Süddeutsche Zeitung

Starnberg:Erfolgreiches Casting

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Intendant Sczygiol besetzt fast alle Hauptrollen der Oper Médée

Von Tabea Braun, Starnberg

Sie tötet die neue Frau ihres Exmanns und ersticht anschließend die eigenen Kinder. Trotzdem sieht Andreas Sczygiol, Intendant und musikalischer Leiter der "Oper in Starnberg", in Medea nicht das "durch und durch Böse". Die Gestalt aus der griechischen Mythologie habe vielmehr eine "zersplitterte Persönlichkeit", sagte er bei einem Pressegespräch. Sicher ist: Mit der Aufführung der Oper "Médée" des Komponisten Luigi Cherubinis bringt Sczygiol die großen Gefühle nach Starnberg. Premiere ist im Juli kommenden Jahres; am Wochenende besetzten der Intendant und Regisseurin Ada Ramzews die wichtigsten Rollen.

Es ist bereits das vierte große Werk, das der Verein "Oper in Starnberg" auf die Bühne der Schlossberghalle holt. Mit dem ursprünglich französischen Stück aus dem Jahr 1797 wagt sich die Gruppe nun wieder an relativ unbekannten Stoff, denn "Medea" schafft es nur selten auf die Spielpläne der großen Opernhäuser, sagt Sczygiol. Für ihn ist es eines der Meisterwerke, das sich mit den "Menschheitsthemen" beschäftige und immer noch aktuelle Gefühle widerspiegele.

Die Begrenztheit der Gestaltungsmittel in der Starnberger Multifunktionshalle sieht Regisseurin Ramzews, die bereits 2016 Glucks "Orphée et Eurydice" inszeniert hatte, durchaus als Chance. Sie muss sich auf das Wesentliche konzentrieren, der Fokus liegt stärker auf der Musik und den Persönlichkeiten, insbesondere der Medea.

Für diese emotional höchst anspruchsvolle Rolle holt Sczygiol die Sopranistin Marieke Wikesjo zurück nach Starnberg. Sie sang 2015 den Part der Nedda in "Der Bajazzo". Weiteren drei Hauptrollen wurden nach einem Casting vergeben, zu dem Sänger aus ganz Europa anreisten: Die Rolle der Dircé (Sopran), der Tochter von Créon, übernimmt Yuna-Maria Schmidt aus Eichenau, sie hat bereits in namhaften Häusern kleinere Partien übernommen. Als Néris (Mezzo-Sopran), als Dienerin von Medea, tritt Solgerd Isalv auf, "sie hat uns beim Vorsingen mit Ihrer Energie und einer wirklich grandiosen Darbietung schier umgehauen", so Sczygiol. Isalv lebt in Nürnberg und singt dort an der Oper. Und den Créon (Bass-Bariton) singt Timon Führ aus Frankfurt, der ebenfalls durch virtuose Technik und Vitalität auffiel. Die Rolle des Jason ist noch nicht besetzt.

Da alle deutschen Fassungen der Oper relativ alt sind, kommt in Starnberg eine eigene Übersetzung zum Einsatz. Die musikalische Urfassung bleibt dagegen unverändert, wie im Original werden die Dialoge gesprochen. Das Vokalensemble Fünfseenland, aus dem der Verein "Oper in Starnberg" hervorging, bildet wie auch bei den vergangenen Aufführungen den Chor. Die Proben beginnen im Dezember. Premiere ist am 5. Juli, eine zweite Aufführung gibt es am 8. Juli.

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Quelle:
SZ vom 11.08.2017
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