriminelle Karriere hinter sich. Mit Schulverweis war er von der Hauptschule geflogen; er war erst 15, als er zum ersten Mal wegen Körperverletzung vor Gericht stand. Es folgten weitere Verurteilungen, unter anderem wegen gemeinschaftlicher Erpressung, unerlaubten Waffenbesitzes, Diebstahl und Beleidigung. Zwei Versuche, eine Ausbildung zu machen scheiterten.

Mehrfach hatte der Gilchinger die Chance erhalten, sein Leben zu ändern. Doch ein Antiaggressionstraining, das er eigentlich nach einer Bewährungsauflage absolvieren sollte, hat er nie begonnen. Der 18-Jährige erweist sich bisher als völlig unbelehrbar, denn zu dem Zeitpunkt, als er in der S-Bahn zutrat, war er schon zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Die Vorladung zu einer Gerichtsverhandlung wegen einer anderen Straftat hatte er da schon erhalten. Der mehrfach Vorbestrafte wusste also, um was es diesmal für ihn geht. Vergeblich versuchte er, sein Opfer zu überreden, seine Strafanzeige zurückzuziehen und bot nach dessen Angaben als Belohnung sogar einen Motorroller an. Um eine Unterredung unter vier Augen zu erzwingen, zerrte der 18-Jährige im vergangenen April die damalige Freundin seines Opfers am Argelsrieder Bahnhof eine Treppe hinunter. Auch dieser Übergriff floss nun in das Urteil ein.

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