Starnberg:Eltern gegen Studiengebühren

Vor allem die ältere Generation unterstützt im Landkreis Starnberg das Volksbegehren. Erst drei Prozent der Wahlberechtigen haben sich eintragen lassen.

Von Christine Setzwein

Bruck: Info-Stand gegen Studiengebuehren

Bis Ende des Monats können sich die Wahlberechtigten in den Rathäusern noch für das Volksbegehren eintragen lassen. Foto: Simon

(Foto: Johannes Simon)

Wäre die Eintragungsfrist heute zu Ende, wäre das Volksbegehren gegen Studiengebühren zumindest im Landkreis Starnberg gescheitert. Nach einer Woche dümpelt die Zahl der Stimmberechtigten, die sich in die Listen eingetragen haben, im Durchschnitt bei drei Prozent dahin. Bayernweit müssen es zehn Prozent werden, damit es zum Volksentscheid kommen kann.

Die Nummer 369 und 370 im Starnberger Rathaus sind Susanne und Bernhard Sandleitner. 370 von 16 541 Stimmberechtigten, das sind gerade einmal 2,23 Prozent. "Erschreckend wenig", meinen die Eltern von zwei Töchtern. Beide Mädchen wollen studieren, bei einer Studiengebühr von je 500 Euro pro Semester wären das für die Familie des technischen Angestellten pro Jahr etwa 1000 Euro - denn pro Familie muss nur ein Kind die Gebühren bezahlen, jedes weitere kann sich von den Gebühren befreien lassen. Aber auch die 1000 Euro sind eine spürbare Belastung. Sandleitner: "Das geht wirklich ins Geld, und nicht alle sind betucht in Starnberg." Ein Volksentscheid gegen Studiengebühren sei jedenfalls sehr wichtig, denn auf die Aussagen von Politikern vertrauen die beiden nicht.

In Tutzing hatten sich bis zum gestrigen Mittwoch 216 von 7211 Stimmberechtigten in die Liste eingetragen. Das sind knapp drei Prozent. In Herrsching waren es 376 von 7496, immerhin 5 Prozent. In Gauting unterschrieben bis zu Mittag 550 - bei 14 382 Stimmberechtigten 3,8 Prozent. Allerdings, sagte Geschäftsleiter Joachim Graf am Nachmittag, sei gerade "die Hölle los" im Raum mit den Eintragungslisten. Laut Brunhilde Hink ist auch am ersten Tag des Volksbegehrens der Andrang groß gewesen. Dann kann es auch schon mal sein, dass die Leute warten müssen. Denn die Angestellten in den Rathäusern müssen natürlich auch den normalen Parteienverkehr bearbeiten, zum Beispiel Pässe oder Führungszeugnisse ausstellen.

So wie in Herrsching. Am "langen" Dienstag habe es lange Wartezeiten gegeben, sagt Andrea Sigl, die Leiterin des Einwohnermeldeamts. Da sei auf dem Gang schon auch mal geschimpft worden von denen, die sich nur schnell in die Volksbegehren-Liste eintragen wollten. Auffällig in allen Rathäusern ist, dass sich viele Eltern und Großeltern gegen die Studiengebühr aussprechen. "Ich höre oft als Begründung: Mein Enkel studiert", sagt Sigl. Im Gautinger Rathaus trifft Joachim Graf immer wieder Eltern, deren Kinder bald Abitur machen.

Es gibt für die Initiatoren also noch viel zu tun, wenn das Begehren nicht durchfallen soll. Das weiß auch Martina Neubauer vom Aktionsbündnis Starnberg. Deshalb wird am kommenden Samstag am Kirchplatz ein Infostand aufgebaut. Ein Lotse könnte dann mit den Bürgern, die sich noch eintragen wollen, ins Rathaus gehen, das von 10 bis 12 Uhr geöffnet hat. Am heutigen Donnerstagabend, bevor die "Gala der guten Taten" beginnt, will das Bündnis vor der Schlossberghalle Flyer verteilen. Flyer sollen auch noch an alle Starnberger Haushalte gehen. Über das Internet will Neubauer ebenfalls alle Bekannten aufrufen, dass sie sich in die Listen eintragen. Und sie appelliert an alle Schüler und Studenten, dass sie ihre Eltern, Opas, Omas, Tanten und Onkel davon überzeugen, am Volksbegehren teilzunehmen.

Das Volksbegehren "Für echten Nichtraucherschutz" im Jahr 2009 kam im Landkreis Starnberg immerhin auf 16,7 Prozent.

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