Starnberg:Stadtrat Patrick Janik fordert Bürgermeisterin Eva John heraus

Starnberg: Bürgermeisterkandidat Patrick Janik

Neben Radfahren und Bergsteigen gehört Kochen zu Patrick Janiks Hobbys. Als Jurist einer Münchner Kanzlei widmet er sich insbesondere den Fachgebieten Immobilienrecht und Öffentliches Recht.

(Foto: Nila Thiel)

Der 43-Jährige gilt als aussichtsreichster Gegenkandidat, weil ihn ein Fünf-Parteien-Bündnis unterstützt. Der Anwalt will die Stadt versöhnen.

Von Peter Haacke

Vor großen Herausforderungen steht die Kreisstadt Starnberg: Ob Seeanbindung, Verkehr, Gewerbegebiete oder Neugestaltung der Innenstadt - "die nächsten Jahre sind entscheidend", sagt Patrick Janik. Der 43-jährige Rechtsanwalt, seit 2015 Stadtrat für die Unabhängige Wählergemeinschaft (UWG), kandidiert im kommenden März bei der Bürgermeisterwahl in Starnberg und gilt als erster Herausforderer von Amtsinhaberin Eva John (BMS). Ungewöhnlich genug: Seine Kandidatur wird von einem breiten Fünf-Parteien-Bündnis gestützt, das eine Wachablösung im Rathaus für dringend erforderlich hält.

"Ich bin überzeugt davon, dass die Mehrheit der Bevölkerung die Nase voll hat vom giftigen Ton, der teilweise in der Starnberger Politik herrscht", sagt Janik. Er ist weder Polterer noch Provokateur, in der politischen Debatte schwingt er als Waffe nicht die grobe politische Keule, sondern setzt lieber aufs feine Florett mit sorgsam formulierten Beiträgen. Den demokratischen Umgang mit Andersdenkenden und den sachlichen Blick aufs Machbare hat Janik von Kindesbeinen an in einer hoch politisch geprägten Familie erlernt: Sein Vater war Heiner Janik, einst Landrat von Dresden (1991 bis 1995) und des Münchner Landkreises (1996 bis 2008).

Seinen Einstieg in die Kommunalpolitik fand Patrick Janik 2013 aus Verärgerung über den gegenseitigen Umgang der politischen Lager in Starnberg. Speziell beim Thema Tunnelbau hatten zu dieser Zeit einige Gruppierungen laut Janik "die Grenzen des Vernünftigen weit hinter sich gelassen". Getreu seinem Credo, dass Gemeinsinn nur dann funktionieren kann, wenn man auch Verantwortung übernimmt, schloss er sich neben seiner Mitgliedschaft im CSU-Kreisverband München-Land der Starnberger UWG an, der schon sein Vater angehört hatte. 2015 bei den Neuwahlen des Stadtrats stellte ihn die UWG auf den Spitzenplatz ihrer Liste, Janik nahm das Ehrenamt als jüngster Stadtrat an.

Die Arbeit im Gremium erwies sich schnell als anspruchsvoller, als Janik sich das vorgestellt hatte. Diverse Vorkommnisse in der politischen Debatte, das von Beginn an gestörte Verhältnis zwischen Bürgermeisterin und Stadtrat sowie eine fragwürdige Zusammenarbeit mit der Verwaltung machten das Vorhaben in seinen Augen nicht einfacher. Als Ursache dafür, dass es "oft knirscht in den Sitzungen", hat Janik mangelnde Transparenz und mangelnde Einbindung des Stadtrats durch die Bürgermeisterin - auch durch jahrelangen Verzicht auf Besprechungen mit den Fraktionsvorsitzenden - ausgemacht. "Das müsste nicht so sein", sagt Janik, der zu den meisten Kollegen und Kolleginnen im Gremium über alle Parteigrenzen hinweg ein respektvolles, teils sogar freundschaftliches Verhältnis pflegt.

Janik ist in Starnberg geboren, aufgewachsen und lebt mit seiner Ehepartnerin in der Kreisstadt. Er ist im Beirat der "Starnberger Tafel", Mitglied im Starnberger Sozialwerk und schließlich "stolzes Mitglied im Förderverein der Starnberg Argonauts", den Footballern des TSV Starnberg. Neben Radfahren und Bergsteigen ist Kochen sein Hobby, besonderes Interesse gilt den Themenkomplexen Geschichte und Politik. Als Jurist der Münchner Kanzlei "Waigel Rechtsanwälte" widmet er sich insbesondere den Fachgebieten Immobilienrecht und Öffentliches Recht.

Das politische Miteinander positiv beeinflussen, Vertrauen schaffen durch Offenheit und Transparenz sowie die Sprachlosigkeit und den tiefen Graben der politischen Lager überwinden, "die der Tunnel hinterlassen hat", sind Janiks primäre Ziele. Er möchte jeden möglichst fair behandeln - "vor allem, wenn man unterschiedlicher Meinung ist". Dahinter steht der Versuch, die Stadt wieder zu versöhnen, und das zwischenzeitlich herrschende "Klima der Beklemmung" in der Bevölkerung zu beenden.

Er sei nicht fehlerfrei, gesteht Janik, "vielleicht denke ich manchmal zu kompliziert und hinterfrage Dinge zu sehr". Aber einen Fehler "mache ich nur einmal", sagt er. Die Stadt habe in den vergangenen Jahren "sehr üppig gelebt mit vielen teuren Kleinigkeiten". Doch Starnberg habe mit Blick auf Haushalt und Zukunftsprojekte wie Seeanbindung, Feuerwehr, Gewerbeansiedlung oder Wohnungsbau "Dinge vor der Brust, die Geld kosten werden". Zudem will er die Rechte der Einwohner stärken durch ein "bürgerorientierteres Verständnis von Verwaltung".

Nach den Europawahlen startet Janik in den Wahlkampf. Die Kandidatur ist allerdings mit Risiko behaftet, denn als Preis für die Unterstützung forderte etwa die SPD, dass Janik "parteifrei" kandidieren muss und nicht als UWG-Spitzenkandidat. Somit setzt Janik alles auf eine Karte: Wird er kein Bürgermeister, ist er die nächsten sechs Jahre komplett raus aus dem kommunalpolitischen Geschäft. Umso mehr hofft er auf Unterstützung von CSU, UWG, SPD, Bürgerliste und Parteifreien, wobei es letztere allerdings voraussichtlich von 2020 an nicht mehr geben wird.

Zu seinem Bedauern mochten die Grünen, die Kerstin Täubner-Benicke ins Rennen schicken, nicht auf eine eigene Kandidatin verzichten, wobei dies in der aktuellen Situation "ein Stück weit zu erwarten" gewesen sei. Gleichwohl hat er nicht vergessen, dass sich bei einer Weihnachtsfeier 2016 Grünen-Stadtrat Franz Sengl im Scherz als Janiks "Wahlkampfmanager" angeboten hatte.

Seine Kandidatur will Janik als "Friedensangebot an alle Parteien und Gruppierungen im Stadtrat zur konstruktiven Zusammenarbeit für Starnbergs Zukunft" verstanden wissen. Nach Jahren zunehmender Unzufriedenheit mit der Politik der amtierenden Bürgermeisterin ist es für ihn ein Versuch, die Stadt wieder zu versöhnen. "Starnberg", sagt Janik, "hat eine andere Art der Amtsführung verdient."

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