Süddeutsche Zeitung

Umfrage zur Bundestagswahl:Grüne im Wahlkreis Starnberg erstmals vor CSU

Das Rennen zwischen Martina Neubauer und Michael Kießling ist offen. Selbst der CSU-Abgeordnete erwartet einen "heißen Kampf" ums Direktmandat.

Von Armin Greune und David Costanzo

Wer zieht fürs Fünfseenland in den Bundestag ein? Bislang war die CSU auf das Direktmandat abonniert - und das schon seit Jahrzehnten. Nun sagen gleich zwei Studien für den Wahlkreis ein knappes Rennen voraus: Eine sieht die CSU derzeit leicht vorn, die andere errechnet erstmals sogar einen knappen Vorsprung für die Grünen. 2017 gewann Michael Kießling (CSU) das Mandat unangefochten. Nun erwartet selbst er einen "heißen Kampf".

Die Grünen-Kandidatin Martina Neubauer sieht sich und ihre Partei im Aufwind. "Wir haben schon immer ausgerufen, dass wir das Direktmandat nicht ausschließen", sagt die Bezirks- und Kreisrätin. Derzeit erhalte sie in E-Mails viel Unterstützung "aus einem Umfeld, wo es nicht zu erwarten war". Sie spüre, "dass es Zeit für Änderungen ist und uns Grünen viel Vertrauen entgegengebracht wird". Sie zeigt sich zuversichtlich, am 26. September ins Parlament einzuziehen. Bei der Aufstellung der Landesliste hatte sie jüngst allerdings eine Schlappe einstecken müssen, als sie auf Platz 31 landete.

Das scheint sie abgehakt zu haben. "Wir sind schon voll im Wahlkampf-Modus, unsere tolle Kanzlerkandidatin und steigende Mitgliederzahlen motivieren uns total." Gerade sei sie zwar "unglaublich viel digital unterwegs", aber wenn es die Pandemie-Regelungen wieder erlaubten, wolle sie von Haustür zu Haustür ziehen, um die Wählerinnen und Wähler zu überzeugen: "Ich freu' mich schon sehr darauf, mit den Menschen vor Ort ins Gespräch zu kommen."

Die neueste Ausgabe der wöchentlichen Umfrage des Instituts Insa gibt erstmals der Grünen-Kandidatin im Wahlkreis 224 für die Landkreise Starnberg und Landsberg sowie die Stadt Germering einen knappen Vorsprung, der im direkten Vergleich weniger als drei Prozentpunkte ausfällt. Für die Berechnung koppelt das Institut seinen bundesweiten Meinungstrend mit einer Modellrechnung für die Kreise.

Der Anbieter Election.de sieht dagegen den CSU-Abgeordneten Kießling in der bereits vergangene Woche veröffentlichten Projektion vorn und sagt ihm derzeit einen wahrscheinlichen, aber lange nicht sicheren Einzug voraus. Oder in den Zahlen des Rechenmodells, in das laut Anbieter unter anderem frühere Wahlen und demoskopische Trends einfließen: Die CSU erhält derzeit eine Gewinnwahrscheinlichkeit von 88 Prozent, die Grünen zwölf Prozent.

Michael Kießling räumt ein, dass sich die Vorzeichen verändert haben. Wegen der Corona-Politik und des Entscheidungsprozesses um die Kanzlerkandidatur herrsche "derzeit eine schwierige Situation". Nun gelte es für die Union, "Positionen und Ziele verstärkt herauszuarbeiten". Angesichts der aktuellen Skandale um fragwürdige Politiker-Geschäfte lege sich die Union gerade einen neuen Leitfaden zu, der mehr Transparenz über Nebenverdienste und Beteiligungen der Abgeordneten schaffen soll.

Letztendlich aber entscheide das Votum am Wahltag: "Das ist immer abhängig von der aktuellen Stimmungslage", sagt Kießling. Er ist überzeugt, "dass ich für den Wahlkreis gute Arbeit geleistet habe und hoffe, dass den Leuten schon bewusst ist, wie ich mich hier in den letzten Jahren eingesetzt habe und wie viel ich im Wahlkreis unterwegs war".

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SZ vom 29.04.2021
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