Seit mehr als acht Jahren gibt es eine Fachoberschule (FOS) in Starnberg. Angeboten werden die Zweige Sozialwesen, internationale Wirtschaft sowie Wirtschaft und Verwaltung. Von Beginn an ist diese Schule aber ein Provisorium in Übergangslösungen, der Unterricht findet in angemieteten Räumen statt, die auf mehrere Gebäude verteilt sind. Und so bleibt das auch noch etliche Jahre. Ein Neubau kann frühestens 2030 in Betrieb gehen, die Kosten prognostiziert der Kreiskämmerer inzwischen mit fast 83 Millionen Euro. Das wurde in dieser Woche in einer Ausschusssitzung der Starnberger Kreisräte bekannt. An den Verzögerungen hat offenbar auch die Stadt Starnberg ihren Anteil.
Immer teurer, immer später: Diese Entwicklung setzt sich also weiter fort. Jedes Mal, wenn Kreiskämmerer Stefan Pilgram die Kreisräte über den Stand der Dinge informiert, sind die Kosten wieder gestiegen, und der Baubeginn rückt weiter nach hinten. Wie die Stadt Starnberg mit dem Großprojekt auf dem ehemaligen Gelände ihres Bauhofs in der Nähe des Bahnhofs Nord umgeht, macht es für den Landkreis nicht gerade leichter. Das Rathaus mit einer ohnehin schon stark belasteten Bauabteilung muss noch baurechtliche Grundlagen nachbessern, sieht das aber nicht als die wichtigste Aufgabe an. Auf der Prioritätenliste steht die FOS nicht mehr ganz oben, die Arbeit an dem dafür nötigen Bebauungsplan sei "mit eingeschränktem Einsatz" in Aussicht gestellt worden, heißt es in den Unterlagen für die Kreisräte. Nun sei ziemlich ungewiss, wie lange das dauert. Von einem "undefinierbaren Zeitraum" ist die Rede, das kann ein halbes Jahr sein oder auch ein Jahr mehr. Im Ausschuss am Dienstag wurde das kaum kommentiert, nur Grünen-Kreisrätin Anne Franke sprach von "Problemen mit der Stadt Starnberg".
Diese Probleme bringen nicht nur weitere Verzögerungen mit sich, sondern auch erhebliche finanzielle Risiken. Auf die nach aktuellem Stand kalkulierten Kosten muss Kämmerer Pilgram nämlich pro Jahr etwa drei Prozent draufschlagen. Und so klettern die Ausgaben für den finanziell ohnehin schon gebeutelten Landkreis nach oben. Es ist erst zwei Jahre her, da lag das Limit bei 70 Millionen Euro, jetzt sind schon wieder mehr als zehn dazugekommen.

Der Landkreis hat noch mehr Millionenprojekte in Arbeit: den Neubau des Herrschinger Gymnasiums etwa, der schon läuft und ebenfalls vom Büro des Architekten Felix Schürmann geplant wurde, die Generalsanierung des Tutzinger Gymnasiums, die noch bevorsteht, und irgendwann soll eigentlich am Rand von Herrsching auch noch eine komplett neue Klinik entstehen. Auf diese Weise entsteht ein immenser Schuldenberg. Es gibt Kreisräte, die rechnen in ihren düsteren Prognosen für die Zukunft schon in Hundert-Millionen-Schritten. Der FW-Kreisrat und Feldafinger Bürgermeister Bernhard Sontheim etwa spricht schon von einer Gesamtverschuldung von einer halben Milliarde Euro für den Landkreis. Das wären allerdings unerhörte Dimensionen.
Und es gibt Kreisräte, die angesichts der ohnehin schon eingeplanten Schulden und der stets steigenden Kosten für den Schulbau Zweifel haben, ob das überhaupt noch bezahlbar ist. "Können wir uns das noch leisten?", fragt etwa die CSU-Kreisrätin Brigitte Kössinger, die als Gautinger Bürgermeisterin weiß, wie weh das einer Gemeinde tut, wenn sich der Landkreis immer mehr Geld von den Kommunen holt, um seine eigenen Aufgaben zu finanzieren.


Zugleich wird nun alles Mögliche versucht, um zu sparen. Da steht dann zur Debatte, für die Seitenteile von Treppen lackierten Stahl statt Holz zu verwenden, Edelstahlnetze an Geländern durch Stabgittermatten zu ersetzen oder auf das bisher vorgesehene Streckmetall als Verkleidung an Decken und Wänden zu verzichten und stattdessen Gitterroste zu montieren; ein schlichtes und billigeres Industrieprodukt. "Einbußen im Erscheinungsbild", lautet eine schriftliche Anmerkung zu diesem Vorschlag. Anders ausgedrückt: Sehr elegant sieht das dann wohl nicht mehr aus. Die Entscheidung, wie weit der Kreis beim Sparen gehen will oder muss, ist aber noch nicht gefallen.
Einstimmig entschieden ist trotz aller Bedenken, die Planungen der FOS fortzusetzen. Auf einem etwa 2,7 Hektar großen Grundstück am Seilerweg sollen demnach irgendwann Unterrichtsräume für 825 Schüler zur Verfügung stehen. 24 Klassenräume sind in dem sechsstöckigen Gebäude vorgesehen, eine Turnhalle und darunter eine Tiefgarage für 112 Autos. Auf dem Dach soll eine Photovoltaikanlage installiert werden. Einstweilen wird aber in Räumen unterrichtet, die der Landkreis angemietet hat. Es sind Interimslösungen auf ungewisse Zeit.