Martina Neubauer erreichen die Wahlergebnisse irgendwo in einer Bed-and-Breakfast-Unterkunft zwischen Rostock und Kopenhagen. Die Grünen-Politikerin aus dem Starnberger Kreisvorstand ist trotz Rad-Urlaubs entsprechend frustriert. „Das tut richtig weh“, kommentiert sie die 17,9 Prozent im Landkreis Starnberg, befand sich die Partei dort vor fünf Jahren mit knapp 26 Prozent doch im Höhenflug. Nun der Absturz. Woran es lag? Womöglich gab es zu wenig direkten Austausch mit den Wählern – keine Haustürbesuche, zu wenig Wahlstände, lauten ihre ersten Analysen. Gerade die jungen Wähler habe man so vielleicht verpasst. „Die haben erstaunlich stark die kleinen Splitterparteien gewählt“, so Neubauer. Für sie sei die Wahl dennoch kein Grund, den Kopf hängenzulassen. „Wir werden weiter für die richtigen Dinge kämpfen.“
Europawahl 2024:So hat der Landkreis Starnberg 2019 gewählt
Wie gehen die Parteien im Landkreis Starnberg ins Rennen? Und wie stimmen die Menschen hier im Vergleich zu ganz Deutschland ab? Die Ergebnisse der EU-Wahl in Grafiken und Karten.
Während die Grünen ausscheren, können CSU und SPD ihre Ergebnisse von 2019 halten. Die CSU liegt im Landkreis mit 37,7 Prozent nahezu auf gleichem Niveau wie 2019 (37,2 Prozent). Und auch die SPD hält sich mit 8,8 Prozent stabil (8,6 Prozent 2019). Die Freien Wähler legen leicht zu, von 3,9 (2019) auf 4,6 Prozent. Und auch die AfD gewinnt im Landkreis dazu; sie erreicht 7,8 Prozent. 2019 lagen die Rechtspopulisten noch bei 6,4 Prozent.
Zu den Gewinnern in Starnberg gehören zudem Volt (3,2 Prozent) und das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), das aus dem Stand 3,1 Prozent im Landkreis erreicht. Außerdem die Liberalen, die von 5,8 Prozent (2019) auf 7,6 Prozent springen. „Unermüdliches Eintreten für eine liberale Politik in der Bundesregierung sowie unsere klare Haltung für die Unterstützung der Ukraine zahlen sich aus“, kommentiert der FDP-Kreisvorsitzende Paul Friedrich die Ergebnisse.
Landrat Stefan Frey (CSU) erklärt die Wahlergebnisse mit einem „ampelkritischen Kurs, der sich verfestigt hat“. Der Landkreis schere da kaum aus. Die FDP sei im Fünfseenland traditionell stark und Volt habe mit dem Gastwirt Jochen Nibbe in Herrsching ein bekanntes Gesicht. Anders als das Bündnis Sahra Wagenknecht, dessen Drei-Prozent-Erfolg er als „reine Protestwahl“ einstuft. Ihn besorgt der starke Zuwachs der kleinen Parteien. Die Verluste der Grünen hatte Frey erwartet. „Das ist der bundespolitische Trend.“ Die Wahlbeteiligung lag mit 73,8 Prozent noch einmal höher als 2019 mit 71,9 Prozent.